Keine Kompromisse: Alle 19 Bäume werden gefällt - Auch Totholz-Projekt abgelehnt

Eine Woche nach dem Gespräch mit Anwohnern und Vertretern der Interessengemeinschaft (IG) Fritz-Freund-Park steht fest: Trotz annähernder Gespräche vor Ort über den Erhalt einzelner Bäume werden nun alle 19 wie geplant gefällt.
Update vom Montag, 12. Dezember:
Das dürfte die Anwohner ein bisschen trösten: Die beiden Eichen am Harzberg, die beim Ortstermin als erhaltenswert eingestuft wurden, sind von den anstehenden Fällarbeiten nicht betroffen. Dies meldete am heutigen Montag die Stadt Miesbach. Damit bleibt eine Eiche erhalten, eine weitere wird eingekürzt. Beide sind somit nicht Bestandteil der 19 Bäume, die gefällt werden (siehe Bericht unten).
Lesen Sie auch das Update vom Dienstag, 13. Dezember: Seit Montag fallen am Harzberg die Bäume
Bericht vom 9. Dezember 2022:
Wie die Stadt per Mail mitteilt, sei laut „Feststellungen der Sachverständigen und der Behörden Gefahr in Verzug“. Wegen der „durch Sachverständigengutachten dokumentierten rasch voranschreitenden Schäden an den Randbuchen im Hallenwald“ habe das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) der Stadt „im Hinblick auf die Haftung und Verkehrssicherungspflicht dringend empfohlen, weitere 19 Bäume im Hallenwald zu fällen“. Die Stadt sei zum sofortigen Handeln aufgerufen.
Wie Bürgermeister Gerhard Braunmiller auf Nachfrage mitteilt, seien die Maßnahmen „nach amtlicher Bestätigung durch die Untere Naturschutzbehörde“ am Landratsamt und des AELF „formell und materiell rechtmäßig“.
Vorbereitung läuft
Die Vorbereitungsarbeiten für die Fällungen – unter anderem muss eine Standfläche für den Autokran konstruiert werden – beginnen am heutigen Freitag und dauern mehrere Tage. Dann beginnen die auf vier bis fünf Tage angesetzten Fällarbeiten. Die Dauer ist letztlich in beiden Phasen abhängig von der Wetterlage.

Ebenfalls nicht umgesetzt wird die Idee der Anwohner, einen Teil der Stämme als Totholz stehen oder liegen zu lassen. Beim Ortstermin hatte Baumexperte Tobias Duerdoth aus Naring, der die Anwohner in Sachen Baumrettung berät, angeregt, zumindest einen Teil der Stämme als Totholz naturnah zu nutzen. So könnten vereinzelt Stämme liegend oder auch stehend – mit einer maximalen Höhe von zwei bis drei Metern – an Ort und Stelle verbleiben. Die Vorteile: Man würde sich damit deren Abtransport sparen und damit Zeit, Geld sowie zusätzliche Fällungen. Auch das Beschnüffeln durch Hunde im Rahmen der Schutzvorschriften zum Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) – dieser war der Anlass für die ersten Fällungen am Harzberg im April 2020 – könnten so entfallen, weil das Holz auf der Flurnummer verbleibt.
Plädoyer für Totholz-Projekt
Vor allem aber würde man der Natur einen großen Dienst erweisen, erklärt Duerdoth: „Es fehlt an Totholz, das wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten und Kleintieren ist.“ Gerade stehendes Totholz, das wiederum andere Gattungen anspreche als liegendes, sei rar und deshalb umso wichtiger. Dies propagiere auch das AELF. Gleichzeitig verwies er auf ein staatliches Förderprogramm, das jeden toten Stamm mit etwa 110 Euro honoriert.
„Zu gefährlich am Hang“
Aus Sicht der beim Ortstermin involvierten Experten sei dies jedoch im konkreten Fall keine Option. „Das ist ein steiler Hang mit einem Weg“, warnte Anlagenreferent Michael Lechner, dass ein liegender Stamm „runterkugeln“ könnte. Zudem ergänzte Anton Linsinger, der als Baumpfleger für die Stadt fungiert: „Der Holztorso muss ja auch kontrolliert werden. Und dann muss er in zehn bis 20 Jahren entfernt werden.“ Eine Notwendigkeit, die Duerdoth nicht sah: „Das Holz zersetzt sich vor Ort.“
Große Enttäuschung
Für Karin Bracher, die sich federführend für die IG engagiert, ist die Entscheidung der Stadt eine Enttäuschung: „Eigentlich sollte ja eine Eiche erhalten und eine eingekürzt werden.“ Wie sich jedoch erst im Nachgang herausgestellt hat, bleiben die beiden Bäume zumindest zum Teil erhalten (siehe Update oben).
Besonders bitter ist es laut Bracher, dass man bereits 2020 auf diese Folgeprobleme - Sonnenbrand und Pilzbefall - hingewiesen habe: „Mit dem Geld fürs Fällen hätte man auch die Bäume schützen können.“
Auch das Nein zum Totholz sei unverständlich. Offen ist auch, was mit möglichen 20.000 Euro Spenden geschieht. Bracher: „Die Spender haben noch Bedenkzeit.“
ddy