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Sonnenbrand und Pilzbefall: Am Harzberg in Miesbach fallen 19 Bäume

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Von: Dieter Dorby

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Gefahr für den letzten Rest: Während die zwei Buchen (l.) nicht mehr zu retten sind, soll der verbliebene Wald mit Tarnnetzen vor der Sonne geschützt werden.
Gefahr für den letzten Rest: Während die zwei Buchen (l.) nicht mehr zu retten sind, soll der verbliebene Wald mit Tarnnetzen vor der Sonne geschützt werden. © tp

Auf Miesbach wartet die nächste Hiobsbotschaft: Am Harzberg werden umgehend 19 Bäume gefällt. 70.000 Euro kostet das die Stadt – Folgeschäden der ALB-Fällungen von 2020. Der neuerliche Kahlschlag am Hang schürt den Ärger bei den Anwohnern, denen die Sofort-Fällaktion viel zu weit geht.

Miesbach – Immer wieder wurde davor gewarnt – ohne Erfolg. Jetzt ist es passiert: Wegen Sonnenbrand und Pilzbefall werden am Harzberg in Miesbach 19 Bäume im dezimierten Hallenwald gefällt. Bereits im März dieses Jahres wurde die Entnahme von zwei Buchen wegen Fäulnis vom Stadtrat beschlossen (wir berichteten). Jetzt sollen es aus Sicherheitsgründen 19 werden, wie Baumpfleger Anton Linsinger am Donnerstagabend im Stadtrat mitteilte.

Sonnenbrand und Pilzbefall

Bei den Fällarbeiten im April 2020 im Zuge der Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) wurden laut Linsinger mehrere Bäume beschädigt. Deren Rinde sei teils aufgerissen – ein Eintrittstor für den Spaltblättling-Pilz. Dieser lasse die Bäume an Weißfäule erkranken, an der sie früher oder später zugrunde gehen. Hinzu kommt die ungewohnte Belastung durch Sonnenbestrahlung, mit der die seit Jahrzehnten nur Schatten gewohnten und jetzt frei stehenden Bäume nicht fertig werden.

Am Harzberg in Miesbach fallen 19 Bäume

70.000 Euro soll die Entnahme der Bäume – darunter auch gesunde, die aber für den Abtransport der Stämme im Weg stehen – kosten. Allein 20.000 Euro sind für die Wiederherstellung des Wanderwegs rauf zum Fritz-Freund-Park vorgesehen, der durch die Arbeiten extrem leiden wird. Kleiner Trost: Damit das Holz trotz ALB-Verdachts nicht sinnlos vernichtet wird, will die Stadt einen Pflanzenpass beantragen, um das Holz zumindest für die eigenen Hackschnitzelanlagen verwenden zu können.

Lesen Sie auch: Mahnwachen gegen die ALB-Fällungen

Besonders ärgerlich ist aber: Immer wieder wurde seit 2019 vor den Folgen des Kahlschlags gewarnt, doch seitens des Stadtrats wurden Schutzmaßnahmen wie Tarnnetze zum Schutz vor der Sonne abgelehnt.

Anwohner wollen moderatere Lösung

Für die Anwohner des Harzbergs, von denen ein Teil in der Interessengemeinschaft (IG) Fritz-Freund-Park aktiv ist, bedeuten die Fällungen ein weiteres düsteres Kapitel. Wie schon 2020 macht sich die IG nun erneut für eine möglichst milde Maßnahme stark. Statt 19 Bäume mit großem Flurschaden zu fällen, verweisen sie auf das Angebot eines Sachverständigen für Baumpflege und -sanierung aus Weyarn, das Anwohner Christian Bier auf eigene Initiative eingeholt hat und das auch ans Miesbacher Rathaus geschickt wurde. Demnach müssten nur neun Bäume gefällt werden – sechs seien erhaltenswert. Zudem sei dieses Maßnahmenpaket gut 10.000 Euro günstiger als das umfassende Fällprogramm der Stadt. Dafür sieht es eine ökologische Totholz-Biotopnutzung vor, die staatlich gefördert werden könnte.

Unglaubliche Spendenbereitschaft

Die IG ist bereit, den Schutz der verbleibenden Bäume – „acht mit Tarnnetzen vor Sonne schützen, um 22 zu retten“, wie es Anwohnerin Karin Bracher in der Sitzung beschrieb – finanziell zu unterstützen. 27.000 Euro würde diese Maßnahme kosten: 10.600 Euro für das Anbringen der Netze und 16.000 Euro für die jährliche Inspektion der Bäume über insgesamt zehn Jahre. 20.000 Euro stünden derzeit als Spenden in Aussicht. 7000 Euro müsste dann die Stadt aufbringen.

Auf der Kippe

Doch diese Spendenbereitschaft steht nun auf der Kippe. Denn statt gemeinsam mit den engagierten Anwohnern das weitere Vorgehen abzustimmen, wurde im Stadtrat beschlossen, möglichst zeitnah die 19 Bäume zu entnehmen. Der Grund: Unter strengem Frost sei das Fällen zu gefährlich, und ab 1. März verhindere der Vogelschutz diese Arbeiten. Die Zeit dränge.

Ortsgespräch am 1. Dezember

Während Markus Seemüller (FWG) davor forderte, „die Anwohner mitzunehmen“, verwiesen Linsinger, Braunmiller und Anlagenreferent Michael Lechner (FWG) auf die Verkehrssicherungspflicht der Stadt. Der Stadtrat stimmte dem Fällen ohne Seemüller sowie den Grünen Astrid Güldner, Malin Friese und Kick van Walbeek zu. Der Tarnnetzschutz sowie die Annahme der Spenden wurden gegen Seemüllers Stimme angenommen. Und auch einen Dialogtermin gibt es: Donnerstag, 1. Dezember, um 9 Uhr am Hallenwald. Auf die Fällentscheidung dürfte sich das aber nicht mehr auswirken.

ddy

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