Kreiskämmerer Gerhard de Biasio hofft, dass es günstiger wird. „Die Baupreise sind momentan jenseits von Gut und Böse“, betonte er. „Aber der Bausektor beginnt langsam zu lahmen“, hat er erkannt und erwartet, „dass wir die Auswirkungen in den nächsten Jahren sehen“. Aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung glaubt de Biasio: „Es müssten auch die Baupreise zurückgehen.“ Rohstoffpreise fallen bereits, „aber es kommt noch nicht bei uns an“. Als weiteren Vorteil bei einem erst späteren Wohnungs- und Tiefgaragenbau nannte er, „dass wir uns mit der Baustelleneinrichtung leichter tun“. Sollten sich die Rahmenbedingungen verbessern, „können wir den Bau auch wieder vorziehen“. Laut derzeitigem Plan sollen der Wohnungsbau und die Tiefgarage 2029 fertig werden. Letztere lehnen einige Räte in ihrer geplanten Form ab.
Während der Ersatzbau des Landratsamtes trotz der hohen Kosten auf breite Zustimmung stößt und auch der Wohnungsbau als dringend nötig gesehen wird, geriet die geplante Tiefgarage im Kreistag in die Kritik. Nördlich der Riezlerstraße, auf der derzeit als Parkplatz genutzten Fläche, sollen zwei große Gebäude mit insgesamt 24 Mietwohnungen entstehen. Autos für die Bewohner, ebenso wie für Mitarbeiter und Besucher des Landratsamtes, sollen darunter Platz finden.
Weil jedoch Stahl und Beton derzeit sehr teuer sind – Kreiskämmerer de Biasio sprach von einer „exorbitanten Preissteigerung“ – wird die Tiefgarage mit 166 Stellplätzen richtig kostspielig. „Wir zahlen 13 Millionen für Autos und 8 Millionen für Wohnungen“, kritisierte nicht nur Anastasia Stadler (CSU) diese Gewichtung. Auch für ihren Fraktionskollegen Georg von Preysing „steht das nicht im Verhältnis, da müssen wir uns Gedanken machen“. Dafür sprach sich Robert Wiechmann (Grüne) ebenfalls aus, der mutmaßte, dass in zehn Jahren vielleicht gar nicht mehr so viele Stellplätze wie angenommen benötigt werden. „Da kann es doch nicht sein, dass wir jetzt 13 Millionen in die Tiefgarage stecken“, sagte er. Mehrere der Kreisräte sind für eine reduzierte Stellplatzzahl.
Florian Hupfauer (FDP) hielt dagegen: „Die „Parkplatznot“ in Miesbach sei bekannt, betonte der Kreis- und Miesbacher Stadtrat. Für ihn steht fest: „Wir werden den Platz auch weiterhin benötigen.“ Dass die Stellplätze wichtig sind, sagte auch Gerhard Braunmiller (CSU). Der Bürgermeister verwies auf die Entscheidung des Stadtrats, der für den sozialen Wohnungsbau bereits mit einem reduzierten Stellplatzschlüssel einverstanden war – für den Ersatzbau des Landratsamtes jedoch auf die übliche Zahl bestand.
Neben der Tiefgarage sorgte bei einigen Kreisräten auch der fehlende Dachüberstand für Kritik, ebenso wie im Miesbacher Bauausschuss. Dennoch zeigte sich der Kreistag generell einverstanden mit dem Vorhaben, es soll auf Basis der präsentierten Planungen vorangebracht werden. ft
Netto-Brutto-Verwechslung
Ein Rechenfehler eines Planungsbüros hat ebenfalls zu einer höheren Summe beim Ersatzbau des Landratsamtes beigetragen. Wie in der Kreistagssitzung am Dienstag (25. Oktober) deutlich wurde, gab ein Büro den Netto- statt Bruttopreis an. Deshalb steht nun nochmal eine Million mehr auf dem Papier. Einen Schadenersatz anzustreben hält Kreiskämmerer Gerhard de Biasio für wenig aussichtsreich. „Es ist kein wirklicher Schaden entstanden“, sagte er. Hätte der Planer richtig gerechnet, wäre ja der Betrag herausgekommen, der nun eben auch in der Kostenberechnung steht. ft