„Hier erweitern alle ihren Horizont“

Irgendwann war Michael Heinzmanns Firma zu groß fürs Home-Office. Also suchte sich der Chef der Wohnbau Hausham neue Büroräume. Fündig wurde er gegenüber dem Bahnübergang. Heute bietet er mit der i-punkt Coworking Area Haushamer Hof nicht nur der Baubranche ein Zuhause.
Auf der Baustelle geht vieles Hand in Hand. Zimmerer, Elektriker oder Heizungsbauer arbeiten an einem Haus, ohne sich auf die Füße zu steigen. Und wenn’s irgendwo klemmt, sehen drei Experten im Zweifel mehr als einer. Was auf dem Bau seit Ewigkeiten gut funktioniert, sollte doch auch in der Planungsphase von Vorteil sein, dachte sich Michael Heinzmann. Der Geschäftsführer der Wohnbau Hausham hat oft mit Architekten, Statikern und Ingenieuren zu tun. Begegnet sind sich die Fachleute aber meist nur auf der Baustelle. Seit zwei Jahren sitzen sie nun alle in einem Büro: in der i-punkt Coworking Area Haushamer Hof.
Anders als die meisten anderen von Heinzmanns Projekten ist das offene Gemeinschaftsbüro an der Althaushamer Straße nicht auf dem Reißbrett entstanden. Es hat sich entwickelt. Ursprünglich hatte der Bauträger eigentlich nur nach einem neuen Sitz für seine Firma gesucht. Das alte Büro in einem Privathaus wurde nach neun Jahren einfach zu klein. „Das war mehr ein Home-Office“, sagt Heinzmann. Als er dann die ebenerdigen Räume am Bahnübergang eingerichtet hatte, kamen sie ihm doch ein bisschen groß vor. Doch er machte aus der Not eine Tugend und begann, sie mit anderen Unternehmern und Selbstständigen zu teilen. Die Coworking Area Haushamer Hof war entstanden.
Heute werkelt Heinzmann mit drei Dauermietern unter einem gemeinsamen Dach. Hinzu kommen mehrere Tagesgäste, die sich spontan einen der sechs Schreibtische buchen. Heinzmann hat Tages-, Wochen-, Monats- und besagte Dauerpakete geschnürt. Auch ein Besprechungsraum sowie eine Teeküche stehen zur Verfügung.
Die Mieter stammen aus Hausham, Schliersee und der näheren Umgebung. Auch ein Warngauer stöpselt regelmäßig sein Laptop ein. Die Branchenvielfalt ist groß. Neben genannten Architekten, Statikern und Ingenieuren sind auch Leute aus dem sozialen oder dem Medienbereich dabei. Der Besprechungsraum erfreut sich auch an Wochenenden großer Beliebtheit, beispielsweise für Verkäuferschulungen, Heilpraktikerseminare oder für Kaminabende eines internationalen Unternehmernetzwerks.
Genau diese Inspiration macht für Heinzmann das Prinzip Coworking aus, erklärt er. Schon als Student habe er gerne mit Kommilitonen aus anderen Fachrichtungen die Köpfe zusammengesteckt. „Wer arbeitet schon gerne allein?“, fragt der Geschäftsführer. Dass er dafür nun in Hausham eine eigene Plattform geschaffen hat, freut ihn umso mehr. „Das ist ein Jackpot“, sagt Heinzmann. „Damit erweitern alle ihren Horizont.“
In einer Blase schweben die Coworker aber nicht. Auch für sie gelten Richtlinien wie die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Und die hat Heinzmann einiges an Kopfschmerzen bereitet, räumt er ein. Weil alle seine Schreibtische an einem Server hängen, brauche jeder seinen eigenen, geschützten Kanal. Dies habe man aber mit einer aufwendigen Softwarelösung sichergestellt. Ansonsten achte man bei der Belegung der Coworking Area darauf, dass sich Versicherungs- oder Steuerberater beim Umgang mit sensiblen Kundendaten nicht über die Schulter schauen.
Damit die Coworker auch von außen erreichbar sind, richtet ihnen Heinzmann auf Wunsch einen eigenen Briefkasten ein. Ab und zu vorbeischauen müssten sie aber schon, fügt er schmunzelnd hinzu: „Wir managen hier keine Briefkastenfirmen.“
sg