Seniorenresidenz-Gebäude: Guter Kontakt zum Eigentümer, aber weiter Leerstand

Seit die Seniorenresidenz Schliersee ihren Betrieb eingestellt hat, nutzt niemand ihr ehemaliges Gebäude. Das könnte vorerst so bleiben: Der Eigentümer kann sich bei der Suche nach einem neuen Pächter Zeit lassen.
Schliersee – Obwohl der ehemalige Betreiber der Seniorenresidenz Schliersee, Sereni Orizzonti, das Pflegeheim im vergangenen September nach vielen Skandalen geschlossen hatte, könnte das Engagement der Italiener in der Gemeinde noch lange nachwirken: Weil der Pachtvertrag von Sereni Orizzonti weitere fünf Jahre läuft, könnte der Eigentümer des Seniorenresidenz-Gebäudes, eine schwedische Immobilienholding, dieses vorerst leer stehen lassen. Die Italiener zahlen auch, wenn sie das Haus nicht mehr nutzen.
Sereni Orrizonti zahlt noch auf Jahre Pacht in Schliersee
Diese Aussage ist neu, weil Pflegeexperten im Herbst vergangenen Jahres vermutetet hatten, Sereni Orizzonti habe das Ende der Seniorenresidenz nur so lange verzögert, um nach der endgültigen Betriebsuntersagung durch die Behörde ein Sonderkündigungsrecht für seinen Pachtvertrag zu erhalten. Wäre dem so gewesen, würden die Italiener nicht mehr für das Gebäude zahlen und die Holding hätte einen starken Anreiz, schnell einen neuen Pächter zu finden. Nun kann er es sich leisten, auf das perfekte Angebot zu warten. Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU): „Der Eigentümer hat keinen großen Handlungsbedarf.“
Der Bürgermeister will verhindern, dass das Gebäude in erstklassiger Lage wie schon vor der Eröffnung der Seniorenresidenz erneut lange ungenutzt bleibt. „Im Gespräch bleiben und hoffen, dass sich was bewegt“, beschreibt er seine Vorgehensweise. Die Gemeinde biete dem Eigentümer Unterstützung bei der Suche nach neuen Pächtern an, vermittle ihm Anfragen von Interessenten weiter und habe signalisiert, für eine Umnutzung offen zu sein, auch für den Umbau zu Wohneinheiten.
Die Gespräche laufen sehr höflich und offen, sagt Schnitzenbaumer. Die Holding sei an einer Lösung interessiert, wolle das Gebäude langfristig halten und keinesfalls verkaufen. Meldet sich der richtige Interessent, hat sie also gute Gründe, ihm einen neuen Pachtvertrag anzubieten. „Im Augenblick sind wir froh, dass wir so einen guten Kontakt haben.“ Der fehlende Zeitdruck für die Holding verlangsamt die Suche aber offenbar.
Zukunft als Senioreneinrichtung fraglich
Ob das ursprüngliche AOK-Anwesen eine Neuauflage als Senioreneinrichtung erleben wird, bleibt indes unsicher. Das Landratsamt hat bereits mehrfach Bedenken bezüglich der Barrierefreiheit verkündet. Für ein Projekt zum Betreuten Wohnen müsste ein Betreiber deutlich mehr Parkplätze ausweisen als derzeit. Zwar seien unter den Anfragen auch Interessenten für eine Weiternutzung als Seniorenheim, berichtet Schnitzenbaumer. Doch ob diese die dafür nötigen rund eine Million Euro Umbaukosten stemmen, bleibt offen.
Wahrscheinlicher scheint die Umnutzung, sagt Schnitzenbaumer. Für welches Konzept sich der Eigentümer entscheidet, könne er aber noch nicht absehen – auch, wegen der breiten Auswahl. Die Gemeinde habe Anfragen „unterschiedlichster Art“ an die Holding übergeben. Nun muss sie warten, was diese entscheidet – und wann.
Staatsanwaltschaft ermittelt weiter
Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt derweil weiter gegen die Seniorenresidenz. Ein wichtiger Punkt steht dabei unmittelbar bevor: „In den nächsten Tagen“ erwartet ein Sprecher die Ergebnisse eines Gutachtens zur Pflegequalität im Heim. Dessen Inhalt bestimme den weiteren Ablauf der Ermittlungen. Innerhalb der nächsten Woche oder Monate sei aber weiter kein Ende des Verfahrens absehbar. „Bei Ermittlungen dieses Umfangs ist die Dauer schwer abzuschätzen. Es könnte auch noch ein Jahr oder länger dauern.“