Sollte es nächsten Montag erneut eine Zusammenkunft geben, wovon strikt auszugehen ist, gelten allerdings andere Voraussetzungen – namentlich die neuen Kontaktbeschränkungen. Wie die Miesbacher Polizei damit umgehen wird, ist Schreiber zufolge noch nicht gänzlich klar.
Auch in Holzkirchen fand der Spaziergang am Montagabend größeren Zulauf als noch eine Woche davor. Johann Brandhuber, Leiter der Polizeiinspektion Holzkirchen, schätzt die Teilnehmerzahl auf 120 bis 150. „Alles lief weitgehend problemlos, es gab unsererseits keine Beanstandungen“, erklärte Brandhuber, der selbst vor Ort war.
Die Menschen sammelten sich gegen 19 Uhr am Marktplatz. Von dort zogen sie als unverkennbare Schlange über die Badgasse zur Tegernseer Straße, schwenkten dann zurück und marschierten auf der Münchner Straße zum Bahnhof, vorbei am Gesundheitszentrum Atrium; über die Probst-Sigl-Straße erreichten die Spaziergänger wieder den Ortskern. Laut Brandhuber blieben die Teilnehmer auf Gehsteigen und hielten sich an Verkehrsregeln. Sie verzichteten auf Schilder, Plakate und das Skandieren von Parolen. Gegen 20 Uhr löste sich die Gruppe auf.
Anders als die Mahnwachen am Tag vor Heiligabend (wir berichteten) war der „Spaziergang“ nicht angemeldet gewesen, wie auch schon am Montag vor den Feiertagen. Laut Brandhuber war aber deutlich erkennbar, dass einige Organisatoren die Aktion koordinierten. Zu erkennen habe sich aber niemand gegeben; auf Ansprachen durch die Polizei seien viele gut vorbereitet gewesen. „Sie berufen sich darauf, einen Spaziergang zu unternehmen.“ Nach Brandhubers Beobachtung beteiligten sich überwiegend Menschen aus dem Bereich Holzkirchen. „Vertreten waren alle Altersgruppen“, sagt Brandhuber. Auch Kinder, deren Alter Brandhuber auf „fünf und aufwärts“ schätzt, marschierten mit.
Kniffliger dürfte es für „Spaziergänger“ und Polizei am kommenden Montag werden. Denn seit dem gestrigen Dienstag (28. Dezember) gelten in Bayern verschärfte Kontaktbeschränkungen: Erlaubt sind nur noch private Treffen von höchstens zehn Geimpften und Genesenen. Für Ungeimpfte gilt: maximal ein Hausstand plus zwei Personen eines anderen Haushalts.
„Würde die Aktion ähnlich ablaufen wie jetzt am Montag, müssen wir nächsten Montag eingreifen“, kündigt Brandhuber an, der seine Beamten auf jedes Szenario vorbereitet. Er geht davon aus, dass einige „Spaziergänger“ auch eine grundsätzliche Aggressionsbereitschaft mitbringen.
Miesbach/Holzkirchen – Deutlichen Zulauf hat der sogenannte Montagsspaziergang in Miesbach diese Woche bekommen. Die Polizei spricht von bis zu 250 Teilnehmern, die zunächst am Rathaus zusammenkamen und dann, in Gruppen aufgeteilt, durch die Innenstadt und zwischen Markt- und Stadtplatz spazierten und sich hier und da vor einem Schaufenster versammelten. Zur Erinnerung: Beim Montagsspaziergang vor eine Woche berichtete die Polizei von rund 80 Teilnehmern, also nur einem Drittel. Anders als in der Vorwoche sah die Polizei diesmal aber keine Veranlassung, Personalien der Teilnehmer aufzunehmen und Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. Alles sei geordnet abgelaufen, heißt es.
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Es bleibt aber dabei, dass die Gesetzeshüter das Vorgehen als nicht angemeldete Versammlung mitsamt erkennbarer Meinungskundgebung contra die Corona-Politik betrachten und entsprechende Auflagen bekannt geben – etwa ein Ende um 20.30 Uhr. Tatsächlich leerte sich etwa um diese Zeit die Innenstadt laut Polizei merklich.
Das Phänomen der Montagsspaziergänge hat derweil auch Holzkirchen erreicht – zumindest in dieser Größenordnung. Etwa 80 Personen haben sich am Montag am Rathaus versammelt, um gegen Corona-Maßnahmen wie etwa die Impfpflicht zu protestieren. Wobei dieser Protest nicht öffentlich verbalisiert wurde. Vielmehr setzte sich die Gruppe zu einem Zug durch den Ortskern in Bewegung und teilte sich dann in zwei bis drei Gruppen auf – entgegen der Anordnung der Polizei, die (nicht angemeldete) Versammlung stationär – also an einem Ort – zu halten. Wie die Holzkirchner Polizei auf Anfrage mitteilt, kam es zu keinen größeren Störungen. Ordnungswidrigkeitsanzeigen gegen einzelne Personen habe es aber gegeben.
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