1. Startseite
  2. Lokales
  3. Holzkirchen
  4. Holzkirchen

Willkommen in Bärlin: Wie ein Grüner aus Holzkirchen seine erste Bundestags-Sitzung erlebte

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Andreas Höger

Kommentare

Karl Bär im Oberbräu Cafe Holzkirchen
Selbstbewusst ging Karl Bär (Mitte) am Dienstag in die konstituierende Sitzung des neuen deutschen Bundestags. Das Bild entstand am Wahltag. © Thomas Plettenberg

Jetzt mischt ein Holzkirchner in der Bundespolitik mit: Karl Bär (36) nahm als Mitglied der Grünen-Fraktion an der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags teil. Der Neuling fiel mit einer bunten Gesichtsmaske auf, holte sich ein Selfie mit einem Prominenten und schnuppert auch schon in Koalitionsgespräche hinein.

Holzkirchen/Berlin – Ob er der erste Bundestags-Abgeordnete aus Holzkirchen ist? „Puh, da bin ich glatt überfragt. Ich glaub’ schon“, sagt Karl Bär am Handy. Gleich beginnt die konstituierende Sitzung des 20. deutschen Bundestags. 736 Abgeordnete, 282 Neulinge – der Grüne aus Holzkirchen ist einer davon. Der Landkreis wird jetzt von zwei Abgeordneten in Berlin vertreten, nicht mehr nur vom Rottacher Alexander Radwan (57), der für die CSU das Direktmandat gewann. Bär rutschte über die Landesliste der Grünen in den Bundestag.

Und jetzt, an diesem denkwürdigen 26. Oktober, steht der Holzkirchner am Eingang zum Plenarsaal im historischen Reichstagsgebäude. Beim Zählappell zuvor in der Fraktion hat er brav „Hier“ gerufen. Die 19 Bayern stellen nach Nordrhein-Westfalen die stärkste Landesgruppe. „Wir sind einer mehr als Baden-Württemberg“, sagt Bär, nicht ohne Stolz.

Bevor er ins Plenum geht, reiht sich der Bundestags-Neuling zum Unterschreiben ein, „um zu dokumentieren, dass ich an der Sitzung teilgenommen habe“. Er ist nicht der erste Bär im Hohen Haus. Dorothee Bär (CSU) war vor ihm da, schon seit 2002. Als er unterschreibt, fällt ihm auf, dass er alphabetisch zwischen Doro Bär und Annalena Baerbock gelistet ist, seiner Parteivorsitzenden. Es ist 10.30 Uhr, in einer halben Stunde startet formell Bärs bundespolitische Karriere. „Ein feierlicher Moment“, sagt er ins Handy, „schon anders als bisher die Fraktionssitzungen.“ Dann muss er auflegen, „ich muss nämlich jetzt rein.“

Selfie mit Robert Habeck

Im Plenarsaal ist kein Platz für ihn reserviert. Nur die Stühle der Fraktionsspitzen sind namentlich zugeordnet. „Wir haben freie Platzwahl“, hat Bär zuvor noch berichtet. Ob er ein Selfie aus dem Saal schicken kann? „Mal schauen, ist angeblich nicht erlaubt.“ Kurz darauf schickt er doch Bilder. „Die Regel scheint sich überlebt zu haben, alle machen hier Fotos“, lässt er wissen. Seine Maske leuchtet in den Regenbogen-Farben, ein Statement für die Vielfalt der Lebensweise von Lesben und Schwulen. Co-Parteichef Robert Habeck bleibt stehen für ein Selfie mit dem Abgeordneten aus Holzkirchen.

Selfie mit Robert Habeck: Karl Bär kurz vor seiner ersten Sitzung als Bundestags-Abgeordneter.
Selfie mit Robert Habeck: Karl Bär kurz vor seiner ersten Sitzung als Bundestags-Abgeordneter. © privat

Ein voll besetztes Parlament wie gestern bei der konstituierenden Sitzung wird Bär nur selten erleben. „Die politische Arbeit läuft in den Ausschüssen und Gremien“, betont der 36-Jährige. Gestern indes war er im Plenum gefordert: Bei der Wahl der Bundestags-Präsidentin Bärbel Bas (SPD) und ihrer Stellvertreter wurde jede(r) Abgeordnete(r) namentlich aufgerufen, zur Urne zu schreiten.

Bär wünscht sich einen Sitz im Landwirtschafts-Ausschuss

Während der neue Bundestag erst gestern formal seine Arbeit aufnahm, läuft die Regierungsbildung schon seit Wochen. Ein wenig schnuppert auch der junge Abgeordnete aus Holzkirchen in die Koalitionsgespräche der möglichen Ampel-Partner (SPD, Grüne, FDP) hinein. 96 Vertreter haben die Grünen in die 22 Arbeitsgruppen entsandt. Bär ist „am Rande eingebunden“ in die Verhandlungsgruppe Landwirtschaft, in der für die Grünen Renate Künast, Harald Ebner (Baden-Württemberg), EU-Parlamentarier Martin Häusling und Priska Hinz (Umweltministerin Hessen) verhandeln. Als Teil einer weiteren Grupe im Hintergund wird Bär über die Gespräche auf dem Laufenden gehalten. „Wir geben Feedback“, sagt der Holzkirchner.

Bär will sich später um einen Sitz in einem Ausschuss bewerben, der sich mit „seinem“ Thema Landwirtschaft beschäftigt. „Ganz wichtig ist, dass am Ende dieser Legislaturperiode viel, viel weniger gespritzt wird.“ Die Sondierungs-Formulierung „auf ein notwendiges Maß beschränken“ hält er für zu schwammig. Mehr Lenkungswirkung verspricht er sich von einer „Pestizid-Abgabe“, bezahlbar je Hektar.

Demnächst zieht Bär in eine Berliner WG. Jede zweite Woche hat er sich einen Besuch in der Heimat vorgenommen. Gestern saß er gleich nach der Sitzung im Zug gen Süden, um an der Präsenz im Wahlkreis zu arbeiten. „Nächste Woche eröffne ich mein Wahlkreisbüro in Holzkirchen.“

Auch interessant

Kommentare