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Das "Bayerische Kochbuch": Wie alles angefangen hat

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Von: Nina Probst

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Landfrauenschule war ehedem dem Landadel
Elitär: Der Besuch der Landfrauenschule war ehedem dem Landadel vorbehalten. repros: kn © mzv

Miesbach - Das „Bayerische Kochbuch“ wurde viele Male überarbeitet, und seit über 100 Jahren wird danach gekocht und gebacken. Seinen Ursprung hat das Buch in der Miesbacher Landfrauenschule.

Nicht alle Frauen durften früher einfach zur Wirtschaftlichen Frauenschule auf dem Lande in Miesbach gehen. Die Ausbildung dort war dem Landadel vorbehalten. Damit aber die Bevölkerung auf dem Land und die Fabrikmitarbeiterinnen nicht gänzlich von der Wissensvermittlung ausgeschlossen waren, wurde in der Frauenschule ein Buch geschrieben: das „Bayerische Kochbuch“. Die Unterfränkin Regina Frisch hat darüber nun eine Biografie verfasst, die im Herbst erscheinen wird. Der Ursprung des Buches in Miesbach sowie die Entwicklung in den folgenden Jahrzehnten wird darin erläutert.

Frühes Bildungszentrum: Die Wirtschaftliche Frauenschule Miesbach wurde 1909 eröffnet.
Frühes Bildungszentrum: Die Wirtschaftliche Frauenschule Miesbach wurde 1909 eröffnet.

Angestoßen hatte diese Art von Schule die Adelige Ida von Kortzfleisch im Jahr 1902 bei einen Vortrag in München. „Sie hatte sich der Frauenbildung verschrieben“, erzählt Frisch. 1909 entstand dann die Schule in Miesbach, nachdem die Vorgängerschule in Gasteig zu klein geworden war. Frauenbildung – genau darum sollte es auch in dem Bayerischen Kochbuch gehen.

Die Ursprünge der Rezepte gehen offenbar auf Wanderkochkurse zurück, die die Schülerinnen der Miesbacher Landfrauenschule organisierten. Frisch entnimmt Aufzeichnungen aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, dass Protokolle über die sechswöchigen Kurse verfasst worden waren. „Sie haben versucht, einen bayernweit gleichen Lehrplan zu haben“, interpretiert die Autorin die Vorgehensweise.

Diese Protokolle wurden letztlich in einem Kochbuch festgehalten. „Die Lehrerinnen sollten wohl etwas Verbindliches haben“, vermutet Frisch. Nach den Anweisungen des Buches wurde in der Schule unterdessen wohl weniger gekocht. Die Rezepte darin sind eher einfach gehalten. Frisch: „In der Schule gab es sicher Fünf-Gänge-Menüs.“

Wer die ersten Auflagen geschrieben hat, kann derweil auch Frisch nicht sagen. Auch das Wann ist fraglich. „Die ersten drei Auflagen sind undatiert“, erklärt sie. Etwa 1910 könnte das erste „Bayerische Kochbuch“ erschienen sein. 1916 kam Auflage vier heraus, hierin ist erstmal auch das Erscheinungsjahr vermerkt. Apropos Auflagen: Für die Biografie des Kochbuchs hat Frisch zahlreiche unterschiedlich Exemplare studiert – etwa 55 Stück –, sie miteinander verglichen und Veränderungen festgehalten. „Ich weiß aber nicht, ob ich alle habe.“

Die Rezepte wurden im Laufe der Jahre in der Miesbacher Frauenschule erprobt und zusammengestellt. Über die Zeit haben sich diese durchaus verändert. Nicht etwa die Menge, denn „was vier Personen essen, ändert sich ja nicht“, sagt Frisch. Die Zubereitung und Rezeptangaben sind derweil nicht mehr die gleichen wie vor 100 Jahren. „Im Buch wurde bis 1936 noch alles in Pfund gemessen.“ Ab Auflage 17 im Jahr 1938 sind die Angaben dann in Gramm. Zudem war das Kochen damals um einiges mühsamer. Die Frauen in der Miesbacher Schule haben für eine Knochenbrühe bis in die 1960er-Jahre die Knochen noch selbst zerhackt. „Erst später gab es das dann beim Metzger.“

Die Wirtschaftliche Frauenschule, die später in Landfrauenschule Miesbach umbenannt wurde, war dem Reifensteiner Verband angeschlossen. „Das waren betuchte Münchner Bürger“, erklärt Frisch. 1939 wurde die Frauenschule verstaatlicht und 1977 in Bildungszentrum für Hauswirtschaft Miesbach umbenannt.

Frisch hat sich tief in die Geschichte des Buches eingearbeitet. Sie sagt: „Angefangen hat alles als Teil der Emanzipationsgeschichte.“

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