Ministerbesuch im Corona-Hotspot

Besonderer Besuch in besonderer Lage. Um sich ein Bild von der Situation im Hotspot Miesbach zu machen, hat Innenminister Joachim Herrmann die Einsatzleitung in der Kreisstadt besucht.
Dabei versprach er Unterstützung bei der Neubeschaffung des knapp werdenden Schutzmaterials.
Wenn ein Minister zum Ortstermin erwartet wird, kann es leicht vorkommen, dass er mit Verspätung eintrifft. Bayern Innenminister Joachim Herrmann war am Samstagnachmittag dagegen zehn Minuten zu früh da. Kein Wunder: Der Verkehr ist mittlerweile selbst beim sonnigem Wetter kein Hindernis mehr.
Ortstermin im Corona-Hotspot
Doch der Minister kam nicht wegen zur Erholung in den Landkreis, sondern um sich ein Bild über die Gesamtlage im Rahmen der Corona-Pandemie zu machen. Miesbach zählt mit überdurchschnittlich viel Covid-19-Infizierten zu den vier Hotspots im Freistaat, und die Stimmkreisabgeordnete der CSU, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, stand deshalb oft mit Herrmann im Austausch – sei es wegen des massiven Ausflugstourismus ins Oberland oder wegen der angespannten Versorgungssituation mit Schutzmaterial. Das Ergebnis war nun der kurzfristig anberaumte Vor-Ort-Termin am Samstag bei der Einsatzleitung der Unterstützungsgruppe an der Wendelsteinstraße.
Besichtigung mit Mundschutz
Dort angekommen, wurde Herrmann erst mal mit einem Mundschutz versehen – Aigner half ihrem Kollegen beim Anlegen. Im Wagen der Unterstützungsgruppe ließ er sich das System erklären, wie von dort aus die Materialverwaltung im Landkreis gesteuert wird. Dann ging’s ein paar Meter weiter, rüber zum Testzelt. Dort erklärten Abteilungsleiter Severin Eichenseher und Amtsärztin Margarita Mühlenfeld vom Gesundheitsamt, wie gearbeitet wird: Vormittags testet das Gesundheitsamt Kontaktpersonen von Infizierten, nachmittags können niedergelassene Ärzte dort ihre Patienten überprüfen lassen. Danach ging es zur Lagebesprechung in die benachbarte Außenstelle des Landratsamts, wo sich die Führungsgruppe vor Ort per Videokonferenz mit den zugeschalteten Fachdienste austauschte.
Thema im Beisein des Ministers war vor allem die angespannte Versorgungslage beim Schutzmaterial. Gerade Schutzmasken für Ärzte, besonders schutzbedürftige Menschen und Einsatzkräfte bei den Blaulichtorganisationen seien äußerst knapp. „Wir arbeiten auf Landes- und Bundesebene intensiv daran und hoffen auf eine deutliche Verbesserung“, erklärte Herrmann bei der anschließenden Pressekonferenz. Kommende Woche solle sich die Situation deutlich entspannen. Und sollten die Plätze im Krankenhaus Agatharied knapp werden, sei eine Verlagerung von Patienten in andere Teile Bayerns kein Problem.
Neues Schutzmaterial in Aussicht
Die Versorgungslage im Landkreis scheint sich jedoch in absehbarer Zeit zu entspannen. Wie Martin Pemler, Verwaltungsleiter des Landratsamts, auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte, habe der Landkreis in Eigenregie über Firmen vor Ort und deren Kontakte neue Masken organisiert. 111 000 sollen diese Woche kommen, 100 000 weitere eine Woche später. Der Materialverbrauch sei derzeit jedoch sehr hoch: 15 000 FFP-2- und -3-Schutzmasken würden derzeit pro Woche benötigt.
Wie lange die gegenwärtigen Beschränkungen für die Bevölkerung aufrecht erhalten werden müssen, lasse sich aktuell nicht sagen, betonte Herrmann. Die Belastung für Menschen und Wirtschaft sei allen bewusst. Letzterer sei jedoch nicht geholfen, wenn man zu früh wieder einsteige und dann die Mitarbeiter krank werden. Nach Ostern, für Dienstag, 14. April, ist eine Besprechung der Ministerpräsidenten geplant. Vor diesem Termin seien alle Überlegungen reine Spekulation.
ddy