- vonSebastian Grauvoglschließen
Beim Integrativen Sportfest in Hausham waren sie der Renner: Dreiräder, die auch für Menschen mit Behinderung genutzt werden können. Jetzt ist ein Verleih im Gespräch.
– Radfahren verlernt man nicht. Eine Weisheit, die sogar wissenschaftlich erwiesen ist. Und doch kann es passieren, dass es plötzlich nicht mehr so klappt mit der Stabilität auf zwei Reifen. Im Alter etwa, oder durch eine körperliche Einschränkung. Wer mit einer Behinderung auf die Welt gekommen ist, dem blieb das Radeln nicht selten sogar ganz verwehrt. Doch das muss nicht sein, wie sich jetzt beim Sportfest der Erlebten Integrativen Sportschule (EISs) in Hausham gezeigt hat.
Dort stellte der Anbieter „tour-me“ aus dem Chiemgau seine Dreiradflotte vor. Darunter Tandems mit speziellen Sitzen, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind – selbstverständlich auch mit Elektroantrieb. Egal ob mit oder ohne Behinderung: „Alle hatte ihren Spaß“, berichtet Stephan Kaiser, Vorsitzender der Sparte Handicap Integrativ der SG Hausham, die das Fest organisiert hatte, begeistert. „Das ist gelebte Integration.“
Integration auf drei Rädern: Wunsch nach neuem Verleihstation
Rund 200 Besucher tummelten sich bei einem wahrhaft goldenen Herbsttag mit fast noch sommerlich anmutenden Temperaturen auf der Zentralen Sportanlage. 95 Kinder und Jugendliche waren der Einladung zum gemeinsamen Sporteln und Spielen gefolgt. „Ein fantastischer Zuspruch“, schwärmt Kaiser. Ganz besonders freut sich der Organisator über die rund 40 Helfer, die die 20 Stationen betreut haben. Ohne die wäre so ein Fest nicht möglich, betont Kaiser. „Unser Team besteht ja nur aus fünf Leuten.“
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Ein echter Renner waren die Testfahrten mit den Dreirädern. Organisiert hatte diese Gisela Hölscher. Als Senioren- und Behindertenbeauftragte der Gemeinde Waakirchen hatte sie seit Längerem nach einer Möglichkeit gesucht, wie auch ältere oder mobilitätseingeschränkte Personen mit dem Fahrrad durch den Landkreis kurven können. Fündig wurde sie bei besagtem Anbieter in Chieming, berichtet sie.
Da die Dreiräder allerdings für eine Familie allein oft zu teuer seien, habe sie einen Verleih ins Auge gefasst. Ein Netzwerk an Interessenten und Unterstützern habe sie bereits aufgebaut, meint Hölscher. „Ich habe schon viele Leute angespitzt.“ Auch der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Anton Grafwallner, stünde voll hinter der Idee.
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Auch Kaiser findet, dass die Dreiradfahrten nicht auf das Integrative Sportfest beschränkt bleiben sollen. Er könnte sich etwa eine feste Verleihstation in Hausham vorstellen. Wie gut, dass sich auch Bürgermeister Jens Zangenfeind auf der Zentralen Sportanlage ein Bild von den Dreirädern gemacht hat, meint der Spartenleiter. Er hofft, dass sich vielleicht ein privater Anbieter für die Vermietung der sportlich-spaßigen Gefährte findet.