MVV kostet Landkreis Miesbach jährlich 983.500 Euro

Kosten und Tarifzonen stehen fest, jetzt starten die politischen Beratungen. Der Kreisentwicklungsausschuss befasst sich mit dem Beitritt des Landkreises Miesbach zum MVV.
Landkreis – Die Mitgliedschaft im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) wird den Landkreis voraussichtlich 983 500 Euro jährlich kosten. Hinzu kommen einmalig 220 500 Euro. Der Beitritt soll zum 10. Dezember dieses Jahres erfolgen. Am Mittwoch (1. Februar) wird sich der Kreisentwicklungsausschuss mit der Angelegenheit befassen, ehe der Kreistag Ende des Monats die finale Entscheidung trifft.
Auftrag zu Verhandlungen erfolgte 2019
Der Startschuss fiel im März 2019. Damals beauftragte der Kreistag Landrat und Verwaltung, den Beitritt zum MVV zu verhandeln. Der Landkreis setzt große Hoffnungen in die Mitgliedschaft in dem 1971 gegründeten Verbund. „Ein MVV-Beitritt des Landkreises würde einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einem möglichst leicht nutzbaren ÖPNV-Angebot aus einem Guss darstellen, da so auch das Umsteigen zwischen Bus und Bahn mit einem Fahrschein möglich wäre“, heißt es in der Vorlage zur Sitzung am Mittwoch. Bislang genießt nur der Norden die Vorzüge des Verbunds. An den drei S-Bahn-Haltepunkten Otterfing, Holzkirchen und Kreuzstraße gilt der MVV-Tarif, ohne dass der Landkreis Gesellschafter der MVV GmbH ist.
Tarifgebiet wird in drei Etappen ausgeweitet
In drei Etappen soll das Tarifgebiet so ausgeweitet werden, dass künftig MVV-Fahrten von Landshut bis Garmisch-Partenkirchen möglich sind. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 kommen nach derzeitigem Stand der komplette Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Rosenheim und Weilheim-Schongau dazu, zum Fahrplanwechsel 2024 Landsberg am Lech, Mühldorf und Landshut und zum Fahrplanwechsel 2025 Garmisch-Partenkirchen. Künftig wird es zwölf Zonen geben. Der Landkreis Miesbach liegt in den Zonen drei bis neun.
Prinzip der Kurzstrecke gilt auch im Landkreis
Wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht, gelten die Regelungen für die MVV-Kurzstrecke auch nach der Erweiterung. Bedeutet: Mit dem Ticket dürfen bis zu vier Haltestellen zurückgelegt werden, davon maximal zwei auf der Schiene. Ausschlüsse könnten aber „für einzelne, lange Relationen eingeführt werden“, heißt es. Für Fahrten innerhalb der Gemeindegrenzen gilt grundsätzlich Kurzstreckentarif, unabhängig von der Anzahl der Bushaltestellen und befahrenen Zonen. Der Grundpreis – derzeit 3,70 Euro – gilt für Fahrten innerhalb einer oder zwei Zonen. Er würde beispielsweise bei einer Fahrt von Tegernsee (Zone 7) nach Kreuth (8) oder von Miesbach (6) nach Irschenberg (6) anfallen.
Gästekarten weiterhin möglich
Analog zu den bestehenden Vereinbarungen zwischen den MVV-Gesellschaftern sollen auch in den Beitrittsgebieten 365-Euro-Tickets für Schüler und Auszubildende angeboten werden. Was die Gästekarten betrifft, ist nun vorgesehen, den betroffenen Kommunen je nach Abnahmevolumen oder Gästeaufkommen einen Rabatt auf den regulären Preis der Isarcard Woche zu gewähren. „Dabei kommt es zusätzlich noch darauf an, wie viele Zonen der Besteller beziehungsweise Finanzier seinen Gästekarteninhabern für die kostenlose Benutzung des ÖPNV bereitstellen möchte“, heißt es in der Vorlage. Details wie etwa Kontrolle oder Abrechnung sollen im Laufe dieses Jahres zusammen mit den betroffenen Kommunen besprochen werden.
Aus für die Seniorenkarten?
Das bisherige Modell der Seniorenkarten ist dagegen im MVV-Tarifsystem nicht abbildbar, da es bereits eine Seniorenkarte, die Isarcard 65, gibt. Der von der Genehmigungsbehörde vorgegebene Grundsatz der Tarifeinheitlichkeit in Verbundräumen erlaube keine lokalen Sondertarife.
Kosten von einmalig 720.000 Euro, jährlich 983.500 Euro
Für den Beitritt des Landkreises Miesbach zum MVV werden einmalig 720.000 Euro fällig. 165.000 Euro sind nicht förderfähige Kosten, der Rest wird mit 90 Prozent vom Freistaat gefördert. Der Landkreis zahlt also einmalig 220.500 Euro. Von den voraussichtlich knapp 3,5 Millionen Euro an laufenden Kosten jährlich bleiben ab 2024 etwa 983.500 Euro am Landkreis hängen. Es sind aber Zahlen, die aktuell auf Erhebungen und Hochrechnungen beruhen. Die tatsächlichen Kosten können erst bei einer Erhebung im ersten Beitrittsjahr festgestellt werden.