MVV-Beitritt „historischer Tag für den Landkreis“

Der Kreisentwicklungsausschuss hat einstimmig den Beitritt des Landkreises zum MVV empfohlen. Die Mitgliedschaft bringe echte Verbesserungen, hieß es.
Landkreis – „Ich bin heilfroh und richtig erleichtert.“ Regelrecht euphorisch reagierte Landrat Olaf von Löwis (CSU) am Mittwoch auf den einstimmigen Beschluss des Kreisentwicklungsausschusses. Stimmt Ende Februar auch der Kreistag zu, wird der Landkreis künftig Gesellschafter des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) sein. Für die Bevölkerung bedeutet das: ein einfacheres Tarifsystem und bessere Preise. Und, so Löwis: „Wir können eine echte Verkehrsminderung erreichen.“
Preise werden in den meisten Fällen günstiger
Andrea Ladewig, Leiterin der Stabsstelle Mobilitätsentwicklung am Landratsamt, stellte die Rahmenbedingungen vor. Der Start soll am 10. Dezember dieses Jahres erfolgen. Der Landkreis liegt innerhalb des MVV-Verbunds künftig in den Zonen drei bis neun. Fahrten innerhalb einer Gemeinde kosten dann nur noch 1,90 Euro, auch längere Strecken werden in den meisten Fällen günstiger. Für die Fahrt von Miesbach nach München und zurück werden beispielsweise 16 Euro fällig, nicht mehr 27 Euro. Zu geringfügigen Verteuerungen von 30 Cent pro Fahrt kann es allerdings bei einzelnen gemeindeübergreifenden Verbindungen kommen. Und auch die Bahncards 25 und 50 gelten im MVV-Gebiet nicht mehr.
„Diese Chance bekommt man nur alle 30 Jahre“
Dennoch überwögen die Vorteile, wie die Ausschussmitglieder betonten. Der frühere Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne), in dessen Amtszeit der Beitritt angestoßen worden war, sprach von einem „historischen und glücklichen Tag für den Landkreis“. Diese Chance bekomme man nur alle 30 Jahre. „Wir werden es auf der Straße spüren“, prophezeite er eine Verkehrsentlastung. Rzehak dankte seinem Nachfolger Löwis für die erfolgreichen Verhandlungen der Landräte mit dem Freistaat. Dieser habe sich bewegt und sei nun bereit, über Zuschüsse deutlich mehr zu zahlen.
Freistaat wird Schienenanteil in wenigen Jahren sogar komplett tragen
Zwar kostet den Landkreis die MVV-Mitgliedschaft immer noch 983 500 Euro jährlich. Ursprünglich waren es aber mal rund drei Millionen Euro, wie Kreiskämmerer Gerhard de Biasio bestätigte. In fünf Jahren, wenn aktuelle Verträge auslaufen, wird der Freistaat sogar die vollen Kosten für den Schienenanteil übernehmen, sodass der Landkreis nur noch rund 700 000 Euro zu tragen hat. „Immer vorausgesetzt, es bleibt beim aktuellen Volumen“, betonte MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch. Beauftragt der Landkreis in seiner Eigenschaft als Aufgabenträger bei den Busunternehmen mehr Verbindungen, steigen auch die Kosten.
„Verbindungen stärken und Busverkehr attraktiver machen“
Ladewig untermauerte das. „Der MVV schafft nur den Rahmen, das Verkehrsangebot hat nichts mit dem Beitritt zu tun“, antwortete sie auf entsprechende Bedenken von Balthasar Brandhofer (BP), der in einem Beitritt zunächst keinen Vorteil erkennen wollte, sich im Laufe der Sitzung aber überzeugen ließ. Entscheidend sei, was man draus mache, sagte Vize-Landrat Jens Zangenfeind (FWG): „Der Beitritt ist der richtige Schritt in eine bessere Richtung. Jetzt müssen wir die Verbindungen stärken und den Busverkehr attraktiver machen.“ Anastasia Stadler (CSU) sah es ähnlich: „Der ÖPNV ist jahrelang stiefmütterlich behandelt worden.“
MVV-Chef Rosenbusch verspricht Vereinfachung beim Ticketkauf
Elisabeth Dasch (SPD) appellierte an die Bevölkerung, das MVV-Angebot künftig auch zu nutzen. Immerhin lasse sich der Landkreis die Verbesserungen rund zehn Euro pro Einwohner und Jahr kosten. Sie plädierte dafür, erfolgreiche Demand-Systeme wie den „hoki“-Bus ebenfalls im MVV-Tarif abzubilden. Olaf Fries (ÖDP) wiederum wünschte sich eine Art „Umweltverbund“, der auch Mitfahrapps und Carsharing berücksichtigt. Hier hatte Rosenbusch eine gute Nachricht. Derzeit sei man dabei, die ADAC-Mitfahrzentrale in die MVV-App zu integrieren. Und auch der Ticketkauf werde bis Ende des Jahres einfacher. „Kein Mensch wird mehr die Tarifzonen kennen müssen“, versprach er.
Arbeiten an Nachfolgelösung für Seniorenticket
Zumindest einen Wermutstropfen machte Josef Lechner (CSU) – ansonsten begeistert über den Beitritt – aus. Das Seniorenticket wird es in seiner bestehenden Form nicht mehr geben. Immerhin: MVV und Kommunen arbeiten derzeit an einer praktikablen Nachfolgelösung.
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