Organisatorin der Miesbacher Familiengottesdienste: „Wir setzen Inhalte kindgerecht um“

Seit dem Ende der Corona-Maßnahmen boomen die Familiengottesdienste in Miesbach. Martina Hofmann erklärt, warum.
Miesbach – Seit dem Ende der Corona-Maßnahmen boomen die Familiengottesdienste, die ein ehrenamtliches Team jeden ersten Sonntag im Monat in der katholischen Stadtpfarrkirche gestaltet. Eine der Ehrenamtlichen ist Martina Hofmann (54), Sachbearbeiterin in der Pharmabranche, zweifache Mutter und seit Kurzem auch Oma. Im Interview erklärt sie, warum es wichtig ist, Kirche für Kinder attraktiv zu machen.
Frau Hofmann, Sie gestalten seit 16 Jahren Familiengottesdienste. Was hat sich seither verändert?
Die Besucherzahl verändert sich immer wieder. In der Regel kommen die Menschen nur zum Familiengottesdienst, so lange ihre Kinder klein sind. Vor Corona hatten wir eine ganz schlechte Phase. Da standen wir zum Teil mit zwei Personen im Gottesdienst. Wir haben damals sogar darüber nachgedacht, das Angebot einzustellen.
War es nach Corona schwierig, die Menschen in die Kirche zu bringen?
Ich habe erwartet, dass es schwierig wird. Aber das Gegenteil war der Fall. Die letzten Familiengottesdienste waren sehr gut besucht. Ich denke, dass die Menschen einen Hunger danach hatten, gemeinsam Gottesdienst zu feiern. In der Pandemie haben sie gemerkt: Es fehlt was. Zugute kommt uns auch, dass wir inzwischen ein festes Angebot haben: Die Leute wissen, dass der Gottesdienst jeden ersten Sonntag im Monat stattfindet.
Im Advent waren die Familiengottesdienste besonders gut besucht. Lag das an Punsch und Lebkuchen in der Kirche?
(Lacht). Nein. Der Advent ist traditionell eine bedeutungsvolle Zeit, gerade für Familien mit kleinen Kindern. Sie finden es schön, die Vorweihnachtszeit mit Ritualen zu zelebrieren. Die Idee von Punsch und Lebkuchen war, einen geselligen Rahmen zu schaffen. Früher ging man nach der Sonntagsmesse ja zum Wirt. Wir haben in Miesbach viele Familien, die zugezogen sind. Für die ist es nicht immer leicht, Kontakte zu knüpfen.
Warum braucht es überhaupt Familiengottesdienste?
Wenn man ehrlich ist, finden kleine Kinder eine katholische Messe wenig ansprechend. Sie müssen still sitzen, und es gibt nicht viel, wobei sie mitmachen können. Hinzu kommt das Zeitliche: Berufstätige Eltern, die fünf Tage die Woche früh aufstehen müssen, haben kaum Lust, sonntags um neun Uhr in der Kirche zu sein. Unser Familiengottesdienst um 10.30 Uhr erlaubt einen gemütlichen Start in den Sonntag.
Was zeichnet die Familiengottesdienste aus?
Wir setzen Inhalte kindgerecht um. Das fängt bei den Liedern an. Wir lesen auch keine Bibeltexte vor, sondern setzen sie spielerisch um. Die Kinder dürfen dabei mitmachen. In Miesbach sind wir hierfür sehr gut ausgestattet. Wir haben eine ganze Kiste mit Figuren und Materialien. Damit können wir auch große Szenen darstellen. Die Pfarrei unterstützt uns, wann immer wir etwas brauchen.
Stören sich Konservative an der unkonventionellen Art des Gottesdienstes?
So unkonventionell ist das gar nicht: Wortgottesdienste, die von Laien gehalten werden, gibt es auch für Erwachsene. Vor allem in Gegenden mit Priestermangel. Jeder Christ hat den Auftrag, seinen Glauben weiterzugeben. Übrigens kommen auch Ältere ohne Kinder in den Familiengottesdienst. Weil sie hier eine Form gefunden haben, die ihnen zusagt.
Immer mehr treten aus der Kirche aus. Warum sind Sie noch dabei?
Mit der Institution Kirche hadere auch ich. Aber Kirche ist für mich nicht nur die Institution. Sondern vor allem mein persönlicher Glaube und die Gemeinschaft vor Ort. Was wir in Miesbach haben, begeistert mich.
Erreichen traditionelle Gottesdienste die Menschen nicht mehr?
Klar ist, dass sich die Kirche bewegen muss. Sonst verliert sie ihre Attraktivität als Glaubensgemeinschaft. Aber es werden nicht weniger Leute austreten, nur weil es Familiengottesdienste gibt. Dennoch ist es wichtig, denjenigen, die ein Grundinteresse an der Gemeinschaft haben, einen Rahmen zu bieten. Damit sie bleiben. Kinder sind die Zukunft. Wenn wir auf sie keinen Wert legen, hat die Kirche keine Zukunft mehr.
Der nächste Familiengottesdienst findet am Sonntag, 5. Februar, 10.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche statt.