Straftaten rauf, Aufklärungsquote runter

Die Zahl der Straftaten im Kreis Miesbach war 2022 höher als noch vor Corona. Derweil ist die Aufklärungsquote gesunken. So steht‘s im Sicherheitsbericht der Polizei.
Landkreis – Auf den ersten Blick könnte der Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums Oberbayern für den Kreis Miesbach Sorgenfalten hervorrufen. Denn die Zahl der Straftaten, die dort festgehalten ist, ist deutlich gestiegen. Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote merklich nach unten gegangen. Polizeipräsident Manfred Hauser sagt dennoch: „Der Anstieg der Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr ist aber nicht besorgniserregend.“ Das liegt vor allem daran, dass der Anstieg in Deliktbereichen stattfand, die für die Sicherheit der Menschen im Landkreis kaum eine Gefahr darstellen. Überhaupt sei das Sicherheitsniveau im südlichen Oberbayern sehr hoch.

4305 Straftaten verzeichneten die Polizeistationen im Kreis Miesbach im vergangenen Jahr. Zieht man die ausländerrechtliche Delikte (gegen das Aufenthaltsrecht) ab, bleiben 4144 übrig. Das sind 477 und 13 Prozent mehr als im Jahr 2021. Eigentlich nicht weiter verwunderlich, denn in diesem Jahr legten Corona-Beschränkungen das öffentliche Leben lange Zeit lahm. Doch auch gegenüber dem Nicht-Coronajahr 2019 stieg die Zahl der Straftaten erheblich an, nämlich um 531 und 14,7 Prozent. Verantwortlich sind insbesondere die Deliktbereiche Sexualstraftaten (93 in 2022, plus 43,1 Prozent gegenüber 2019), Straßenkriminalität (565, plus 36,2 Prozent) und das Sammelbecken Sonstige Straftaten (1127, plus 37,9 Prozent). In letzteres fällt alles mögliche – vom Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte über Strafvereitelung und Erpressung bis hin zur Brandstiftung. Als Summe werden sie in der Statistik aufgeführt, weil sie einzeln weniger ins Gewicht fallen.
Viele Graffiti treiben die Fallzahl in die Höhe, die Täter werden eher selten gefunden
Den Anstieg bei der Straßenkriminalität erklärt das Präsidium auf Anfrage vor allem mit vielen Graffiti im Bereich Holzkirchen, den bei den Sexualdelikten mit der Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten. Die Ermittlungsbehörden in den USA übermitteln nach Sicherstellung eines entsprechenden Servers eine Vielzahl von IP-Adressen, von denen aus solche Inhalte abgerufen wurden. Nun sind Delikte im Internet – auch diese nehmen seit Jahren zu – allgemein schwerer aufzuklären als andere, da die Täter oft im Ausland sitzen. Auch bei Schmierereien tun sich die Ermittler schwer, die Täter dingfest zu machen. Das hat nach Darstellung des Präsidiums zu einem Sinken der Aufklärungsquote im Kreis Miesbach geführt. Von 71,5 Prozent im Jahr 2021 auf 64,4 Prozent. Auch wenn das das Schlusslicht aller Landkreise im Präsidiumsbereich bedeutet, sei das nicht besorgniserregend. „Solche Schwankungen gibt es immer wieder mal“, sagt ein Sprecher.
Besorgniserregende Straftaten nicht erheblich gestiegen
Bei Straftaten, die den Menschen wirklich Sorgen bereiten, sehen die Zahlen tatsächlich weniger drastisch aus. Die Gewaltkriminalität im Kreis Miesbach ist 2022 zwar wieder gestiegen (99 Taten), liegt aber 25 Prozent unter dem Niveau von 2019 (132). Auch der Wohnungseinbruchdiebstahl liegt mit 17 Fällen erheblich unter der Vor-Coronazeit (44). Allerdings bedeuten 757 Rohheitsdelikte (etwa Körperverletzung und Raub) eine Steigerung von über 20 Prozent. In Bereichen wie Diebstahl, Vermögens- und Fälschungsdelikten oder Rauschgift entsprachen die 22er-Zahlen ungefähr dem Niveau von 2019.
Landrat würde mehr Sicherheitswachten begrüßen
Den Bericht hat Polizeipräsident Hauser beim jährlichen Sicherheitsgespräch zwischen dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd und dem Landratsamt Miesbach an Landrat Olaf von Löwis übergeben. Letzterer wird in der zugehörigen Pressemitteilung seines Hauses so zitiert. „Ich fühle mich sehr sicher in unserem Landkreis, und das ist maßgeblich der Verdienst der Polizistinnen und Polizisten, die sich rund um die Uhr für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger einsetzen.“ Zudem begrüße der Landrat das Einrichten weiterer Sicherheitswachten. Wie berichtet, hat Miesbach einer solchen bereits zugestimmt. Holzkirchen denkt darüber nach.