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Linkes Spiel? Bauarbeiter werden ohne Lohn der Baustelle verwiesen und haben schlimmen Verdacht

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Von: Andreas Höger

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Lautstarker Protest: Samir Hadrovic (5.v.l.) und seine Männer forderten gestern vor der Großbaustelle am Postbräu-Areal die Auszahlung von 150 000 Euro, die ihnen der Generalunternehmer für die Ausführung der Rohbauarbeiten noch schuldet. Seit drei Monaten warten die Arbeiter auf ihre Löhne.
Lautstarker Protest: Samir Hadrovic (5.v.l.) und seine Männer forderten gestern vor der Großbaustelle am Postbräu-Areal die Auszahlung von 150 000 Euro, die ihnen der Generalunternehmer für die Ausführung der Rohbauarbeiten noch schuldet. Seit drei Monaten warten die Arbeiter auf ihre Löhne. © Steffen Gerber

Sie tröteten, hupten, buhten: Bis zu 21 Bauarbeiter standen am Dienstag vor einer Großbaustelle im Holzkirchner Ortskern und forderten lautstark ihren Lohn. Der Verdacht: Der Generalunternehmer will Geld sparen.

Holzkirchen – Samir Hadrovic kennt sich aus mit Rohbauten. Sein Berliner Unternehmen ist deutschlandweit beschäftigt, in Chemnitz, Leipzig, Köln und München. Und seit Anfang des Jahres als Subunternehmer auch in Holzkirchen: Die Männer der SH Hadrovic Bau GmbH trotzten seit Jahresbeginn Wind und Wetter, um den Rohbau samt Tiefgaragen für zwei Mehrfamilienhäuser im Holzkirchner Ortskern, im ehemaligen Postbräu-Areal, ins Werk zu setzen.

Der Rohbau steht, doch die Bauarbeiter bekommen kein Geld und mutmaßen linkes Spiel

Der Rohbau steht. „Picobello abgearbeitet“, wie Hadrovic betont, „alles ist fertig“. Doch der Generalunternehmer, die Firma Mauss-Bau aus Erlangen, halte die letzte Zahlung zurück. 150.000 Euro der Gesamtrechnung (etwa 650.000 Euro) stehen aus. „Einen kleinen Vorschuss habe ich den Leuten gegeben“, sagt Hadrovic, „aber ich kann das nicht aus eigener Tasche vorstrecken.“

Der Generalunternehmer, so unterstellt es Hadrovic, spiele ein linkes Spiel mit „Menschen, die hier monatelang hart gearbeitet haben“. Über 20 Männer aus Griechenland, Rumänien, Polen und Tschechien sahen seit drei Monaten keinen Lohn; ihnen fehlen zwischen 3000 und 6000 Euro. Ein Arbeiter aus Nordgriechenland erzählt, dass zuhause im Haus seiner Familie der Strom abgestellt worden sei, weil er kein Geld überweisen konnte.

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Protestierer wurden von der Baustelle verwiesen

Die Situation hatte sich vor wenigen Tagen bei der Schlussabnahme des Rohbaus zugespitzt. Mauss-Bau machte Mängel geltend. „Das gibt’s immer“, sagt Hadrovic. In zwei bis drei Tagen wäre das zu erledigen gewesen. „Aber die haben uns nicht mehr auf die Baustelle gelassen. Mauss-Bau habe das mit fehlenden Fachkenntnissen der Arbeiter begründet. „Ein billiger Vorwand“, sagt Hadrovic. Als er am Montag mit seinen Leuten vorstellig wurde, seien sie von der Baustelle verwiesen worden.

Mauss-Bau bestätigt dies auf Anfrage: Hadrovic habe seine Leute „ohne die vorgeschriebene Schutzausrüstung auf die Baustelle geschickt“, heißt es in einer Mitteilung. Als die Arbeiter versucht hätten, „die Baustelle zu besetzen und andere Firmen an der Weiterarbeit zu hindern“, habe man die Polizei eingeschaltet.

Zudem weist der Generalunternehmer Vorwürfe Hadrovics zurück, dass Abschlagszahlungen nicht überwiesen worden seien: „Die letzte Zahlung erfolgte erst im September.“ Die Rechnung mit der Schlussrate sei erst gestern eingegangen und damit „wie am Bau üblich“ erst in 30 Tagen zur Zahlung fällig. „Zum Wohl der Mitarbeiter“ des Subunternehmers sei die Geschäftsleitung aber zu Gesprächen bereit.

Kieselsteine fliegen auf Baustelle

Gespräche? Hadrovic schüttelt den Kopf. „Erst als klar war, dass wir Rabatz machen mit Plakat und Demo, kamen Angebote.“ 50.000 Euro seien geboten werden, „wenn wir kein Theater mehr machen“. Darauf ließen sich die Demonstranten aber nicht ein. Am Dienstag zogen sie ihre lautstarke Demo auf dem Parkplatz gegenüber des Eisstadions konsequent durch. Mehrfach schaute die Polizei vorbei. „Unbekannte haben in der Nacht zuvor Kieselsteine auf die Baustelle geworfen“, berichtet Robert Hirschel, stellvertretender Leiter der Holzkirchner Polizei. Beschädigt wurde offenbar nichts. Die Demonstration, auch mit allen Tröten und Sirenen, habe man bis 17 Uhr genehmigt.

Hadrovic will nicht klein beigeben. Er ist sich sicher, dass Mauss-Bau versuche, die drastisch gestiegenen Baupreise auf Subunternehmer abzuwälzen. „Irgendwer muss bluten“, glaubt er, „der Bauherr wird nicht freiwillig mehr zahlen als im Angebot steht.“ Wenn die Tonne Bewehrungsstahl statt 500 plötzlich 1500 Euro koste, gehe es bei Großbauten schnell um ein paar Millionen Euro. Mauss-Bau ging darauf nicht ein. Das Verhalten des Subunternehmers, so heißt es in der Mitteilung, könne man sich nur so erklären, „dass dieser sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet“.

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