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Auf den ALB folgt der Pilz: Schon wieder Baumfällungen in Miesbach notwendig

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Von: Sebastian Grauvogl

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Zu viel Licht: Durch die nach den ALB-Fällungen stärkere Sonneneinstrahlung sind einige Buchen im Miesbacher Hallenwald von einem Pilz befallen.
Zu viel Licht: Durch die nach den ALB-Fällungen stärkere Sonneneinstrahlung sind einige Buchen im Miesbacher Hallenwald von einem Pilz befallen. © Max Kalup

In Miesbach kreischen bald wieder die Kettensägen. Mehrere Buchen leiden unter Pilzbefall. Die Ursache: die starke Sonneneinstrahlung durch die Abholzungen wegen des ALB.

Miesbach – Sonnenbrand ist nicht gesund. Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Bäume, erklärte nun Experte Korbinian Wolf den Miesbacher Stadträten. Der neue Bereichsleiter Forst am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) war gezwungen, gleich bei seinem ersten öffentlichen Termin eine unangenehme Botschaft zu überbringen. Mehrere Buchen im Hallenwald seien durch Sonneneinstrahlung und dem daraus folgenden Pilzbefall schwer geschädigt. Eine Spätfolge der Abholzungen, die der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) verursacht hat.

Nachpflanzungen spenden nicht ausreichend Schatten

Die Nachpflanzungen von Eiche, Edelkastanie und Walnuss würden sich zwar gut entwickeln, aber bei Weitem nicht ausreichen, um den sonnenempfindlichen Buchen Schatten zu bieten, erklärte Wolf. Deren Runde sei dadurch teilweise aufgerissen – ein Eintrittstor für den so genannten Spaltblättling. Dieser wiederum lasse die Bäume an Weißfäule erkranken – und sie früher oder später daran zugrunde gehen. Da der Hallenwald durch den erst kürzlich sanierten Spazierweg auch von Erholungssuchenden frequentiert werde, sei damit eine Fällung aus Gründen der Verkehrssicherheit unumgänglich, so Wolf.

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Eine Untersuchung von Baumpfleger Anton Linsinger habe ergeben, dass zwei Buchen bereits derart geschwächt sind, dass sie im Herbst entnommen werden müssen. Die Kosten bezifferte Wolf auf 4000 Euro (schonende Abtragung durch Baumkletterer) beziehungsweise 2500 Euro (Abtransport mit Seilwinde). Fünf weitere Bäume seien ebenfalls vom Pilz befallen, würden aber noch vier bis fünf Jahre durchhalten. Eine Chance auf Rettung hätten 16 andere Buchen. Diese könnte man entweder mit weißer Baumfarbe einstreichen (2100 Euro je Stamm) oder mit Tarnnetzen aus Plastik einkleiden (1300 Euro), um sie vor der Sonne zu schützen. Wolf riet zur zweiten Variante, da sie die Luftzirkulation aufrechterhalte und besser einem Pilzbefall vorbeuge.

Bürgermeister Gerhard Braunmiller (CSU) bezeichnete die Nachrichten als „sehr bedauerlich“. Zwar sei die Finanzierung der Maßnahmen von den ALB-Mitteln im Haushalt abgedeckt, „aber es ist schon öffentlichkeitswirksam, wie wir mit den Bäumen umgehen“.

Abholzung oder Rettung? Intensive Diskussion im Stadtrat

Dessen waren sich auch die Stadträte bewusst, wie die intensiv geführte Diskussion zeigte. Baumreferent Michael Lechner (FWG) sprach sich gegen die kostenintensiven Rettungsmaßnahmen aus. Man solle lieber auf weitere Nachpflanzungen und damit auf natürliche Verjüngung setzen. „Das ist zwar erst mal brutal, aber dann haben wir endgültig Ruhe.“ Abgesehen von den beiden nicht mehr standsicheren Buchen sollte man mit den Fällungen aber das in zweieinhalb Jahren anstehende Ende der ALB-Quarantäne-Zeit abwarten. „Dann können wir das Holz wenigstens regulär verwerten.“ Erhard Pohl (CSU) sah ebenfalls keine Alternative zum Schlucken dieser „bitteren Pille“. Trotz des „wahnsinnig ortsbildprägenden Einschnitts“ sollte man „der Jugend eine Chance geben“. Für den Erhalt zumindest der Stämme machte sich Manfred Burger (Grüne) stark. Totholz sei wichtiger Lebensraum im Wald, obendrein könnten sich Schnitzkünstler daran verwirklichen.

Für „Gefahrenabwehr statt Tabula Rasa“ plädierte hingegen Paul Fertl (SPD) und kritisierte rückblickend die in seinen Augen sehr „weit gefassten“ ALB-Fällungen. „Wir kannten die Warnungen, jetzt sind wir mit der Realität konfrontiert.“ Astrid Güldner (Grüne) bedauerte, dass die Stadt nicht früher Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Buchen eingeleitet habe.

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Vor dem Beschluss regte Markus Seemüller (FWG) an, vorerst nur über die dringend notwendigen Fällungen zu entscheiden.“ Baumexperte Linsinger aber warnte: „Wenn man jetzt nichts macht, werden weitere Schäden folgen.“ Grund genug für Malin Friese (Grüne), darüber separat abstimmen zu lassen. Braunmiller kam diesem Wunsch nach. Das Ergebnis: ein einstimmiges Ja für die Entnahme der beiden am stärksten betroffenen Buchen – und ein mehrheitliches Nein (4:17-Stimmen) zum Schutz weiterer Bäume. Es wird also bald wohl noch heller im Hallenwald.

sg

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