Luftschiffe fahren am Tegernsee um die Wette

Bad Wiessee – Es ist die erste Deutsche Luftschiffmeisterschaft überhaupt – und sie findet über dem Tegernsee statt. Veranstalter Helmut Seitz verrät die Details.
Das könnte ein schönes Bild werden: Zehn Zeppeline fahren um die Wette von Wildbad Kreuth bis zum Gut Kaltenbrunn. Und das ist nur eine von vielen Aufgaben, bei denen die zehn Luftschiff-Piloten und ihre Teams vom 30. Januar bis zum 5. Februar gegeneinander antreten müssen – damit sich einer am Ende erster Deutscher Luftschiff-Meister nennen darf.
Veranstaltung fast wetterfest
Den Traum einer Deutschen Luftschiffmeisterschaft hat Helmut Seitz schon seit zehn Jahren. Der 60-Jährige kennt das Tal. Und viele im Tal

kennen wohl seinen eigenen Zeppelin, gesponsert von Thomapyrin, mit dem Seitz bei den vergangenen Montgolfiaden noch einsam seine Runden drehte, während alle Heißluftballons wegen des schlechten Wetters auf dem Boden bleiben mussten.
„Das ist der große Vorteil“, sagte Seitz gestern bei einem Pressegespräch im Wiesseer Gasthof Zur Post. „Wind macht uns nichts aus.“ Gut: Zu stürmisch darf es nicht werden, auch Regen ist eher ungünstig, weil die Fluggeräte dann zu schwer werden. Nebel darf ebenfalls nicht aufziehen. „Wir brauchen eine Wolkenhöhe von 1,5 Kilometern und freie Sicht übers Tal.“
Luftschiffe - ein Touristen-Magnet?
Aber Seitz macht sich um das Wetter keine Sorgen. „Ich bin hier bis jetzt immer gestartet. Die Lage am Tegernsee könnte besser nicht sein.“ Eventmanager Peter Rie von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) musste Seitz also nicht lange bitten. „Vom Wetter her ist diese Veranstaltung weitaus sicherer als der Skicross-Weltcup“, sagt auch Rie mit bangem Blick zum Oedberg.
Wie berichtet, soll dort zur gleichen Zeit das Skirennen stattfinden – sofern es denn kalt genug wird, um Schnee zu produzieren. Auch für TTT-Chef Georg Overs ist der Luftwettstreit „eine unserer Antworten auf die milderen Winter“. Touristisch erhofft sich Overs einiges von der Meisterschaft. Sie soll in der stillen Zeit Tagesgäste anlocken. „Und die Bilder haben sicher eine tolle Außenwirkung.“
So läuft der Wettkampf
Die mächtigen Flugobjekte – 41 Meter Länge und 12,5 Meter Durchmesser – werden nicht nur schöne Pirouetten über dem See drehen. „Das ist eine richtige Sportveranstaltung“, betont Martina Krafczyk, Präsidentin des Deutschen Freiballonsport-Verbands. Streng nach internationalem Reglement will Seitz unter anderem Kinderplanschbecken auf dem Steg in Seeglas positionieren. Die müssen die Teilnehmer dann anfliegen und einen Gegenstand hineinlegen – ohne Bodenkontakt des Luftschiffs. Delivery Task nennt sich das.
Bei einer anderen Aufgabe müssen die Piloten einen Parcours rund um den See abfahren. Drei Meter hohe, blinkende Wendemasten werden dann

rund um den See verteilt stehen, die die Luftschiff-Kapitäne umrunden müssen. Insgesamt sind neun Wettbewerbsfahrten in vier verschiedenen Disziplinen geplant – und das immer rund um den See und bis nach Kreuth.
Und das wird kein freundliches Miteinander in der Luft, sondern eiskalter Wettkampf, verspricht der Organisator. Während sich die meisten deutschen Piloten einfach freuen, dass die Meisterschaft stattfindet, reisen die ausländischen Teams mit anderen Ansprüchen an. Seitz: „Die kommen, um zu siegen.“
Das Programm
Wann, wo und mit welcher Aufgabe gestartet wird, entscheiden die Veranstalter spontan nach Wetterlage. Seitz plant mit zwei Wettfahrten pro Tag, glaubt aber nicht, dass er alle Termine einhalten kann. Ein fester Veranstaltungsort und ein Rahmenprogramm sind nicht geplant. Die meisten Starts finden im Sonnenmoos in Rottach-Egern statt. Fast zeitgleich findet außerdem die Montgolfiade 2015 am Tegernsee statt. Auf tegernseer-zeitung.de erfahren die Leser aktuell, wo und wann die Schiffe in die Luft gehen.