Stress mit Nachbarn, Konzession und Ordnungsbehörden: Miesbacher Haindlkeller-Konzept in Schieflage

Der Verein Eigeninitiativ steht auf der Kippe. Erst der Corona-Lockdown, dann Stress mit Nachbarn und Schankkonzession. Das führte dazu, dass das Jugendhaus zur goldenen Parkbank im Haindlkeller in Miesbach oft zu und die Kasse leer ist. Wie es weitergehen soll? Stadt und Landratsamt prüfen.
Der Verein Eigeninitiativ, der in Miesbach für Jugendliche das Kulturhaus zur goldenen Parkbank betreibt, hat momentan mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Wie zuletzt im Stadtrat bekannt wurde, hat der Jugendtreff im Haindlkeller an der Rosenheimer Straße derzeit keine Schankkonzession mehr, ist öfter geschlossen.
Bürgermeister Gerhard Braunmiller (CSU) bestätigte, dass sich der Verein derzeit „im Umbruch“ befinde. Es gebe einen neuen Vorstand und außerdem wiederholt Probleme mit den Nachbarn. Zugleich werde über neue Konzepte gesprochen. Der Jugendtreff sei jedoch weiterhin geöffnet. Mangels Konzession seien derzeit aber keine Großveranstaltungen möglich.
Konzerte und Partys problematisch
Doch nicht nur das. Im Zuge der Streitigkeiten mit den Nachbarn wurde – nach zehn Jahren Betrieb! – von deren Seite nun festgestellt, dass der Haindlkeller gar nicht ordentlich genehmigt ist. Wie das Landratsamt auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt, waren bislang eine Jugendfreizeitstätte und ein Mehrzweckraum genehmigt, in dem sich Jugendliche treffen und austauschen können. Aber dem entspreche nicht eine Konzert- oder Party-Location. Erforderlich sei daher eine klassische Betriebsbeschreibung. Je nach Nutzung gebe es dann entsprechende Auflagen wie Immissionsschutz und Nutzungszeiten. Wie Braunmiller sagt, seien deshalb aktuell auch keine Großveranstaltungen möglich – derzeit sei „alles in Klärung“.
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Für den Verein ist dies eine schwierige Situation. Denn finanziell sei man mittlerweile schwer angeschlagen, sagt Kassier Sebastian Schmidl: „Wir sind eigentlich insolvent. Die Rechnungen können wir aktuell nur deshalb zahlen, weil einige Mitglieder privat Geld zuschießen.“ Wobei der Verein bewusst keine Mitgliedsbeiträge erhebe.
Verein finanziert sich über Großevents
Die Gründe für die Schieflage erklärt der 34-Jährige nachvollziehbar: Der Verein finanziert sich vor allem durch seine Großevents. Wegen Corona waren diese über viele Monate nicht möglich, und dann kam im Sommer der Ärger mit den Nachbarn hinzu. Keine Events – keine Einnahmen.
Nachbarn wehren sich vehement
Entspannung ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Die Nachbarn wehren sich nach wie vor vehement gegen die Partys und Konzerte. Wildes Urinieren, Erbrochenes und Glasscherben in den beiden Hinterhöfen, dazu der Lärm – all das wollen sie nicht hinnehmen. Der Verein zeigt sich kompromissbereit, will sein Angebot anpassen und kleinteiliger werden, mehr auf Vorträge, Flohmärkte und Spieleabende setzen, sagt aber auch klar: Ganz ohne Großveranstaltungen wird es finanziell nicht gehen.
Profi-Security sprengt das Budget
Seitens der Behörden wird laut Schmidl auch gefordert, dass der Verein mehr in seine Security investieren soll. Und das ist ein Problem. Denn bislang waren immer zwei Ehrenamtliche abends im Einsatz, vergütet mit einer kleinen Übungsleiterpauschale. Nun sollen es vier Mitarbeiter eines professionellen Sicherheitsdienstes sein. „Das sind bis zu 1000 Euro pro Abend“, rechnet Schmidl vor. „Das können wir nicht stemmen.“ Zumal höhere Preise mehr Abgaben bedeuten würden.
Konzept lebt von niedrigen Preisen
Dabei lebe das Kulturhaus zur goldenen Parkbank davon, dass es so wenig Geld wie möglich von den minderjährigen Gästen verlange. „Ein 16-Jähriger kann sich beispielsweise für drei Euro den ganzen Abend bei uns aufhalten“, sagt der Kassier. Dieses niederschwellige Konzept lasse sich mit teurer Security nicht mehr aufrecht erhalten.
Bürgermeister rät zu Zuschussantrag
Bürgermeister Braunmiller bietet dem Verein an, einen Zuschussantrag zu stellen, zusammen mit Vorlage eines Veranstaltungskonzepts und eines eingeholten Angebots eines Sicherheitsdienstes. Dabei will die Stadt das bisherige Konzept, dass Eigeninitiativ den Haindlkeller betreut, beibehalten. Übernächste Woche soll das nächste Gespräch mit dem Verein stattfinden. Schmidl ist optimistisch: „Zumachen ist keine Lösung.“
ddy
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