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Ein junger Notenzauberer

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Von: Vera Markert

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Lieblingsbeschäftigung in Freistunden oder nach der Schule: Thomas Steinberger komponiert meist an dem Flügel, der im Musikraum des Miesbacher Gymnasiums steht. © Thomas Plettenberg

Fischbachau - Wer kann schon mit 16 Jahren über sich sagen, mehrere Stücke komponiert zu haben? Thomas Steinberger kann es. Der Fischbachauer schreibt seit rund drei Jahren eigene Werke für Klavier – einige Fans hat er bereits.

Manchmal verändert ein Film ein Leben. Thomas Steinberger weiß, wie sich das anfühlt. Vor drei Jahren, im Alter von 13, sieht er einen Streifen, in dem ein Filmmusik-Komponist für eine Freundin ein Stück schreibt: Wie sie als Melodie klingen würde. „Eine typische Liebesgeschichte“, sagt der 16-Jährige aus dem Fischbachauer Ortsteil Faistenau. Und doch prägt sie ihn nachhaltig: Dadurch fängt der junge Pianist an zu komponieren, schreibt ein Stück für eine Klassenkameradin. „Ich habe eine eigene Melodie gesucht, als Pendant zum Film.“ Um seiner Mitschülerin zu imponieren, macht er es übrigens nicht. „Die Liebesabsicht wie im Film hatte ich nicht, das Stück hat ihr aber trotzdem gefallen“, sagt er lachend. Heute ist „Impressions of a summernight“ sein bekanntestes Stück – und eine von inzwischen zehn Kompositionen.

Das erste Musikinstrument, zu dem Thomas griff, war – wie bei vielen – die Blockflöte. Es folgten Steirische, Schlagwerk, Keyboard und mit zwölf Jahren Klavier. Endlich. Denn das Keyboard war auf Dauer nix für ihn. „Es hat keinen Tastenanschlag und klingt ganz anders“, erklärt der 16-Jährige. Er musste einfach Klavier lernen und bekam von den Eltern ein E-Piano zum Einstieg. „Ich fand immer, dass das Klavier das coolste Instrument ist. Es hat mich von Anfang an beeindruckt.“ Der Klang, das Aussehen. Und: „Um eigene Musik zu schreiben, braucht man ein Klavier“, findet der Elftklässler, der das Gymnasium Miesbach besucht und dort beim Kammerchor und Orchester mitwirkt.

Trotz Klavier: Thomas fehlte etwas. „Ich wollte immer schon komponieren können“, berichtet er. „Ich war stolz auf mich, wenn ich etwas spielte und es sich nach was anhörte.“ Nach der Initialzündung mittels Film entstand sein erstes drei- bis fünfminütiges Stück: eine Mischung aus Klassik- und Pop-Elementen in A-Dur, „der schönsten Tonart überhaupt“. Das zart klingende Notenwerk vereint klassische Melodie und einfache Harmonielehre der Popmusik. „Die Seele des Stücks, das Grundgerüst, ist die Harmonie“, betont er.

Schnell komponierte der Fischbachauer weitere Stücke für andere Leute, die er mochte. Meist fällt ihm eine Melodie im Alltag ein. Wenn gerade kein Klavier zur Hand ist, summt er sie auf sein Handy. Die Komposition selbst entsteht am Klavier: Beim Spielen – oft über Wochen – formt der junge Notenzauberer sein Grundgerüst bis zur fertigen Melodie. „Man entwickelt ein Schema oder einen Stil.“ Inzwischen baut er auch Jazz-Elemente ein.

Lange hielt Steinberger seine Kompositionen nicht auf Papier fest – bis ihn andere darum baten. Er benannte sie nach der Person, für die er schrieb, oder der Tonart. Bis ihm seine Klavierlehrerin Anna Schmidt von der Musikschule Schlierach-/Leitzachtal sagte, dass eine Komposition einen ordentlichen Namen braucht. Immerhin stand ein Konzert für Bürgermeister und Gemeinderäte in der Haushamer Musikschule bevor. So kreierte er mit seiner Mentorin im Herbst den Titel „Impressions of a summernight“ – bis heute das einzige Werk mit „richtigem“ Namen.

Eben jenes Stück bescherte dem 16-Jährigen beim Konzert einen großen Auftritt. Andere Musikschüler und Kommunalpolitiker sprachen ihn darauf an, dass es ihnen gefallen habe oder ob sie nicht die Noten haben können. „Da dachte ich mir: Die Leute hören es ja ganz gerne.“

Der Ausschlag für sein erstes eigenes Konzert im Januar in der Musikschule, das er in Eigenregie organisierte. Für den Auftritt gründete Steinberger nebenbei gleich noch das Musik- und Gesangs-Ensemble Take six, „damit es für die Leute nicht zu langweilig wird“ nur Klavierwerke zu hören. „Man merkt, dass es von einem Anfänger ist“, sagt er bescheiden über seine Musik, die er anspruchsvoll zum Anhören nennt. „Der Zuhörer muss sich konzentrieren und sich darauf einlassen.“ Erste Fans hat er trotzdem schon: Unter den 50 Gästen des eineinhalbstündigen Abends weilte Miesbachs Bürgermeisterin Ingrid Pongratz. Sie hatte den jungen Pianisten beim Auftritt im Herbst gehört und sich extra den Namen gemerkt.

Für den Sommer plant Steinberger wieder ein Konzert, wieder mit Eigenkompositionen und wieder mit Take six. Ferner sieht er sich gerade nach weiteren Locations um – einen bezahlten Auftritt in Martin’s Bar in Miesbach im Dezember zog er bereits an Land. Und er wartet auf die Antwort eines Musikverlags. Dorthin schickte der 16-Jährige die Partitur von „Impressions of a summernight“ sowie zwei andere Stücke, die er für Chor und Orchester arrangierte. Vielleicht die Basis für die berufliche Zukunft. Auch wenn sich der Elftklässler diese noch offen hält, weiß er: „Ganz ohne Musik kann ich es mir nicht vorstellen.“

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