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Nach Abzug der Sparkasse: Euronet stellt Geldautomat am Spitzingsee auf

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Von: Sebastian Grauvogl

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Er hat es geschafft: Georg Simon hat den Anbieter Euronet dazu gebracht, einen Geldautomaten in Spitzingsee aufzustellen. Die Kreissparkasse hatte den Standort Ende August aufgegeben. © Thomas Plettenberg

In Spitzingsee gibt es wieder Bargeld. Nach dem Abbau des EC-Automaten durch die Kreissparkasse hat sich nun ein anderer Anbieter den Standort geschnappt. Die Hintergründe.

Spitzingsee – Ein ganzer Urlaubsort ohne Bargeld? Unvorstellbar für Georg Simon. Die Entscheidung der Kreissparkasse, die Ende August den einzigen Geldautomaten in Spitzingsee abgebaut hat (wir berichteten), konnte der Betreiber der Schnapserei am Seeweg nicht nachvollziehen – und erst recht nicht auf sich beruhen lassen. Zweieinhalb Monate brauchte Simon, bis er eine Lösung gefunden hatte. Jetzt kann er stolz verkünden: „Spitzingsee hat wieder Bargeld.“

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Die Kreissparkasse hat damit aber nichts zu tun. Sie hatte bekanntlich damit argumentiert, ein EC-Automat rechne sich wegen der vergleichsweise geringen Nachfrage bei gleichzeitig hohen Unterhalts- und Wartungskosten in Spitzingsee nicht. Also klopfte Simon zuerst bei seiner Hausbank, der Raiffeisenbank im Oberland, an. Auch dort habe man sich aber eher zurückhaltend gezeigt, sagt er.

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Doch Simon ließ nicht locker und schaute sich nach anderen Anbietern um. Auf offene Türen stieß er schließlich bei Euronet. Das US-amerikanische Unternehmen betreibt laut seinem Internetauftritt weltweit 41 000 Geldautomaten. Auch in Deutschland stehen bereits 1600 der auffallend gelben Kästen bereit. Unter dem Motto „Bargeld für alle“ hat sich Euronet darauf spezialisiert, auch für Banken möglicherweise unattraktive oder nicht praktikable weil zeitlich befristete Standorte wie Messen oder Großveranstaltungen abzudecken. Auch auf dem Münchner Oktoberfest waren die Automaten zu sehen.

Seit Kurzem steht nun auch einer neben Simons Laden am Seeweg in Spitzingsee. Um die erforderlichen Genehmigungen habe sich Euronet gekümmert, erklärt Simon. Er selbst hat den Automaten für vorerst fünf Jahre gemietet und den erforderlichen Grund zur Verfügung gestellt. Für Spitzingsee habe das Unternehmen sogar eine Spezialanfertigung bauen lassen. „Der Automat muss bei uns Temperaturen von bis zu minus 30 Grad aushalten“, erklärt Simon. Viel Aufwand also, der sich am Ende auch wieder auszahlen muss.

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Auch bei den Euronet-Automaten wird beim Geldabheben eine Gebühr fällig. Bei Kreditkarten 3,50 Euro, bei fremden EC-Karten 4,99 Euro. Hubert Stehr, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank im Oberland, weist auf Nachfrage unserer Zeitung allerdings darauf hin, dass bei Euronet grundsätzlich durchaus noch deutlich höhere Gebühren anfallen könnten. Die klassischen Banken seien da aus Gründen des Kartellrechts an bestimmte Grenzen gebunden. „Wenn wir auch mehr verlangen dürften, würde sich so ein Automat für uns vielleicht auch wieder rechnen“, betont Stehr.

Simon hält dagegen, dass das Bargeldziehen für die Kunden zahlreicher Online-Banken, die mangels Filialnetz mit Euronet kooperieren, sogar kostenlos möglich ist. Damit könne man vor allem bei jungen Leuten punkten, ist der Ladeninhaber überzeugt. Die seien oft Online-Kunden – und hätten oft kein Bargeld einstecken.

Auch das Befüllen und Warten der Automaten organisiere Euronet – ohne Kosten für die Geschäftsinhaber oder Gastronomen am Spitzingsee, die ja besonders unter der bargeldlosen Zeit am Spitzingsee gelitten hätten. Tatsächlich hätten ihn etliche Beschwerden erreicht, berichtet Simon. Zustände, die nun der Vergangenheit angehören sollten, hofft Simon. „Alles andere wäre für einen Tourismusort auch echt traurig.“

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