Die Begeisterung für ihre Aufgabe war Bianca Steinbauer, Leiterin der Beratungsstelle, anzuhören und anzusehen. Mit viel Esprit und Einfühlungsvermögen schilderte sie den rund 30 Gästen, was sie und ihr Team in den heimelig gestalteten Räumlichkeiten der Beratungsstelle antreibt. Dazu nutzte Steinbauer Strophen des Gedichts „Stufen“ von Hermann Hesse: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, aber es muss das Herze bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein.“ Wenn aber ein Kind in frühen oder späten Schwangerschaftswochen, bei oder kurz nach der Geburt verstirbt, zerstört das Hoffnungen, Träume und Pläne für die Zukunft. „Die Zahl der Fehl- und Totgeburten ist deutlich größer, als von vielen Menschen angenommen wird, Aber darüber zu reden, ist oft ein Tabu“, sagte Steinbauer.
Wegen fehlender Angebote müssen deshalb Sternenkind-Eltern oftmals alleine oder im allerengsten sozialen Umfeld mit dieser unfassbar tragischen Situation fertig werden. Die Schicksale von Frauen und Paaren, deren Schwangerschaft nicht wie gehofft geendet hat, gerät oftmals in Vergessenheit. „Dabei benötigen gerade sie ein Umfeld, das sie in ihrer Trauer begleitet und einfühlsam auf ihre Bedürfnisse eingeht“, erklärte Steinbauer.
Wie notwendig das ist, zeigt, dass das Team allein im vergangenen Jahr 86 Familien begleitet hat. Einen besonderen Dank richtete Steinbauer an Diakon Andreas Marx, der sich bereit erklärte, die Beratungsstelle zu unterstützen und beispielsweise schon Fahrradtouren speziell für Sternenkinder-Väter organisierte, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Als Glücksfall für den Landkreis und Hausham bezeichnete der stellvertretender Landrat und Bürgermeister Jens Zangenfeind die Eröffnung der Beratungsstelle: „Wir sind froh, diesen unglaublich wichtigen Baustein der Menschlichkeit hier bei uns zu haben.“ Dass die Beratungsstelle hier nicht nur wegen der Nähe zum Krankenhaus gut aufgehoben ist, stellte Helge Mommsen, Oberarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Harlaching, heraus: „Hausham scheute sich nie, sich Themen anzunehmen, bei denen viele Menschen lieber wegschauen.“
Bei der Trauerarbeit soll den betroffenen Familien aufgezeigt werden, dass das Leben danach weitergeht und einen Sinn hat. „Wie können wir aber bei einem so schwierigen Thema so fröhlich zusammenkommen?“, fragte dann auch Christian Voller-Morgenstern, Theologischer Vorstand der Bethanien Diakonissen-Stiftung. „Mit Spaß kommen wir dabei nicht weiter. Orientieren wir uns an dem, was die von Gott gegebene Freude ausmacht und die uns das Leben auch in schweren Lebensumständen finden lässt.“
Die Bethanien Diakonissen-Stiftung setzt die Arbeit des 1874 gegründeten Diakoniewerkes Bethanien und der 1886 gegründeten Bethesda fort. Heute betreibt die Stiftung alleine oder mit diakonischen Partnern im gesamten Bundesgebiet knapp 60 Einrichtungen in Gesundheitswesen, Pflege, Bildung, Betreuung und Seelsorge. Die Angebote der Bethanien Sternenkinder Beratungsstelle Oberland/Inntal möchte mit fachlicher Begleitung, Beratung, Austausch und Vernetzung helfen, die erste Fassungslosigkeit zu überwinden und Eltern bei ihrer Trauer begleiten und stärken. Die Beratungsstelle hat ihre Räumlichkeiten in Hausham an der Miesbacher Straße 11, Telefon: 08026/3870010. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage. hac