Zwar sei nach wie vor ein guter Mix aus Wasser-, Bio-, Wind- und Geothermie-Energie notwendig, aber ohne einen starken Ausbau von PV- und Windkraftanlagen sei das Klimaziel, wonach sich der Landkreis bis 2035 vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen möchte, schlicht nicht zu schaffen, sagte Drexlmeier. Aktuell liegt der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen bei etwa der Hälfte, bei Wärme bei 15 Prozent und beim Verkehr bei fünf Prozent. Für den notwendigen PV-Ausbau hatte Drexlmeier Zahlen mit im Gepäck. Notwendig wäre für PV-Anlagen in den Landkreisen Miesbach, Bad Tölz, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen eine Fläche von 632 Hektar, momentan gibt es rund 54.
Zum Vergleich nannte Stefan Drexlmeier von der EWO bei der Kreistagssitzung in Rottach-Egern, dass in den vier Landkreisen 260 Hektar mit Fußballplätzen, über 700 Hektar mit Golfplätzen und sogar 3800 Hektar für die Pferdehaltung belegt sind. Demnach gäbe es nach Drexlmeiers Beurteilung für den PV-Ausbau durchaus Spielraum nach oben. Das, und den Kommentar von ÖDP-Sprecher Olaf Fries dazu, wonach die Landwirtschaft hier „schon sehr viel mehr machen könnte“, wollten die Landwirte unter den Kreisräten so nicht stehen lassen.
Kreisbäuerin Brigitte Regauer (CSU) beklagte, dass der Bayerische Bauernverband in die Diskussion zu wenig involviert wird und hatte einen anderen Vorschlag parat: „Bevor es an landwirtschaftlichen Grund geht, sollten zuerst Fußball- und Parkplätze überbaut werden.“ Zudem verwies sie auf den Beitrag der Landwirte zur Biodiversität und warnte davor, Grundbesitzern lange Zähne zu machen weil Energieriesen ein Vielfaches von dem zahlen, was an landwirtschaftlicher Pacht zu erzielen ist.
Die Sinnhaftigkeit dieser Energiebilanz stellte auch Alois Fuchs (CSU) in Frage: „Wir pflastern unseren landwirtschaftlichen Grund zu und importieren dann die Lebensmittel aus dem Ausland oder?“ Ihn stört auch der ganze „Hype ums E-Auto“ und woher der Strom dafür kommen soll. Bestenfalls, so Fuchs, könnte er sich vorstellen, solche Anlagen entlang von Autobahnen und Eisenbahntrassen zu bauen. Die Kritik konterte Drexlmeier mit Studien, wonach PV-Anlagen auch für ökologische Nischen wertvoll sein können. Für viele Grundbesitzer sind PV-Anlagen außerdem eine Chance und schließlich „wächst Diesel ja auch nicht im Oberland“.
Der Holzkirchner FW-Kreisrat Martin Taubenberger gab dennoch zu bedenken, dass immer mehr Landwirte aufhören und der PV-Ausbau diesen Trend fortsetzen könnte. Ihn drückte da auch das von Landratsamt unter Federführung von Klimaschutzmanagerin Veronika Halmbach in Arbeit befindliche Standortkonzept für Freiflächen-PV-Anlagen. Wie Halmbach sagte, wurden bisher von den Kommunen knapp 350 Hektar priorisierte Fläche gemeldet: „Das entspricht nur 1,4 Prozent des landwirtschaftlich genutzten Grundes im Landkreis.“ Bei den gemeldeten Flächen handelt es sich um gemeindeeigene und nicht in privater Hand befindliche Grundstücke. Kartenmaterial hierzu soll nicht veröffentlicht werden. Hier hakte Taubenberger nochmals ein: „Rund zehn Prozent der Flächen liegen in Landkreisnorden. Ich hoffe nicht, dass es dann heißt, lasst die mal machen.“
Landrat Olaf von Löwis (CSU) versuchte, der Diskussion die Schärfe zu nehmen und sagte zu, dass das Konzept lediglich aufzeigen soll, was derzeit möglich ist: „Ich habe keine Sorge, dass deswegen landwirtschaftliche Flächen zugepflastert werden.“ Robert Wiechmann (Grüne) bat eindringlich, den PV-Ausbau zu forcieren und verwies wie der Tegernseer Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) darauf, dass die Planungshoheit ja nach wie vor bei den Gemeinden bleibt.
Das Schlusswort hatte schließlich Johannes Hagn: „Unser Problem ist es, Leute zu überzeugen. In Tegernsee schaffen wir es nicht mal eine einzige Anlage durchzubringen.“ Wie er sagte, musste sich die Stadt wegen einer geplanten PV-Anlage am Leeberg „blödsinnige Anfeindungen“ aus der Nachbargemeinde anhören, weil diese sich dadurch gestört fühlt. Helmut Hacker