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Krebsvorsorge: Corona führt zu rückläufigen Zahlen – mit fatalen Folgen

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Von: Fridolin Thanner

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Thomas Verhasselt (l.) und Michael Brandt
Rufen zur Darmkrebsvorsorgeuntersuchung auf: die Internisten Thomas Verhasselt (l.) und Michael Brandt zusammen mit ihren Kollegen im Landkreis Miesbach. © KH

Hausham/Landkreis – Der Corona-Lockdown hat auch dafür gesorgt dass weniger Krebsvorsorge wahrgenommen wurde. Ärzte im Krankenhaus Agatharied warnen nun vor den Folgen.

Krebsvorsorge ist wichtig. Darauf weist das Krankenhaus Agatharied hin und meldet eine bedenkliche Entwicklung: Studien und Erfahrungen zeigten, dass während des zweiten Lockdowns die Zahlen deutlich rückläufig waren – alarmierend sogar, schreibt das Krankenhaus.

Die Klinik verweist auf eine deutschlandweite Kohortenstudie der Barmer-Ersatzkasse, wonach im zweiten Corona-Lockdown 25 Prozent weniger Krebsdiagnosen gestellt wurden als im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2019. Weiter teilt das Krankenhaus mit: „Besonders auffallend ist der Rückgang bei den Vorsorgekoloskopien. Hier wurde ein Rückgang von bis zu 45 Prozent beobachtet.“

Mehr fortgeschrittenen Darmtumore

Diesen Trend haben für den Landkreis Miesbach das Netzwerk Darmkrebszentrum Agatharied und seine Kooperationspartner Medicum Tegernsee, Haushamer Internisten und Holzkirchner Internisten ebenfalls festgestellt. Thomas von Ahnen, Koordinator des Darmkrebszentrums Agatharied, und Peter Klare, Chefarzt der Gastroenterologie, bestätigen diesen Trend und dessen Folgen.

So sind in den vergangenen Jahren zwar weniger Tumore diagnostiziert worden. Doch wenn diese entdeckt wurden, zeigten sich viele in einem weiter fortgeschrittenen Stadium. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Studie in einer englischen Fachzeitschrift. Sie zeigt, dass sich die Rate der weit fortgeschrittenen Darmtumore im Vergleich zu vor der Pandemie im ersten Pandemie-Jahr 2020 von 58 auf 79 Prozent erhöht und gleichzeitig die Rate der Tumore mit Absiedlungen, also Metastasen, von 3 auf 9 Prozent verdreifacht hat.

Verschiedene Symptome bei Darmkrebs

„Eine strukturierte Krebsvorsorge ist wichtiger denn je“, betont Gastroenterologe Bernhard Frank vom Medicum Tegernsee. „Die Zeit, die wir in der Pandemie verloren haben, muss wieder aufgeholt werden. Besonders da Darmkrebs im Frühstadium und die Vorstufen, sogenannte Adenome, durch eine Koloskopie größtenteils alleine zu beherrschen sind“, unterstreicht Gastroenterologe Michael Brandt aus Hausham. „Wir stehen unseren Patienten mit Rat und Tat jederzeit zur Verfügung und beraten sie gerne zum Thema Krebsvorsorge“, ergänzt Thomas Verhasselt, Internist aus Holzkirchen.

Da Symptome bei Darmkrebs – Blut im Stuhl, Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Leistungsminderung – häufig erst spät auftreten, ist eine Vorsorgekoloskopie, eine Darmspiegelung, wichtig. Dabei können kleine und noch nicht symptomatische Tumore sichtbar werden. „Dass eine Vorsorgekoloskopie eine gewisse Überwindung des Patienten mit sich bringt, ist uns durchaus bewusst, aber die frühe Erkennung von Darmkrebs verbessert signifikant die Prognose“, appelliert Internist Verhasselt und hofft gemeinsam mit seinen Kollegen, dass die Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung wieder vermehrt wahrgenommen wird. ft

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