1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Miesbach

Absage schweren Herzens: Miesbach ist zu klamm für die BR-Radltour

Erstellt:

Von: Dieter Dorby

Kommentare

Mit großem Hallo wurden die Teilnehmer der BR-Radltour am 2. August 2022 in Freising begrüßt. Miesbach kann sich diese Teilnahme nicht leisten.
Mit großem Hallo wurden die Teilnehmer der BR-Radltour am 2. August 2022 in Freising begrüßt. Miesbach kann sich diese Teilnahme nicht leisten. © Lehmann

Eigentlich ist es ein Angebot, über das sich Kommunen in der Regel freuen: Miesbach hat die Möglichkeit, Station bei der diesjährigen BR-Radltour zu werden. Doch das Event hat einen Haken. Die Kreisstadt muss dafür einen finanziellen Beitrag leisten – Geld, das Miesbach aber nicht hat.

Miesbach – Seit 1990 veranstaltet der Bayerische Rundfunk zu Beginn der Sommerferien seine BR-Radltour, die durch den gesamten Freistaat führt. Für heuer könnte Miesbach auf der Strecke liegen. Die Tour dauert von 29. Juli bis 5. August, und Miesbach wäre für die Nacht des 2./3. August vorgesehen. Diese Rahmenplanung wurde der Stadt Mitte Dezember vorgestellt.

1000 Teilnehmer werden dazu erwartet, sie alle sollen gratis in Turn- und Eishallen sowie Klassenzimmern untergebracht werden – Frühstück inklusive, wobei die Gäste selbst bezahlen sollen. Die Unterstützung durch Bauhof, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) wird ebenfalls vorausgesetzt. Hinzu kommen an die 250 Personen als Begleitpersonal. Für sie soll die Stadt Unterkünfte empfehlen – die Kosten dafür übernimmt der BR. Aber damit ist die Finanzierung noch nicht abgedeckt.

Hoher Beitrag seitens der Stadt erwartet

Wie Bürgermeister Gerhard Braunmiller (CSU) nun im Stadtrat berichtete, wird von der Stadt „als wichtiges Etappenziel“ eine finanzielle Beteiligung erwartet. Die Kosten für Kommunen belaufen sich laut BR aus der Erfahrung der vergangenen Jahre auf 20.000 bis 70.000 Euro – ohne Personalkosten für Bauhof & Co. Geld, das die Stadt aber nicht hat.

Dabei ist das Event aus Sicht des Stadtmarketings durchaus begrüßenswert. Eine solche Großveranstaltung würde einen großen Zuwachs an Touristen erwarten lassen, die man langfristig gewinnen könnte. Ziel wäre es, „Wirtschaft und Vereine in den Mittelpunkt zu setzen“, um so „ein großes Miteinander zu schaffen“, heißt es in der Beschlussvorlage.

„ Stadt kann sich die BR-Radltour nicht leisten“

Aber das Haushaltsrecht macht einen Strich durch diese Rechnung. Wie berichtet, schafft die Stadt heuer keine Zuführung vom Verwaltungs- an den Vermögenshaushalt. Vielmehr hat der Verwaltungshaushalt eine Unterdeckung von 400.000 Euro, die aus dem Vermögenshaushalt ausgeglichen werden muss. Das Fazit der Verwaltung: „Damit kann sich die Stadt die Durchführung der BR-Radltour als neue freiwillige Aufgabe nicht leisten.“ Zumal die Kämmerei davon ausgeht, dass die Kosten die Schätzungen deutlich übersteigen. Daher gehe man davon aus, dass sich das Defizit im Verwaltungshaushalt um weitere 80.000 Euro erhöhen würde. Vielmehr braucht die Stadt jeden Euro, um ihr Freibad modernisieren zu können.

„Das ist Wahnsinn, was da los ist“

Kick van Walbeek (Grüne), die sich im AK Rad engagiert, bezweifelte, ob der finanzielle Aufwand wirklich so hoch wäre. Der wirtschaftliche Mehrwert würde dagegen wohl bei 200.000 Euro liegen. Auch Markus Seemüller (FWG) bedauerte die Zwangslage: „Das ist Wahnsinn, was da los ist. Das ist ein riesiger Werbeeffekt.“ Keinesfalls dürfe die Stadt negativ beschließen – „das wäre tödlich“. Es brauche eine positive Formulierung.

„Turnhallen sind voll mit Flüchtlingen“

Sein Fraktionskollege Florian Ruml verwies darauf, dass der Werbeeffekt auch für den Landkreis groß wäre. „Könnte nicht die Regionalentwicklung REO das sponsern?“, fragte er. Dritter Bürgermeister Franz Mayer (CSU) verwies auf einen weiteren Hinderungsgrund: „Unsere Turnhallen sind voll mit Flüchtlingen. Aktuell ist das nicht zu stemmen.“ Manfred Burger (Grüne) regte den Hinweis an, dass eine Teilnahme zu einem späteren Zeitpunkt denkbar wäre.

Der Stadtrat schloss sich gegen die Stimmen vom Mayer und Paul Fertl (SPD) dem Beschlussvorschlag an, dass man gerne teilnehmen wolle, aus finanziellen Gründen aber nicht könne – außer der BR übernehme sämtliche Kosten. Die Antwort des Senders bleibt abzuwarten.

ddy

Auch interessant

Kommentare