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Nachbarn fordern von den Behörden: „Schluss mit Endlos-Partys im Haindlkeller“

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Von: Dieter Dorby

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Um 22 Uhr soll spätestens Ruhe sein: Gerda Betz und Harun Ergin sehen die Großveranstaltungen im Haindlkeller nicht mit dem Schutz der Mieter und Nachbarn als vereinbar an.
Um 22 Uhr soll spätestens Ruhe sein: Gerda Betz und Harun Ergin sehen die Großveranstaltungen im Haindlkeller nicht mit dem Schutz der Mieter und Nachbarn als vereinbar an. © Thomas Plettenberg

Der Jugendtreff im Haindlkeller in Miesbach braucht eine neue Konzession. Und der Verein Eigeninitiativ braucht gelegentliche Großveranstaltungen, um sich finanzieren zu können. Dies ruft wiederum die Nachbarn auf den Plan. Sie fordern nämlich: Schluss mit den Endlos-Partys.

Miesbach – Der Ordner, den Gerda Betz gesammelt hat, ist mittlerweile fast voll. Seit Jahren dokumentiert sie den Ärger, den sie als Eigentümerin des Nachbarhauses des Haindlkellers in Miesbach miterlebt hat. Einen so umfangreichen Schriftwechsel kann Harun Ergin nicht vorweisen. Dennoch kennt er das Problem aus nächster Nähe. Seit gut 15 Jahren wohnt er direkt über dem Kellergewölbe, in dem seit 2013 immer wieder Partys mit mehreren hundert Gästen stattfinden – und auch ausufern.

Eigentlich haben beide darauf gesetzt, sich auf das laufende Verfahren bei Stadt und Landratsamt zu verlassen, das die neue Zulassung des Haindlkellers zum Ziel hat. Doch der Bericht in unserer Zeitung über den Verein Eigeninitiativ, der das Kulturhaus zur goldenen Parkbank verantwortet und weiterhin Großveranstaltungen durchführen will, hat beide dazu bewogen, nun doch an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn genau diese Großveranstaltungen will die Nachbarschaft nicht mehr hinnehmen.

Große Partys via Facebook & Co.

Für die Nachbarn bedeuten die auf den Sozialen Medien beworbenen Partys mit mehreren hundert Besuchern regelmäßig Nächte ohne Ruhe. Gegröhle auf der Straße, laute Musik bis morgens um 4 Uhr im Kellergewölbe ohne Schallschutz, dazu wummernde Bässe, die das gesamte Haus vibrieren lassen. Mit seinen Bitten, die Musik leiser zu drehen, hatte Ergin bislang kaum Erfolg. „Wenn es überhaupt leiser wurde, dann nur minimal“, berichtet er. Zehn Fälle habe er 2022 dokumentiert, bis am 29./30. Oktober im Beisein von Bürgermeister Gerhard Braunmiller und der Stadtverwaltung eine Halloween-Party aufgelöst worden war. Seitdem ist die Konzession weg.

Lesen Sie auch: Das sagt der Verein Eigeninitiativ

Auch im Nachbarhaus leiden die Bewohner unter den Partys, ergänzt Betz. Der Lärm dringe bis in die hintersten Räume ihrer Mieter, und die Spuren einer solchen Partynacht seien nur noch widerlich: Erbrochenes, Urin, Glasscherben und jede Menge Zigarettenkippen.

Ölfass umgestoßen

Das Fass im wahrsten Sinne zum Überlaufen gebracht hatte jener Vorfall im Mai 2022, als in der Nacht die Tonne mit altem Frittieröl des benachbarten Lokals „Stadtplatz 13“ umgeworfen worden war. Das Öl sog sich in die Hauswand, ergoss sich über Gehweg und Straße. „Auf dem Schaden sind wir sitzen geblieben“, sagt Betz. In der Folge kontaktierte man mit Nachdruck die Stadt.

„Ab 22 Uhr muss Ruhe sein“

Dass der neue Vorstand des Trägervereins Eigeninitiativ sein Konzept anpassen will, nehmen Betz und Ergin gerne zur Kenntnis, aber ihre zentrale Forderung sieht anders aus: „Wir wollen, dass ab 22 Uhr Ruhe ist“, sagt Ergin. Im Haus seien auch Kleinkinder und kranke Personen, die ebenfalls nicht schlafen können. „Jeder Mensch hat auch ein Recht auf Ruhe und Schlaf.“

Umstrittene Schankkonzession

Zudem sei es für die betroffenen Nachbarn nicht nachzuvollziehen, warum der Jugendtreff, der günstige Eintritts- und Getränkepreise für Minderjährige bieten will und als „Mehrzweckraum mit Nebenraum“ bislang genehmigt war, mit einer Schankkonzession ausgestattet war, die einen vollständigen Barbetrieb ermöglicht hat. „In der Nacht sind alle voll alkoholisiert“, berichtet Ergin. Vernünftige Dialoge seien nicht möglich.

Polizei sagt: Genehmigung entscheidend

Bei der Polizei in Miesbach, die mehrfach Probleme hatte, mit den Betreibern nachts Kontakt aufzunehmen, weil sämtliche Türen verschlossen waren und man sich nicht bemerkbar machen konnte, gilt der Haindlkeller nicht als übermäßig problematisch. Allerdings, so sagt Inspektionsleiterin Katharina Schreiber, könne man nur im Rahmen der Vorschriften einschreiten. Wenn die Genehmigung umstrittene Punkte zulasse, könne die Polizei nichts machen. Stadt und Landratsamt seien in der Pflicht, das Einhalten gaststättenrechtlicher Vorschriften – vor allem beim Jugendschutz – zu kontrollieren.

Ein Punkt, der auch Betz wichtig ist: „Wenn man die Auflagen unseres verpachteten Lokals mit denen des Jugendtreffs vergleicht, der auch eine Gastronomie betreibt und diese zudem vermietet, versteht man das nicht mehr.“

Diese Woche folgt ein Gespräch zwischen dem Verein Eigeninitiativ und der Stadt mit Bürgermeister Braunmiller. Die Nachbarn hoffen, dass dann auch ihre Interessen berücksichtigt werden.

ddy

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