Hofladen eine Nummer größer: Landwirte aus USA besuchen Genussschmelzerei

Die Geschäftsverbindungen der Genussschmelzerei Essendorfer in die USAzeigen Wirkung. Eine Delegation besuchte jetzt das Unternehmen in Neuhaus - und nahm gute Ideen mit.
Neuhaus – Es war eine Geschichte ganz nach dem Geschmack der Besucher aus den USA. Ein junger Bub vom Bauernhof wäscht Teller in einem Gasthof, um sich ein bisschen Geld für sein Moped zu verdienen. Eines Tages darf er auch beim Kochen helfen – und entdeckt über ein gelungenes Experiment mit Chili in der Schwammerlsoße seine Leidenschaft für besondere Zutaten. Also nimmt der gelernte Speditionskaufmann allen Mut zusammen und gründet ein Unternehmen: die Genussschmelzerei Essendorfer in Neuhaus. „Auch ich habe quasi in einer Garage angefangen und lebe damit in gewisser Weise den amerikanischen Traum“, sagt Andreas Essendorfer schmunzelnd.
Entsprechend begeistert fielen die Reaktionen der 18 Amerikaner aus, die die Genussschmelzerei nun im Rahmen des Transatlantischen Landwirtschaftsdialogs besucht haben. Dass er die weit gereiste Delegation bei sich empfangen konnte, verdankt Essendorfer seinen Geschäftsbeziehungen in die USA. Wie berichtet, exportiert er seine kreativen Pestos, Brot- und Fruchtaufstriche seit vergangenen Sommer über den großen Teich. Über die Kontakte zur Außenhandelskammer in Chicago sei es zum transatlantischen Austausch in seiner Firma in Neuhaus gekommen.
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Das Thema „Direktvermarktung“ passte wie der Deckel aufs Marmeladenglas, meint Essendorfer. Denn auch diese Wurzeln habe er in seiner Familie. Schon Anfang der 1990er-Jahre fuhr seine Mutter auf den Bauernmarkt in Miesbach, um dort selbst gebackene Brote, Schmalznudeln und Kuchen zu verkaufen. Sogar Marmeladen aus eigener Produktion hatte sie im Sortiment – wie heute ihr Sohn. „Sie war schon eine Art Kräuterhexe“, erzählt Essendorfer liebevoll. Die Idee für das „Kraut gegen Dummheit“ und seine anderen ausgefallenen Mixturen seien ihm damit quasi in die Wiege gelegt worden.
Doch auch in den USA spiele die Direktvermarktung eine immer größere Rolle, berichtet Essendorfer von seinen Gesprächen mit Erdbeer-, Kürbis-, Bohnen- und Kartoffelbauern sowie Viehzüchtern. Das Bild von Massentierhaltung und industrieller Produktion, das hierzulande von Amerika vorherrsche, sei zu einseitig.
So hätten viele seiner Besucher Ideen entwickelt, um die Konsumenten auf ihre Höfe zu locken und ihnen so die Arbeitsweisen und damit die Herkunft der Lebensmittel näherzubringen. Allein Kürbisbauer Bruce empfange zur Erntezeit rund 2500 Leute – täglich. Die könnten nicht nur einkaufen, sondern würden auch mit einem bunten Volksfestprogramm unterhalten. „Das sind schon andere Dimensionen als bei uns“, sagt Essendorfer.
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Umso mehr freut es den Unternehmer, dass einige der Landwirte künftig seine Produkte in ihre Hofläden aufnehmen wollen. „Für mich schließt sich da ein Kreis“, sagt er. Das USA-Abenteuer der Genussschmelzerei hat hingegen erst begonnen. In Kürze wird Essendorfer seine Produkte auch nach Texas verkaufen, bei einer Fachmesse in San Francisco hat er eine Kooperation mit dem deutschen Zwieback-Hersteller Brandt angebahnt. „Wir wollen zeigen, was man mit Zwieback geschmacklich alles anstellen kann“, meint Essendorfer und lacht.
Seine nächste USA-Reise steht bereits fest. Im Mai wird er seinen Gästen einen Gegenbesuch abstatten. Danach geht es wieder zur National Restaurant Association Show in Chicago. Dorthin, wo der amerikanische Traum der Genussschmelzerei begann.
sg