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Umstrittene Anbindehaltung: Ökomodellregion und Bauernverband auf Seiten der Landwirte

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Von: Sabrina Winklmaier

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Kühe auf der Weide
Im Sommer auf Weiden, im Winter angebunden im Stall mit täglichem Auslauf. So sieht die Kombihaltung im Landkreis aus. © GB

Landkreis – Die internationale Tierschutzorganisation PETA fordert ein generelles Verbot der Anbindehaltung bei Rindern. Ein Großteil der Landwirte im Miesbacher Landkreis halten ihr Vieh in der sogenannten Kombihaltung. Dass dies trotzdem keine Tierquälerei ist, wollen Bauernverbund und Ökomodellregion klarstellen.

„Wir sprechen uns klar für eine Kombihaltung mit Winterauslauf aus“, lautet die Aussage der Ökomodellregion Miesbacher Oberland. 53 Prozent die Landwirte mit Viehaltung im Landkreis betreiben diese Haltungsform.

Erneut entfacht ist die kontroverse Diskussion um ein generelles Verbot der Anbindehaltung bei Rindern zwischen Landwirten und Tierschützern durch eine Sammelklage der Tierschutzorganisation PETA. Gegen insgesamt 26 Rinderhaltungsbetriebe, einer davon im Landkreis Miesbach (wir berichteten), hat die internationale Organisation geklagt. PETA beruft sich bei ihrer Klage auf das Urteil des Verwaltungsgerichts Münster. Dieses hatte im Februar die Anbindehaltung als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz gewertet.

Die Lage im Miesbacher Oberland: Die Hälfte der Landwirte mit Rindern halten ihre Tiere in der sogenannten Kombihaltung. Im Sommer sind die Tiere auf der Weide, im Winter angebunden im Stall. Ihnen steht in den Wintermonaten dennoch täglich mindestens zwei Stunden Auslauf im Freien zu.

Im Sommer treiben die Landwirte ihre Kühe auf die Weiden oder hoch auf die umliegenden Almen, als Nebeneffekt beugt dies Verbuschung und Erhaltung der Artenvielfalt vor. In den Wintermonaten stehen die Kühe im Stall, bekommen aber ihren täglichen Auslauf. Für die Bauern ist die Stallhaltung im Winter insofern auch nützlich, da sie ihre Tiere im Blick haben, schneller Krankheiten erkennen und eine engere Tier-Mensch-Beziehung aufbauen können. Das Vieh ist zudem ruhiger und ausgeglichener, wenn es regelmäßig Kontakt mit Menschen hat und angebunden ist.

Der Bau eines geräumigen Laufstalles für die Tiere ist in der Praxis oft nicht so leicht umsetzbar. „Vor allem bei uns im Landkreis gibt es noch viele kleine Höfe mit nur ein paar Tieren. Die Bauern können sich finanziell oft keinen großen Laufstall leisten oder haben keinen Platz dafür, vor allem, wenn die Höfe mitten in der Ortschaft liegen“, erklärt Stephanie Stiller, Managerin der Öko-Modellregion.

Auch der Bayerische Bauernverband spricht sich klar gegen ein Verbot der Anbindehaltung aus und für die Unterstützung der Kombihaltung. Verbiete man die Anbindehaltung komplett, würde es zu einem massiven Höfesterben im gesamten Oberland kommen, so der Verband.

Kommentar: Gespräch statt Vorurteile

Bei meiner Recherche habe ich mit mehreren Landwirten gesprochen, die Meinungen zu diesem Thema gehen in dieselbe Richtung: Bei den Bauern besteht die Angst, von den Bürgern weniger Wertschätzung und Akzeptanz zu erhalten – erneut angestoßen durch die Sammelklage von PETA. Die Landwirte fürchten um ihre Höfe, sollte ein generelles Verbot der Anbindehaltung kommen. Der Bau eines Laufstalls werde zudem durch unzählige bürokratische Hürden extrem erschwert. Der finanzielle Aspekt sei dabei fast noch gravierender, viele Bauern müssen bereits einer zusätzlichen Tätigkeit nachgehen. Ich finde, Landwirte und Bürger sollten mehr miteinander kommunizieren, so könnte man unnötige Spannungen vermeiden.

Sabrina Winklmaier

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