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Windräder im Hofoldinger Forst: Landkreis Miesbach und Aying bleiben auf Kurs

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Von: Stephen Hank, Andreas Höger

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Ein Windrad zwischen den Bäumen könnte bald auch im Hofoldinger Forst stehen.
Im Hofoldinger Forst sollen Windräder ihren Platz finden. © dpa

Der Landkreis Miesbach zieht weiter mit, auch die Gemeinde Aying: Die Arge Windenergie Hofoldinger Forst bleibt trotz des überraschenden Austritts Brunnthals auf Kurs. Otterfing will weiter nur ein Windrad bauen, das Brunnthaler Windrad könnte Aying übernehmen.

Otterfing/Aying – Die „Arbeitsgemeinschaft Windenergie im Hofoldinger Forst“ (Arge) sortiert sich neu. Nach dem Austritt der Gemeinde Brunnthal richteten sich die Augen auf die Mitgliedsgemeinde Aying, deren Gemeinderat zu entscheiden hatte, ob die Planungen für vier Bürgerwindräder weiter verfolgt werden sollen. Zur Erleichterung der Allianz, zu der neben Aying die Landkreise München und Miesbach sowie die Gemeinden Otterfing und Sauerlach gehören, bleibt Aying bei der Stange: Mit 18:1-Stimmen votierte der Gemeinderat für weitere Prüfungen, die im Herbst den Beginn des Genehmigungsverfahrens einläuten könnten.

Dennoch: Der „Bruxit“ hallt nach. Der Landkreis Miesbach, der derzeit den Arge-Vorsitz führt, kündigte eine Online-Konferenz der verbleibenden Mitglieder an, um das weitere Vorgehen abzusprechen. „Wegen voller Terminkalender der Landräte fand sich noch kein Termin“, erklärt Sophie Stadler, Pressesprecherin des Landratsamts. Zu prüfen sei unter anderem, ob das vierte Windrad, das auf Brunnthaler Flur geplant gewesen war, jetzt in einer anderen Gemeinde möglich wäre, wo dann zwei Anlagen stehen würden.

„Ich bedaure die Entscheidung Brunnthals“, sagt Ayings Bürgermeister Peter Wagner (CSU). Er betont, dass sich das Windprojekt weiter in der Vorplanungsphase befinde. Die vielversprechenden Wirtschaftlichkeits-Prognosen und Umweltprüfungen sollen von einer zweiten Machbarkeitsstudie bestätigt werden. Sollte die neue Studie mehr als fünf Prozent von den ersten Berechnungen abweichen, ist laut Wagner eine weitere, dann dritte Prüfungsrunde vorgesehen. Ziel sei, ein Bürgerwind-Projekt unter Federführung der Gemeinden und Landkreise zu realisieren.

Landkreis schiebt mit 115 000 Euro weiter an

Für eine Fortführung der Planung stimmten bereits Sauerlach, Otterfing – die Gegenstimme kam von Josef Killer (FWG) – sowie jetzt Aying und am Mittwoch (17. März) auch der Kreistag Miesbach. Der Landkreis wird das Windkraft-Projekt im Hofoldinger Forst weiter mit vorantreiben und die Planungen im laufenden Jahr mit 115 000 Euro unterstützen. „Es bedeutet noch nicht den Bau von Windrädern, sondern nur den Einstieg in die nächste Phase“, erläuterte Landrat Olaf von Löwis (CSU). Das Thema war im Umweltausschuss eingehend vorberaten worden.

Otterfings Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) brach in der Sitzung noch mal eine Lanze für das Projekt. Nach dem Rückzug der Gemeinde Brunnthal aus der Arbeitsgemeinschaft prüfe man jetzt, ob sich der Standort sichern lässt oder beispielsweise ein zweites Windrad auf Ayinger Flur entstehen könnte. „Das Projekt insgesamt ist durch den Ausstieg nicht gefährdet“, stellte er klar. „Otterfing wird in jedem Fall aber nur ein Windrad bauen.“ Falkenhahn warnte die Kommunalpolitiker davor, sich jetzt von den Windkraftgegnern aus dem Landkreis München vereinnahmen zu lassen. Diese seien zentral koordiniert und als Netzwerk sehr gut organisiert.

„Als Förster ärgert mich, dass diese Leute vorgeben, den Wald zu retten“, sagte Robert Wiechmann (Grüne). „Das ist hanebüchener Unsinn.“ Gerade im Hofoldinger Forst stünden Baumarten, die es in 20 Jahren nicht mehr gebe, wenn die Energiewende nicht gelingt. Olaf Fries (ÖDP) pflichtete ihm bei: „Auch Vogelschützer und Bund Naturschutz sehen keine Argumente gegen die Windkraft.“

Zweite Prüfphase: Jetzt muss noch der Landkreis München zustimmen

Während sich Paul Fertl (SPD) dafür aussprach, mit dem Projekt ein Zeichen zu setzen, wünschte sich Thomas Tomaschek (Grüne) bei der Windkraft eine „große Bürgerbeteiligung“. Und die Verträge müssten so gestaltet werden, dass der Landkreis das Projekt zur Not auch alleine realisieren kann.

Noch ausständig ist das Votum des Landkreises München, das der Ausschuss für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen übernehmen soll. Nächster Sitzungstermin wäre coronabedingt erst am 7. Juni. Wie die Pressestelle mitteilte, werde aber geprüft, ob ein früherer Termin nötig ist.

Die Fraktion der Grünen im Münchner Kreistag hat sich bereits positioniert. Man sehe in der Windkraft eine Chance, das Waldsterben im Hofoldinger Forst aufzuhalten, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Argument der Brunnthaler Gemeinderats-Mehrheit, die den „Bruxit“ beschloss, wonach der Bau der Windräder wertvollen Wald zerstöre, lässt Fraktionssprecher Christoph Nadler nicht gelten: „Hier geht es nicht um den Erhalt des Fichtenwalds, sondern um eine grundsätzliche Ablehnung der Energiewende vor der eigenen Haustür.“ Für ihn steht fest: „Ohne Windkraft wird die anvisierte Energiewende nicht gelingen.“

Im April ist geplant, die Bürger der Arge-Mitgliedsgemeinden über den Sachstand ins Bild setzen. Vorgesehen sind hybride Informationsveranstaltungen, die in Sälen stattfinden und online verfolgt werden können.

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