1. Startseite
  2. Lokales
  3. Holzkirchen
  4. Holzkirchen

Umgestaltung Bahnhof Holzkirchen: So sehen die Siegerentwürfe aus

Erstellt:

Von: Katrin Hager

Kommentare

Stellten am Donnerstag die Entwürfe vor: (v.l.) Isabella Britze vom Bauamt, Vize-Bürgermeisterin Birgit Eibl, Josef Walser, Leiter Bauamt-Verwaltung, und Wettbewerbsbetreuer Martin Gebhardt.
Stellten am Donnerstag die Entwürfe vor: (v.l.) Isabella Britze vom Bauamt, Vize-Bürgermeisterin Birgit Eibl, Josef Walser, Leiter Bauamt-Verwaltung, und Wettbewerbsbetreuer Martin Gebhardt. © Steffen Gerber

Wie der Bahnhof Holzkirchen als Mobilitätsdrehscheibe der Zukunft aussehen könnte, darüber haben sich zehn Architekturbüros die Köpfe zerbrochen. Jetzt gibt es drei Preisträger, die Entwürfe sind in einer Ausstellung zu sehen.

Holzkirchen – Mit ihrem eigenen Bahnhof haben die Stuttgarter nicht unbedingt ein glückliches Händchen bewiesen. Mit dem Entwurf eines Stuttgarter Architekturbüros für die Neuordnung des Bahnhofsareals in Holzkirchen dagegen war das Preisgericht aus Architekten, Stadt- und Verkehrsplanern, Gemeinderäten und sachverständigen Vertretern von Deutscher Bahn, RVO, Verwaltung und Behörden hochzufrieden. „Das funktioniert“, befand Architekt und Stadtplaner Martin Gebhardt vom Büro Dömges, das das Verfahren für die Marktgemeinde begleitet.

In einem städtebaulichen Wettbewerb haben sich zehn Büros mit Entwürfen beteiligt, Am Freitag vor einer Woche hat die Jury aus zehn Einsendungen die Sieger gekürt, die am Donnerstag in der Aula der Grundschule I präsentiert wurden. Die Wettbewerbssumme beträgt 81 000 Euro, davon 45 000 Euro für die Preisgelder der Plätze 1 bis 3 und den Anerkennungspreis.

Die Sieger: Den 1. Preis im städtebaulichen Wettbewerb fürs Bahnhofsareal holten Manuel Rausch (r.) und Zosine Seybold vom Stuttgarter Büro Studio-MRA. 
Die Sieger: Den 1. Preis im städtebaulichen Wettbewerb fürs Bahnhofsareal holten Manuel Rausch (r.) und Zosine Seybold vom Stuttgarter Büro Studio-MRA.  © Steffen Gerber

Die Anforderungen

52 000 Quadratmeter Fläche gilt es neu zu ordnen, um eine Mobilitätsdrehscheibe der Zukunft zu bekommen. Wesentliche Flächen sind im Besitz der Bahn. „Die Bahn war nach einer Aufwärmphase sehr kooperativ“, berichtet Gebhardt. Rund 17 000 Personen nutzen werktags den Bahnhof Holzkirchen. „Ganz Holzkirchen legt sich einmal am Tag am Bahnhof um“, machte Zweite Bürgermeisterin Birgit Eibl deutlich, die bei der Präsentation Rathauschef Christoph Schmid vertrat.

Klarer Favorit des Preisgerichts: Der leicht abgesetzte Bereich zeigt den überplanten Umgriff des Bahnhofs mit Mehrparteienhäusern und Parkhaus mit Nahversorger im Norden (l.) und dem Vorplatz (r.). „Wenn man es kaum sieht, ist das ein gutes Zeichen“, meint Architekt Manuel Rausch: Dann füge sich die Neuplanung gut in die vorhandenen Strukturen ein.
Klarer Favorit des Preisgerichts: Der leicht abgesetzte Bereich zeigt den überplanten Umgriff des Bahnhofs mit Mehrparteienhäusern und Parkhaus mit Nahversorger im Norden (l.) und dem Vorplatz (r.). „Wenn man es kaum sieht, ist das ein gutes Zeichen“, meint Architekt Manuel Rausch: Dann füge sich die Neuplanung gut in die vorhandenen Strukturen ein. © Steffen Gerber

Die Auslobung des Wettbewerbs hat den Planern eine ganze Litanei an Vorgaben und Wünschen mitgegeben, darunter ein „Haus der Bildung, Beratung und Begegnung“ für gemeinwohlorientierte und gesellschaftliche Nutzungen wie Kurse und Beratung, Platz etwa für die Holzkirchner Tafel oder die Mindestzahl von 450 Pkw-Stellplätzen, das Gros in einem Parkhaus, das – eingebettet ins Verkehrsentwicklungskonzept – auf der Nordostseite des Bahnhofs neben dem früheren Ladehof und der Erlkamer Straße stehen soll. Aus mehreren Bürgerbeteiligungsrunden seit 2019 waren ebenfalls viele Anregungen aufgenommen worden. Vor allem im Fokus: ein Bahnhofsplatz mit Aufenthaltsqualität. „Es war uns ein Anliegen, das Entree schöner zu gestalten“, fasst Eibl das Ansinnen des Gemeinderats zusammen.

Die Aufgabenstellung war für die Planer nicht ohne, berichtete Architekt Manuel Rausch, dessen Büro nun den 1. Preis bekam. Er habe sich zunächst gedacht: „Puh, aus den ganzen Problemen soll guter Städtebau werden?“

Nordöstlich der Gleise sind an der geplanten Jugendfreizeitmeile drei Mehrparteienwohnhäuser angeordnet, die das bestehende Wohngebiet nebenbei besser abschirmen. Südlich davon (r.) ist neben der bestehenden Frischeküche ein abgewinkeltes Parkhaus samt Nahversorger vorgesehen sowie ein BRB-Verwaltungsbau. Ein Vorplatz empfängt an der barrierefreien Unterführung. 
Nordöstlich der Gleise sind an der geplanten Jugendfreizeitmeile drei Mehrparteienwohnhäuser angeordnet, die das bestehende Wohngebiet nebenbei besser abschirmen. Südlich davon (r.) ist neben der bestehenden Frischeküche ein abgewinkeltes Parkhaus samt Nahversorger vorgesehen sowie ein BRB-Verwaltungsbau. Ein Vorplatz empfängt an der barrierefreien Unterführung.  © ag

Der 1. Preis

Der Knackpunkt für das Architekturbüro Studio-MRA war der Bahnhofsplatz, erklärt Gründer Manuel Rausch. „Ein Platz funktioniert als Platz nur, wenn alle Straßen auf ihn zulaufen“, erklärt der Architekt. „Bisher läuft es daran vorbei.“ Die Planung nimmt Straßen- und Sichtachsen auf. „Wir haben das eher als vernetzte Stadt gedacht.“

Südwestlich der Gleise soll der Bahnhofsplatz echten Platzcharakter bekommen, umrahmt von (v.l.) „Haus der Bildung“ in zwei Einzelgebäuden mit Café, Bahnhofsgebäude und Arbeitsagentur, Businesscenter sowie Volkshochschule, Therapeutischer Tagesstätte, Fahrrad- und Tiefgarage neben der bestehenden Metzgerei. Zur Münchner Straße (unten) hin: der Busbahnhof. 
Südwestlich der Gleise soll der Bahnhofsplatz echten Platzcharakter bekommen, umrahmt von (v.l.) „Haus der Bildung“ in zwei Einzelgebäuden mit Café, Bahnhofsgebäude und Arbeitsagentur, Businesscenter sowie Volkshochschule, Therapeutischer Tagesstätte, Fahrrad- und Tiefgarage neben der bestehenden Metzgerei. Zur Münchner Straße (unten) hin: der Busbahnhof.  © ag

2. Preis

Mit dem 2. Preis hat die Jury den Entwurf des Büros Morpho-Logic aus München ausgezeichnet. Die Wohnungen im Nordosten (oben links) des Bahnhofsareals verteilen sich auf acht drei- und vierstöckige Gebäude. Direkt entlang der Frischeküche ist daneben das Parkhaus mit Supermarkt in Dreiecksform angeordnet und scheint – ähnlich wie der Siegerentwurf – die Form des Atrium auf der anderen Gleisseite aufzunehmen. An zwei Zugängen zum Bahnhof über eine breite Rampe ist jeweils eine „Empfangsüberdachung“ mit Platz für Fahrräder vorgesehen. Der Kiss & Ride-Bereich, an dem Passagiere sich kurz zum Bahnhof bringen lassen können, ist in diesem Entwurf ebenfalls auf der Nordostseite der Gleise vorgesehen.

Dieser Entwurf für die Umgestaltung des Bahnhofsareals in Holzkirchen bekam den 2. Preis im städtebaulichen Wettbewerb.
Dieser Entwurf für die Umgestaltung des Bahnhofsareals in Holzkirchen bekam den 2. Preis im städtebaulichen Wettbewerb. © Steffen Gerber

„Es ist die einzige Arbeit mit einem relativ kompakten Vorplatz“, erläutert Wettbewerbsbetreuer Gebhardt. Der Platz mit Wasserspiel und Bäumen liegt unmittelbar vor der Empfangshalle und wird links vom „Haus der Begegnung, rechts vom Busbahnhof umrahmt. Die Volkshochschule ist im Nordosten des Platzes untergebracht, im südöstlichen Bereich des Platzes (rechts) sind weitere Gebäude parallel zu den Gleisen angeordnet, darunter eine lang gestreckte Fahrradgarage. „Wenn es nur um die Verkehrsanordnung ginge, wäre das die beste Arbeit“, so Gebhardt: Die Wege bei den Umsteigebeziehungen seien kurz. Es gebe keine Mängel, dennoch sei Platz 1 klarer Favorit der Jury gewesen.

3. Preis

Der Entwurf des Büros dv Architekten aus Dachau bekommt den 3. Preis und ebenfalls eine Einladung zur Ausschreibung der detaillierteren Planung für das Bahnhofsareal. Der Entwurf ordnet das Parkhaus als Block nördlich der Frischeküche an, die Büros für die Bayerische Regiobahn (BRB) und ein Fahrradparkhaus sind parallel zu den Schienen angeordnet, südlich grenzen Stellplätze an. Die Wohnbebauung im Nordosten (im Bild links oben) ist auf vier teils L-förmige Baukörper (drei zu sehen) aufgeteilt.

Dieser Entwurf für die Umgestaltung des Bahnhofsareals in Holzkirchen bekam den 3. Preis im städtebaulichen Wettbewerb.
Dieser Entwurf für die Umgestaltung des Bahnhofsareals in Holzkirchen bekam den 3. Preis im städtebaulichen Wettbewerb. © Steffen Gerber

Der Bahnhofsplatz südwestlich der Gleise (unten) wird zur Münchner Straße hin von Pkw-Stellplätzen begrenzt, zu den Gleisen hin von einer Bahnhofshalle. Im Westen des Platzes (unten links) ist neben Flächen für Taxi und Rufbus ein Wasserspiel eingeplant. Die bisherige Bahnhofszufahrt neben der bestehenden Metzgerei mündet in einen Shared Space – begrenzt durch ein Hostel nebst Fahrradwerkstatt und Coworkingbüros sowie dem „Haus der Bildung“ zur Münchner Straße hin. Den Platz durchzieht fast über die volle Länge ein Busterminal. Das wurde im Preisgericht als „störende Barriere“ empfunden, berichtet Wettbewerbsbetreuer Gebhardt. Auch die Höhenentwicklung insbesondere des Parkhauses wurde kritisiert. Die Punkte wären bei einer weiteren Planung aber sicher noch „heilbar“. Insgesamt sei die „klare Struktur“ gelobt worden. Auch der großzügige Platz gefiel laut Gebhardt dem Preisgericht.

So geht es weiter

Die drei Preisträger sind qualifiziert für die Ausschreibung einer detaillierteren Planung. „Es gibt noch keinen Zeitplan, aber alle Beteiligten wollen das zeitnah verfolgen“, so Gebhardt. Bis ein Rahmenplan stehe, dürften dann noch mal zwei, drei Jahre vergehen, schätzt Isabella Britze vom Bauamt, die der Jury angehörte. Städtebauliche Entwürfe sind eine Zukunftsvision, angelegt auf zehn bis 15 Jahre. Auch wenn der Weg lang ist – er lohnt, davon ist Gebhardt überzeugt: „Der erste Schritt muss zum letzten passen.“ So lang wie bei Stuttgart 21, scherzt Rausch, werde es in Holzkirchen nicht dauern.

Ausstellung der Entwürfe

Bis Samstag, 23. April 2022, sind alle eingereichten Entwürfe für das Bahnhofsareal in der Aula der Grundschule an der Baumgartenstraße ausgestellt. Geöffnet ist die Ausstellung am Karsamstag von 13 bis 18 Uhr, Ostermontag von 11 bis 18 Uhr sowie Dienstag bis Samstag, 19. bis 23. April, von 13 bis 18 Uhr (Ostersonntag ist geschlossen).

Auch interessant

Kommentare