Im Sommer treiben die Landwirte ihre Kühe auf die Weiden oder hoch auf die umliegenden Almen, als Nebeneffekt beugt dies Verbuschung und Erhaltung der Artenvielfalt vor. In den Wintermonaten stehen die Kühe im Stall, bekommen aber ihren täglichen Auslauf. Für die Bauern ist die Stallhaltung im Winter insofern auch nützlich, da sie ihre Tiere im Blick haben, schneller Krankheiten erkennen und eine engere Tier-Mensch-Beziehung aufbauen können. Das Vieh ist zudem ruhiger und ausgeglichener, wenn es regelmäßig Kontakt mit Menschen hat und angebunden ist.
Der Bau eines geräumigen Laufstalles für die Tiere ist in der Praxis oft nicht so leicht umsetzbar. „Vor allem bei uns im Landkreis gibt es noch viele kleine Höfe mit nur ein paar Tieren. Die Bauern können sich finanziell oft keinen großen Laufstall leisten oder haben keinen Platz dafür, vor allem, wenn die Höfe mitten in der Ortschaft liegen“, erklärt Stephanie Stiller, Managerin der Öko-Modellregion.
Auch der Bayerische Bauernverband spricht sich klar gegen ein Verbot der Anbindehaltung aus und für die Unterstützung der Kombihaltung. Verbiete man die Anbindehaltung komplett, würde es zu einem massiven Höfesterben im gesamten Oberland kommen, so der Verband.
Bei meiner Recherche habe ich mit mehreren Landwirten gesprochen, die Meinungen zu diesem Thema gehen in dieselbe Richtung: Bei den Bauern besteht die Angst, von den Bürgern weniger Wertschätzung und Akzeptanz zu erhalten – erneut angestoßen durch die Sammelklage von PETA. Die Landwirte fürchten um ihre Höfe, sollte ein generelles Verbot der Anbindehaltung kommen. Der Bau eines Laufstalls werde zudem durch unzählige bürokratische Hürden extrem erschwert. Der finanzielle Aspekt sei dabei fast noch gravierender, viele Bauern müssen bereits einer zusätzlichen Tätigkeit nachgehen. Ich finde, Landwirte und Bürger sollten mehr miteinander kommunizieren, so könnte man unnötige Spannungen vermeiden.
Sabrina Winklmaier