Verwaltung sticht Planungsbüro aus: So löst Miesbach kostengünstig sein Problem mit der Obdachlosenunterkunft

Dass die Obdachlosenunterkunft in Miesbach baulich nicht mehr tragbar ist, weiß man im Rathaus seit Jahren. Doch die Frage, wo ein Neubau errichtet werden soll, verzögerte das Thema. Nun hat die Verwaltung einen Vorschlag erarbeitet, der nicht nur Probleme umschifft, sondern auch Kosten spart.
Miesbach – Seit Paul Fertl (SPD) Miesbachs sanierungsbedürftige Obdachlosenunterkunft im September 2020 auf die öffentliche Tagesordnung des Stadtrats gehievt hatte, ist es still geworden um das Thema. Nun, gut zwei Jahre später, legte Bürgermeister Gerhard Braunmiller (CSU) im Stadtrat eine Lösung vor, was mit der städtischen Immobilie an der Frauenschulstraße 44-48 passieren soll.
Wie berichtet, standen die Zeichen zunächst auf Neubau auf einem städtischen Grundstück. Doch die Standortsuche war schwierig, denn ein Neubau an bisheriger Stelle warf die Frage nach einer Ersatzunterkunft für die Bauzeit auf. Deshalb waren die Fraktionen im Stadtrat aufgerufen worden, Alternativstandorte vorzuschlagen.
Fünf Varianten von Planungsbüro geprüft - alle sind teuer
Insgesamt kamen so fünf Varianten zustande, die von einem Planungsbüro mit einer Machbarkeitsstudie und einer Analyse bewertet wurden: der Hang am Volksfestplatz oberhalb der Bebauung am Jahnweg, die westliche Fläche am Berufsbildungszentrum an der Frauenschulstraße, im Gewerbegebiet Nord an der Maxlrainer Straße, auf der Fläche des Abenteuerspielplatzes am Nordgraben sowie am bestehenden Standort.
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In einer Online-Sitzung wurden den Fraktionsvorsitzenden im März 2021 nicht-öffentlich die Ergebnisse der Studie vorgestellt. Demnach käme eine Containerlösung an der Maxlrainer Straße auf 900.000 Euro, während eine normale Bebauung 4,1 Millionen Euro kosten würde. Bei einer Bebauung am Volksfestplatz wäre sogar mit vier bis sieben Millionen Euro zu rechnen. Was aber schon deshalb nicht erwünscht ist, weil der Platz neben dem Waitzinger Keller laut Braunmiller als „Premiumlage“ gilt.
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Ein Sonderfall ist der Nordgraben. Dort käme die Container-Lösung auf 900.000 Euro. Die 2,69 Millionen teure dauerhafte Bebauung scheidet jedoch allein schon deshalb aus, weil dort bekanntlich mit dem geplanten Inklusions-Abenteuerspielplatz die bisherige Nutzung mit neuem Konzept und neuen Geräten fortgesetzt werden soll.
Teure Studienergebnisse
Bleiben die Varianten an der Frauenschulstraße. Hier käme der Neubau des Obdachlosenheims auf 2,5 Millionen, der Neubau eines Wohnungsheims auf 3,3 Millionen Euro. Und auch die Sanierung käme auf 2,5 Millionen Euro. Die Kosten für die vorübergehende Unterbringung der Bewohner nicht mitgerechnet.
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Dazu hat die Verwaltung einen Alternativvorschlag entwickelt, der den beiden Vize-Bürgermeistern sowie den Fraktionssprechern Mitte November vorgestellt wurde. Dieser favorisiert die stufenweise Sanierung im Bestand.
Verwaltung erarbeitet Alternativlösung - sie funktioniert
Wie Bürgermeister Braunmiller jetzt im Stadtrat öffentlich mitteilte, wurden auf Grundlage dieser Variante bereits sechs Zimmer im Erdgeschoß an der Frauenschulstraße 44 ertüchtigt, „um wieder annehmbare Zustände herzustellen“. Besonders erfreulich dabei: Die Kosten beliefen sich dabei auf gerade mal 45.000 Euro. „Durch diese stufenweise Sanierung können die Bewohner innerhalb der Unterkunft verlegt und die Benutzungseinheiten nach und nach hergerichtet werden“, fasste Braunmiller zusammen. Die teure Ersatzunterbringung könne so entfallen. So soll bis 2026 die gesamte Unterkunft für 500.000 Euro saniert werden.
Fertl zufrieden
Fertl zeigte sich mit der aufgezeigten Lösung zufrieden: „Der eingeschlagene Weg ist richtig. Die Häuser werden saniert und hergerichtet.“ Denn der alte Zustand sei nicht mehr menschenwürdig gewesen. Und Manfred Burger (Grüne) stellte vielsagend fest: „Die Verwaltung ist vorangegangen, ohne den Stadtrat einzubinden. Deshalb ging was voran.“
Betreuungskonzept geplant
Zudem plant die Stadt, die Zusammenarbeit mit Caritas und Diakonie fortzusetzen. Beide sollen in die Betreuung der Unterkunftsbewohner langfristig eingebunden werden. Das Konzept dazu soll demnächst im Stadtrat vorgestellt werden.
ddy