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Feuerwehrkommandanten ziehen Bilanz: Jeder zweite Brand ein Fehlalarm

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Von: Sebastian Grauvogl

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Die Feuerwehr-Führung in einem Saal: Gut besucht war die Kommandanten-Tagung im Sonnenkaiser in Elbach.
Die Feuerwehr-Führung in einem Saal: Gut besucht war die Kommandanten-Tagung im Sonnenkaiser in Elbach. © MK

Bei ihrer jährlichen Tagung haben die Kommandanten der Feuerwehren im Landkreis Miesbach Bilanz gezogen. Fazit: Mehr Brände, viele Fehlalarme und endlich wieder Ausbildung und Übungen.

Landkreis – Jeder zweite Feueralarm nur heiße Luft: Die Statistik, die Kreisbrandrat Anton Riblinger nun bei der Versammlung der Feuerwehrkommandanten im Landkreis Miesbach präsentiert hat, zeigt eindrucksvoll, wie viele Schneiderfahrten die Einsatzkräfte im vergangenen Jahr auf sich nehmen mussten. Von 523 Brandeinsätzen hätten sich 275 als Fehlalarme herausgestellt, berichtete Riblinger.

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt er, dass dies nicht nur immer technische Gründe wie beispielsweise eine übersensible Brandmeldeanlage hat. Auch gesellschaftliche Entwicklungen könne man daran ablesen. Etwa, wenn ein Rauchmelder piepst und ein besorgter Nachbar gleich den Notruf wählt, anstatt erst mal gegenüber zu klingeln. Oder ein einsamer älterer Mensch verzweifelt den Hausnotrufknopf drückt, weil ihm sonst niemand beim Aufstehen hilft.

Feuerwehr oft zu Rettungseinsätzen alarmiert

Für den Kreisbrandrat ein Indiz, dass das soziale Netz heutzutage längst nicht mehr so engmaschig ist wie früher. Dass die Feuerwehr vermehrt bei medizinischen Notfällen wie Reanimationen ausrücken muss, liegt laut Riblinger zudem an der im Vergleich zum Rettungsdienst mit 44 Gerätehäusern noch guten Flächenpräsenz. So ist die Feuerwehr aufgrund ihrer meist kürzeren Anfahrt oft schneller vor Ort. In Summe haben die Einsatzkräfte 2022 fast 350 Personen geholfen, ob mit Wohnungsöffnung, Leiterrettung oder Erstversorgung. Die First Responder Irschenberg brachten es auf 130 gerettete Personen, was laut Riblinger erneut die große Bedeutung dieser Einheit belegt.

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Doch auch die Feuerwehren hatten genug Gelegenheiten, ihre Kernkompetenzen unter Beweis zu stellen. Mehr als 250 Mal wurden sie zum Löschen gerufen (48 Groß-, 57 Mittel- und 86 Kleinbrände), Woher diese Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren kommt, dafür hat Riblinger keine Erklärung. So habe man vor dem Winter befürchtet, dass die Leute angesichts der hohen Energiepreise vermehrt selbstkonstruierte und damit potenziell brandgefährliche Öfen zum Heizen nutzen könnten. Tatsächlich sei dies aber bei keinem der Einsätze ein Grund für die Flammen gewesen.

2045 Aktive leisten 122 088 Dienststunden

Traditionell am meisten ausrücken mussten die 2045 Aktiven (darunter 105 Frauen) aus den 36 Freiwilligen Feuerwehren auch 2022 wieder zu technischen Hilfeleistungen (1105) wie etwa bei Unfällen, gefolgt von besagten Bränden (mit Fehlalarmen 532), Sicherheitswachten (81) und ABC-Gefahrstoffeinsätzen (67). Zusammen mit den 178 sonstigen Tätigkeiten stehen damit 1963 Einsätze in der Statistik, wobei die Freiwilligen insgesamt 122 088 Dienststunden aufgewandt haben. Vier von ihnen wurden im Einsatz verletzt (laut Riblinger glücklicherweise jeweils nur leicht), zehn brauchten nachher noch psycho-soziale Notfallversorgung (PSNV).

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Deutlich an Fahrt aufgenommen hat angesichts der zunehmenden Lockerungen der Corona-Beschränkungen der Übungs- und Ausbildungsbetrieb. Wie Kreisbrandmeister Thomas Gegenfurtner erläuterte, wurden 69 neue Atemschutzträger ausgebildet, 456 nahmen an der Belastungsübung teil, 176 trainierten im Brandcontainer. Von 40 Teilnehmern im Maschinisten- und 21 im Absturzsicherungslehrgang konnte Kreisbrandmeister Stefan Eisenrith berichten. Zudem haben laut Kreisbrandinspektor Johann Schüller 18 Schiedsrichter bei 19 Feuerwehren insgesamt 37 Leistungsprüfungen abgenommen. 82 Jugendliche von 13 Feuerwehren hätten zudem ihre Prüfungen bestanden.

Kaum Nachwuchssorgen bei den Feuerwehren

Wie Kreisbrandmeister Peter Schlickenrieder bekannt gab, haben sind zudem 63 Anwärter zur Prüfung der Modularen Truppausbildung (MTA) angetreten, 40 hätten die Abschlussprüfung zum Truppführer absolviert. Beruhigende Zahlen zur generellen Nachwuchssituation bei den Landkreis-Feuerwehren konnte Schlickenrieder auch noch beisteuern: So sind hier 302 Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren aktiv, 190 Jugendliche wurden neu aufgenommen, 75 sind in den aktiven Dienst übernommen worden.

sg

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