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Weyarn feiert zehn Jahre Partnerschaft mit Mirabello

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Von: Marlene Kadach

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Weyarn feiert zehn Jahre Partnerschaft mit Mirabello - Projekt gefährdet
Erster Besuch einer Delegation aus Mirabello, © Alois Killy

Weyarn -  Die Gemeindepartnerschaft von Weyarn mit dem italienischen Mirabello feiert zehnjähriges Bestehen. Doch das Projekt hängt ein wenig in der Luft. Denn die Gemeinde gibt‘s bald nicht mehr.

Der Fußball bringt die Fremden zusammen. Giancarlo Pincelli, der Bürgermeister der italienischen Gemeinde Mirabello, und sein Stellvertreter William Rivaroli fahren 2004 über den Brenner Richtung Deutschland. Sie wollen ein Fußballspiel anschauen. Juventus Turin gegen den FC Bayern München. „Aber sie hatten keine Karten“, erinnert sich Alois Killy. Die wollen sie vor Ort kaufen. Doch dann kommt der Stau. Die Italiener schaffen es nicht mehr rechtzeitig nach München. Also fahren sie auf der A 8 in Weyarn raus. Dort hat Pincellis Geschäftspartner Robert Bruckmeier – beide sind in der Fliesenbranche tätig – ein Zimmer für sie reserviert. „Das Fußballspiel haben sie dann zusammen im Alten Wirt im Fernsehen angeschaut“, erzählt Killy.

Diese Szene legte den Grundstein für die Gemeindepartnerschaft von Weyarn mit dem italienischen Mirabello, die jetzt ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Am Freitag, 9. Dezember, hat der Arbeitskreis (AK) Mirabello rund um dessen Sprecher Killy einen Empfang organisiert. Es kommt eine Delegation aus der Partnergemeinde.

Weyarn feiert zehn Jahre Partnerschaft mit Mirabello - Projekt gefährdet
Freunde in Not: Nach dem Erdbeben lag Mirabello in Trümmern. © Alois Killy

Nach dem Spiel näherten sich die Gemeinden, die heute beide je rund 3500 Einwohner zählen, an. Pincelli forcierte eine Partnerschaft, sprach mit dem damaligen Bürgermeister Michael Pelzer. Bald reiste eine Mannschaft aus Mirabello zu einem Jugendfußball-Spiel nach Weyarn. Sie gewannen – und auch in Sachen Partnerschaft gab es bald einen Sieg. Eines Tages stand der Ausflug der Gemeinderäte an. Im Rennen war Mirabello. „Das sind ja 500 Kilometer, das machen wir bestimmt nicht“, so die erste Reaktion, auch Killy saß im Gemeinderat. Am Schluss ging es doch nach Italien. „Die haben uns von einem Lokal ins andere hofiert“, sagt der 69-Jährige. „Es hätte uns beinahe zerrissen.“ In der Bezirkshauptstadt Ferrara empfing man die Gäste königlich. „Mit Schärpen, Fahnen und Nationalhymen – wie bei einem Staatsempfang.“ Zurück zu Hause fragte Pelzer den Gemeinderat, wer sich um eine Partnerschaft kümmert. Stilles Schweigen. „Dann hab ich den Finger gehoben. Das war mein Verhängnis“, scherzt Killy. Am 2. Dezember 2006 wurde die Partnerschaft offiziell gegründet.

Aus Partnern wurden bald Freunde. Beide Seiten besuchen sich seither regelmäßig, meist sitzen 50 Personen im Bus. Jedes Jahr zum Christkindlmarkt bringen die Italiener Wein, Grappa, Käse und Maroni mit, die sie zusammen mit dem AK verkaufen.

Doch es gab auch traurige Zeiten. Ein tragisches Unglück schweißte die Freunde zusammen: Der Albtraum dauert nur 22 Sekunden. Am 18. Mai 2012 gegen vier Uhr morgens bebt die Erde in Mirabello. Kirche, Elementarschule, Turnhalle werden zerstört, das Gewerbegebiet liegt in Trümmern. Risse ziehen sich durch Wohnhäuser. Die Leute müssen in Zelten oder bei Freunden übernachten. Schlimm Verletzte und Tote gibt es nicht. Aber die Schäden sind enorm. Daher sammelten die Weyarner 40 000 Euro an Spenden für die Freunde. „Inzwischen hat sich das Leben dort wieder normalisiert“, meint Killy. „Aber da unten sind die wirtschaftlich nicht so gut gestellt.“ Deshalb ist die Kirche noch kaputt, Firmen wanderten ab. „Wenn man durch die Straßen läuft, sieht man außen Platten an den Häusern.“ Provisorisches Flickwerk.

Gemeinde Mirabello wird aufgelöst

Aber auch diese schlimme Zeit hat die Partnerschaft überstanden. Der AK zählt heute rund 15 Aktive im harten Kern. Killy hat auch die Zukunft im Blick: „Wir hoffen, Junge zu gewinnen.“ Man arbeite mit dem AK Jugend zusammen, die Jungen schreiben sich per Whats App. Ein wenig hängt das Projekt dennoch in der Luft: „Die Gemeinde Mirabello wird aufgelöst.“ Und mit den Nachbarn aus Sant’ Agostino fusioniert. Wohl aus finanziellen Gründen. „Ich glaube nicht, dass die Partnerschaft gefährdet ist.“ Auch Pincelli sei optimistisch „Wir wollen die Freundschaft aufrecht erhalten.“

Der Empfang

findet am Freitag, 9. Dezember, im Weyarner Rathaus statt. Eine eine zehnköpfige Delegation aus Mirabello reist an. Um 17.30 Uhr trägt sich Bürgermeisterin Angela Poltronieri ins Goldene Buch ein. Anschließend gibt es ein paar Reden, auch Fotos sind zu bestaunen. Die Freunde bleiben zum Christkindlmarkt, der am Samstag und Sonntag, 10. und 11. Dezember, in der Ortsmitte stattfindet. Dort verkauft der AK Mirabello mit der Partnergemeinde italienische Spezialitäten.

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