Schliersee - Nach dem Weggang von fünf Mandatsträgern treten die Freien Wähler Schliersee mit einigen bekannten und vielen neuen Gesichtern an.
Die Schlierseer Bevölkerung hat im März die Wahl zwischen zwei Freien Wählervereinigungen. Nachdem „Die Schlierseer“ mit fünf amtierenden Freien-Wähler-Gemeinderäten antreten (wir berichteten), hat nun die vormalige politische Heimat der Umsteiger ihre Nominierungsversammlung über die Bühne gebracht. An der Spitze stehen mit Michael Dürr und Christoph Seidenfus just jene Personen, mit deren Handeln die abgewanderten Gemeinderäte unzufrieden waren (wir berichteten). Auf Rang drei steht mit Bernd Petters ein kommunalpolitisches Urgestein und der einzige amtierende Gemeinderat auf der Liste. Direkt danach folgt mit Wolfgang Schauer immerhin noch ein Kandidat, der lange im Gemeinderat saß. Ansonsten warten die Freien Wähler zwangsläufig mit neuen Gesichtern auf.
Seidenfus trat als FW-Vorsitzender und beim Bürgerentscheid zum Schulstandort auch außerhalb des Gemeinderrats kommunalpolitisch in Erscheinung, und auch Dürr war nach seiner gescheiterten Bürgermeister-Kandidatur alles andere als inaktiv. So hat er durchgesetzt, dass die Gemeinde Schliersee für ihre Vitalwelt GmbH – wie gesetzlich vorgeschrieben – Beteiligungsberichte erstellen lässt. Das war zuvor nicht passiert. Dürr will übrigens nicht locker lassen und weiterhin darauf hinwirken, dass mehr Transparenz in die Geldangelegenheiten der Vitalwelt kommt. Kuschelkurse sind ohnehin nicht sein Stil. „Wir dürfen nicht erwarten, dass es immer ohne Streit abgeht. Fairer Streit um die Sache und das Ringen um vernünftige Kompromisse sind in der Demokratie unerlässlich“, sagte er bei der Aufstellungsversammlung. Die vielzitierte Harmonie im Gemeinderat führe zu oft dazu, dass nicht wirklich um die besten Lösung gerungen und Kritik oder Opposition als Rückfall in alte Zeiten gewertet werde.
Neben Transparenz in der Verwaltung und einer aktiven Bürgerbeteiligung vermisst Seidenfus eine klare Zukunftsorientierung der Gemeinde. „Fragt man danach, wo der Ort in zehn, 20 Jahren stehen solle, fehlen klare Antworten und eine von allen gemeinsam getragene Idee.“ Vielmehr hangele sich Schliersee von Problemlösung zu Problemlösung. An diesen Defiziten wollen die Freien Wähler ansetzen.
Immerhin rund 40 Interessierte waren zu der Versammlung in die Gaststätte Weihenstephaner gekommen. Mit der 13-Personen-Liste zeigt sich der FW-Vorsitzende zufrieden. „Wir haben eine gute Truppe.“ Nicht mehr angetreten ist nach 18 Jahren Gemeinderats-Zugehörigkeit Klaus Pusl. Damit ist nun klar, dass im neuen Gremium (20 Mandate) mindestens fünf neue Gesichter mitentscheiden werden. Ihnen könnte man die Worte von Georg Schreyer mitgeben. „Gemeinderat zu sein, bedeutet festzustellen, dass man weniger bewegen kann, als man sich manchmal erhofft, aber deutlich mehr, als man gemeinhin für möglich hält.“ Damit hatte der Ex-Gemeinderat und FW-Vorsitzende die Versammlung eröffnet.
dak