Kläranlage in Irschenberg: Kostenbelastung für Bürger bleibt ungeklärt

Die Gemeinde Irschenberg hat den aktuellen Stand zum Neubau der Kläranlage nun in einem Infobrief zusammengefasst und an die Bürger verteilt. Doch die zentrale Frage bleibt weiter unbeantwortet: Wie viel kostet der Neubau die Bürger?
Irschenberg – Zahlen sind in der Bürgerinfo nicht allzu viele zu finden. Auf Nachfrage unserer Zeitung wird Bürgermeister Klaus Meixner aber etwas deutlicher. So seien bei der Entscheidung drei Varianten verglichen worden: der Anschluss an die Kläranlage in Bruckmühl sowie der Neubau der Anlage am Standort – einmal mit verlängertem Ableitungskanal und einmal mit einer vierten Reinigungsstufe.
„Bei jeder Variante wurden im Rahmen einer Kostenvergleichsrechnung die voraussichtlich erforderlichen Baukosten, unterteilt nach baulichen Anlagen, technischer Ausrüstung und sonstigen Kosten wie dem Anschluss an die Kläranlage ermittelt.“ Diese lagen zwischen 6,5 und 10,1 Millionen Euro. „In diese Betrachtung wurden auch die laufenden Kosten aller Varianten mit einbezogen.“
Vierte Stufe gegen Medikamentenreste und Mikroplastik
Den Zuschlag bekam Variante drei mit vierter Reinigungsstufe, die Medikamentenreste und Mikroplastik mittels Aktivkohle herausfiltern kann, aufgrund der Kosten aber für kleine Anlagen bislang ein Novum ist. Wie berichtet, bekommt Irschenberg deshalb einen Innovationszuschuss von bis zu 500.000 Euro. Ob der aber die Zusatzkosten deckt? Ungewiss.
Meixner betont aber, dass heute „entschieden höhere Anforderungen an die Abwasserreinigung seitens Bund und EU-Wasserrahmenrecht gestellt werden. Damit verbunden ist die Anlage komplexer aufgebaut, und es erfordert einen höheren Energiebedarf, der aber mitunter durch eine in einem weiteren Schritt installierten Fotovoltaikanlage und Berücksichtigung von energieeffizienten Antrieben überschaubar gemacht werden kann.“
Aktivkohle muss ausgetauscht werden
Ferner sei der Bau einer Bodenfilteranlage ein naturnahes Verfahren und erfordere bis auf eine Handvoll zusätzlich zu installierender Klappen, Stellantriebe sowie Messtechnik keinen hohen Energieaufwand und laufende Kosten. Bei der granulierten Aktivkohle geht Meixner von deutlich mehr als zehn Jahren Haltbarkeit aus. „Das wird Geld kosten“, sagt der Bürgermeister, „aber es sind einmalige Kosten alle zehn bis 15 Jahre.“ Die laufenden Kosten erhöhten sich voraussichtlich aufgrund der „deutlich besseren Reinigungsleistung und damit verbundenen erhöhten Schlammentsorgung“.
Dimensioniert auf 7000 Einwohnergleichwerte
Rund eineinhalb Jahre wird laut Meixner die reine Bauzeit der Anlage auf den beiden bestehenden Abwasserteichen dauern. Die Ausbaugröße beläuft sich auf 7000 Einwohnergleichwerte und orientiert sich laut Meixner damit an der Empfehlung der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA), die rund zehn Prozent Gemeindeentwicklung vorsieht. Die nun fast 40 Jahre alte Kläranlage ist für 5000 Einwohnergleichwerte ausgelegt – dabei entfällt etwa ein Drittel der Leistung auf rund 1400 Einwohner, der Rest bleibt für das Gewerbe.
„Die neue Ausbaugröße wurde mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt“, sagt Meixner. Dort bestätigt Abteilungsleiter Andreas Holderer, dass ein Anschluss an die Kläranlage in Bruckmühl auch deshalb so teuer sei, weil das Abwasser doppelt gesichert durch das Wasserschutzgebiet geleitet werden müsse.
Wie die rund sieben Millionen Euro Baukosten, die im Jahr 2020 als Größenordnung von einer vergleichbaren Anlage abgeleitet worden waren, von der Gemeinde und den angeschlossenen Bürgern gestemmt werden sollen, ist noch nicht geklärt, sagt Meixner: „Der Gemeinderat hat sich bezüglich der Kostenbeteiligung noch nicht abschließend festgelegt. Es wird jedoch versichert, einen fairen Aufteilungsschlüssel im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten für die Betroffenen zu finden.“
Abstottern möglich
Dazu heißt es in der Bürgerinfo, dass eine Beitragserhebung auch gestaffelt beglichen werden kann. Was Meixner gegenüber unserer Zeitung konkretisiert: „Zu Höhe und Staffelung muss sich der Gemeinderat noch abschließend beraten. Aber als Beispiel wäre denkbar, dass ein möglicher Ergänzungsbeitrag – falls dieser kommt – auf zwei bis drei Jahre aufgeteilt wird.“
Ob noch eine Infoveranstaltung für die Bürger stattfinden wird oder ob diese weiter per Flugblatt informiert werden, müsse mit dem Gemeinderat noch abgestimmt werden, ergänzt Meixner: „Wegen der Beauftragung eines weiteren Planungsbüros, das die Planung der neuen Kläranlage erarbeitet hat, wird eine Vorstellung des Gesamtkonzepts nicht ausgeschlossen.“
Der Bürgerantrag zu alternativen Kostenmodellen wird im Gemeinderat am Montag, 20. März, ab 19 Uhr im Pfarrsaal behandelt.
ddy