Skigebiete in der Energiekrise: Preissprung bei Sudelfeld & Co. - nur Münchner zahlen nicht mehr

Die Energiekrise treibt die Skigebiete im Oberland um. Die Skipass-Preise in Sudelfeld, Brauneck und Spitzingsee-Tegernsee steigen deutlich.
- Nicht einschüchtern lassen: Die Betreiber der drei großen Skigebiete nahe München, Sudelfeld, Spitzingsee-Tegernsee und Brauneck starten mit gemischten Gefühlen und einigen Unwägbarkeiten in die Saison 2022/2023.
- Teurer Brettlspaß: Beschneiungsanlagen und Liftbetrieb brauchen sehr viel Strom in der dunkelsten und kältesten Jahreszeit. Kann das gut gehen?
- Preissprung beim Skipass: Die Preise für eine Tageskarte wurden deutlich angehoben, wie unsere Übersicht zeigt. Nur Münchner, die mit dem Zug anreisen, zahlen nicht mehr als im Vorjahr.
So ein Pressegespräch zur neuen Ski-Saison 2022/2023 in Bayern ist ja eigentlich dafür gedacht, ein bisschen Lust, Vorfreude und gute Stimmung zu verbreiten. Aber Peter Lorenz, Chef der Alpen Plus Skigebiete Spitzingsee-Tegernsee und Brauneck, kann die Sorgenfalten nicht so ganz aus seinem Gesicht verbannen.
Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir lassen uns nicht abschrecken.
Auch sein Tonfall verrät, wie groß die Ängste und vor allem Unwägbarkeiten für die kommende Saison sind. „Wir lassen uns nicht einschüchtern“, sagt er. „Wir lassen uns nicht abschrecken.“ Sätze, die man auf solchen Werbeterminen selten hört.
Energiefresser Skigebiet: Strom von 10.000 Haushalten für Schneekanonen und Lifte
Das Problem: Skigebiete sind Energiefresser. 42,4 Gigawattstunden Strom brauchen die deutschen Skigebiete pro Saison für Beschneiung und Liftbetrieb laut Eigenauskunft der deutschen Seilbahnen. Damit ließen sich, je nach Rechnung, rund 10.000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen. Zum Vergleich: Das Oktoberfest verschlingt rund 3 Gigawattstunden Strom.
Laut Egid Stadler, Betreiber des Skigebiets Sudelfeld, teilt sich der Energiebedarf gleichberechtigt zwischen Beschneiung und Liftbetrieb auf. Beschneit wird in der Regel nur zum Saisonstart. Die eine Hälfte des Stroms wird also in kurzer Zeit, meist Anfang bis Mitte Dezember, aus dem Netz entnommen, die andere verteilt auf die gesamte Saison. Es habe sich gelohnt, sagt Stadler, in schlagkräftige Beschneiungsanlagen zu investieren. Ziel sei: „Wir beschneien 70 bis 80 Stunden und die Hauptabfahrten sind fertig.“

Skifahren in der Energiekrise - der Stromverbrauch kommt in der dunkelsten und kältesten Zeit
Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass der Strom zur schlimmsten Zeit entnommen wird: in der dunkelsten und kältesten Jahreszeit. Bekanntermaßen hat es die bayerische Staatsregierung während der letzten 20 Jahre komplett versäumt, in erneuerbare Energien und vor allem in Speichermedien für den Winter zu investieren. Ja, Bayern hat überdurchschnittlich viele Photovoltaik-Anlagen. Doch die produzieren Mitte bis Ende Dezember wenig bis nichts. Auf einen Vorteil weist Lorenz allerdings hin: „Wir entnehmen den Strom vor allem nachts, wenn weniger gebraucht wird.“ Immerhin.
Doch da Bayern eben so gar nicht vorgesorgt hat, wird hierzulande im Winter Strom vor allem durch das Verbrennen von Gas produziert. Und die Liftbetreiber dürfen nicht mal auf zu mildes Winter-Wetter hoffen. Denn Schneekanonen arbeiten erst optimal ab einer Temperatur von minus vier Grad. Vorher wollen die drei großen Skigebiete auch nicht beschneien, denn das würde nasseren, weniger ergiebigen, also nochmal teureren Schnee ergeben.
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Skigebiete wurden schon wegen Corona als eine der ersten Branchen geschlossen
Und da ist da noch die Politik. Die Skigebiete in Bayern waren schon einmal frühes Opfer von Einschränkungspolitik. Während der Corona-Lockdowns 2020/21 durften sie überhaupt nicht aufmachen. Je nachdem, wie prekär die Energielage in Bayern im Winter wird, könnten sie wieder zu einem probaten Opfer von Zwangsmaßnahmen werden. Gastro, Hotellerie, Mitarbeiter der Skigebiete - an der Branche hängt viel, wirklich systemrelevant ist sie aber nicht.
Pistenfahrzeuge schlucken zwischen 25 und 30 Liter pro Stunde
Um die Wolken am Horizont noch etwas dunkler zu machen: Die Pistenraupen fahren mit Diesel. Pro Stunde braucht so ein Pistenfahrzeug zwischen 25 und 30 Liter, je nach Schneelage, rechnet Peter Lorenz vor. Eine Raupe ist pro Skitag zwischen fünf und acht Stunden unterwegs. Das Brauneck beispielsweise hat sechs Raupen im Einsatz, ergibt rund 900 Liter Diesel pro Skitag.
Pistenraupen am Sudelfeld fahren mit besonders reinem Diesel
Hier hat Egid Stadler gute Nachrichten. Nicht nur sind die Tanks am Berg bereits voll, auch hat er ganz besonderen Diesel eingekauft. Die Garmischer haben diesen die letzten Jahre getestet, jetzt ist er freigegeben. Sogenannter GTL-Diesel ist aufgrund seiner Produktionsmethode ein sehr reiner Kraftstoff, der sauberer als herkömmlicher Dieselkraftstoff verbrennt. Das Ergebnis: Eine Reduzierung des lokalen Ausstoßes von Schwefeloxiden und Feinstaub sowie eine geringere Verrußung und Abrieb im Motor.

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Energieautarke Skigebiete? Sudelfeld-Chef hat Konzepte, aber die lohnten sich bisher nicht
Egid Stadler hätte übrigens auch ein Konzept für ein Pumpspeicherkraftwerk am Sudelfeld in der Tasche. Aktuell gebe es dafür aber keinerlei Förderung von Bund und Land, deshalb lohne sich die Investition nicht - vom Genehmigungsverfahren für die künstlichen Seen plus Anlagen mal ganz abgesehen.
Einzelne Lift-Anlagen, beispielsweise am Brauneck, haben auch Photovoltaik auf dem Dach. Doch auch hier lohne sich aktuell eine flächendeckende Investition für die kurze Wintersaison nicht. Stadler: „Den meisten Strom würden wir im Sommer produzieren, wo wir ihn nicht brauchen. Und die Einspeisungsvergütung ist zu gering.“ Langfristig will man trotzdem aufrüsten, nur für diesen Winter wird es zu knapp.
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Skigebiete in Bayern: Preise für Saison 2022/2023 steigen deutlich - Übersicht
So bleibt den Skigebieten nur, die explodierenden Energiekosten ein Stück weit auf die Skifahrer zu übertragen. Die Preise für den Skipass machen deshalb in allen Gebieten einen deutlichen Sprung nach oben. Hier eine Übersicht:
Preis pro Tageskarte in Brauneck, Sudelfeld und Spitzingsee-Tegernsee
- Brauneck: Der Tagesskipass steigt von 42 auf 48 Euro (rund 14 Prozent)
- Sudelfeld: Der Tagesskipass steigt von 42 auf 48 Euro (rund 14 Prozent)
- Spitzingsee-Tegernsee: Der Tagesskipass steigt von 39 Euro auf 45 Euro (rund 15 Prozent)
Preise für Stundenkarten im Skigebiet Spitzingsee-Tegernsee
- Die 2-Stunden-Karte steigt von 29 Euro auf 33 Euro (rund 14 Prozent)
- Die 3-Stunden-Karte steigt von 32 Euro auf 37 Euro (rund 16 Prozent)
- Die 4-Stunden-Karte steigt von 34 Euro auf 39 Euro (rund 15 Prozent)
Gute Nachricht für Skifahrer aus München: Kombi-Ticket (Bahnfahrt plus Tagespass) bleibt trotz Inflation gleich
Doch auch hier gibt es eine gute Nachricht. Liftbetreiber, der RVO und Bayerische Regionalbahn (BRB) haben sich zusammengesetzt und immerhin einen kleinen PR-Coup vollbracht: Für den Münchner, der mit der BRB anreist, gibt es trotz Inflation und Energiekrise keine Preiserhöhung für den Skitag. Der Preis für das Kombi-Ticket Ski bleibt gleich. Es beinhaltet die Anreise und Abreise mit der BRB nach Bayrischzell, Schliersee, Tegernsee oder Lenggries, die Weiterfahrt per Bus zur Talstation und den Tagesskipass im jeweiligen Skigebiet.
Preise für Kombi-Ticket Ski (BRB-Anreise und Abreise plus Tagesskipass)
- Erwachsene: 55 Euro
- Jugendliche: 52 Euro
- Kinder: 31 Euro
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