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Wasserkraft bei Holzkirchen: Familie Koppenhofer bangt um EEG-Förderung - 250 000 Euro investiert

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Von: Jonas Napiletzki

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Ins Wasserrad „Sarah“ in Pelletsmühl haben Maria und Michael Koppenhofer 250 000 Euro investiert. Ohne EEG-Einspeisevergütung würde sich die Amortisierung verschieben.
Ins Wasserrad „Sarah“ in Pelletsmühl haben Maria und Michael Koppenhofer 250 000 Euro investiert. Ohne EEG-Einspeisevergütung würde sich die Amortisierung verschieben. © Thomas Plettenberg

Maria und Michael Koppenhofer haben 250 000 Euro in ihr Wasserrad investiert. Die Finanzierung könnte sich nun verzögern - weil mit dem EEG 2023 die Förderung entfallen soll.

Holzkirchen – Seit über 20 Jahren spült das Wasserrad der Familie Koppenhofer Monat um Monat zuverlässig 500 Euro aufs Konto – und generiert Strom für 15 Haushalte. „Wir bessern damit unsere Rente auf“, sagt Maria Koppenhofer. Die 81-Jährige hat sich mit ihrem Mann Michael (83) vor fast 40 Jahren ein Einsiedlerhaus in Pelletsmühl zwischen Hacken- und Kirchsee auf Holzkirchner Flur gekauft.

Betreiber sehen keine ökologischen Nachteile

Das Wasserrad im Kirchseebach war da schon inklusive; im Besitz des Klosters Tegernsee habe es seit 1427 Mahlsteine einer Getreidemühle im Keller angetrieben. Später wurde die Wasserkraft für ein Sägewerk genutzt. Als die Koppenhofers das Anwesen übernahmen, war das freilich nicht mehr in Betrieb. Ungenutzt wollte das Ehepaar die Energie aber nicht lassen: Sie ertüchtigten das Wasserrad für die Stromerzeugung. „Das war im Juli 2000“, erinnert sich Koppenhofer. Ein Ingenieur aus Karlsruhe habe das Vorhaben durchgerechnet – und die Familie bezahlte 250 000 Euro für neue Technik und die Renovierung des Radls mit verzinktem Blech. Eine Investition, die sich erst für den Junior rechnen sollte.

Nun, da im Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetz 2023 das Ende der EEG-Förderung für kleine Wasserkraftwerke vorgesehen ist, steht die Rechnung der Koppenhofers auf der Kippe. Sie würden ihr Wasserrad zwar wegen ihres Eigenstromverbrauchs weiter betreiben. Aufgrund der niedrigeren Stromerlöse würde sich die Amortisierung ohne EEG-Einspeisevergütung aber um Jahre verlängern. Für Maria Koppenhofer ist das „unverständlich“. Immerhin lebt die Seniorin mit ihrem Mann in der absoluten Idylle; das Wasserrad laufe seit 20 Jahren tadellos und würde insbesondere Fischen nicht schaden, sondern eher nutzen. „Wegen des Sauerstoffs im Wasser sind darunter sehr viele Fische“, sagt Koppenhofer. „Wenn ein Fisch aufs Rad gelangt, wird er auf der anderen Seite wieder unbeschadet zurückgespült.“

Wasserrad hilft bei der Energieversorgung - „Tag und Nacht“

Drei Meter daneben brüten Wasseramseln, erzählt die Holzkirchnerin. Der Fischbestand sei hervorragend, das Wasser so gut, dass sogar Muscheln darin zu finden seien. „Wasserkraft trägt seit Jahrzehnten – Tag und Nacht – zu einer sicheren, wirtschaftlichen und nachhaltigen Energieversorgung bei“, schreibt das Paar auch in einem Leserbrief. Drumherum blüht und summt es, sagt die Seniorin. Eine Hausnummer hat ihr Anwesen nicht. „Wir haben uns selbst die 1 gegeben“, sagt die 83-Jährige und lacht. „Außer uns wohnt ja keiner hier.“ Nur die Koppenhofers mit ihrem Radl.  nap

Die Büttenpapierfabik in Gmund hat Bismarck und den Zweiten Weltkrieg überlebt. Auch sie könnte am EEG 2023 scheitern - wegen der dann höheren Energiekosten in der Produktion.

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