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Hochwasserschutz: "Kampf gegen Windmühlen"

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Aktionsbündnis Rettet den Tegernsee Bilanz 2014
Die Mitglieder des Aktionsbündnisses Rettet den Tegernsee zogen am Donnerstagabend Bilanz. © tp

Bad Wiessee - Seit dem Hochwasser 2013 kämpft der Verein „Rettet den Tegernsee“ für ein Hochwasserschutz-Konzept. Bei seiner ersten Hauptversammlung zog der Verein jetzt Bilanz.

In der Öffentlichkeit plätschert das Projekt Hochwasserschutz Tegernsee so dahin, ohne großes Aufsehen zu erregen. Doch im Hintergrund ist der Verein „Rettet den Tegernsee“ unermüdlich damit beschäftigt, bei Politikern und Behörden Wellen zu schlagen. Bei der Hauptversammlung, der ersten seit der Vereinsgründung und der Umbenennung von „Gegenwehr“ in „Rettet den Tegernsee“, zog Vorsitzender Andreas Scherzer am Donnerstagabend im Wiesseer Yacht-Club vor rund 40 Zuhörern eine erste Bilanz.

Neben einem Treffen mit den damals amtierenden Talbürgermeistern im Oktober 2013 und einem Flyer, der allerdings für Misstöne in den Rathäusern sorgte, der Vorlage eines limnologischen Gutachtens von Professor Arnulf Melzer, einem Aufmarsch im bayerischen Umweltministerium, einem öffentlichen Info-Abend im Rottacher Seeforum und einem Treffen mit Landrat Wolfgang Rzehak steht der Verein in permanentem Kontakt mit dem Wasserwirtschaftsamt.

Die Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt ist ein "Kasperltheater"

„Das ist ein Kampf gegen Windmühlen und eigentlich ein Kasperltheater“, klagte Scherzer. Man habe der Behörde zahlreiche Forderungen für ein Gesamtkonzept unterbreitet, das unter anderem folgende Punkte beinhaltet: Einbeziehung aller Zuflüsse durch Ausbaggern der Mündungen und Einbau von Geschiebesperren, Schaffung natürlicher Retentionsflächen sowie Überprüfung der vor 40 Jahren beschlossenen alten Kraftwerksverordnung zur Bedienung des Schuhmacher-Wehrs in der Mangfall bei Gmund.

„Das Wehr muss neu berechnet werden“, fordern Scherzer und seine Mitstreiter. Doch das Wasserwirtschaftsamt, das an einem massiven Ausbau des Wehrs festhält, sei bisher nicht auf den Vorschlag eingegangen, einfach das Holzbrett zur Abflussregulierung für einen Versuch permanent umzulegen. „Erst haben sie gesagt, das würde nur vier Zentimeter bringen“, sagte Scherzer, „doch gerade eben haben wir es schriftlich bekommen, dass das 24 Zentimeter bringen würde. Dann brauchen wir also gar kein neues Wehr!“ Erst solle die Behörde alle Forderungen erfüllen, dann könne man zuletzt über ein neues Wehr sprechen, so das Resümee des Vorsitzenden.

"Wir wollen nicht der Vorfluter für Rosenheim sein"

Die Tegernseerin Maria Heiß unterstrich die Forderung nach dem Ausbaggern der Mündungen. Sie wehrte sich zugleich vehement gegen den massiven Ausbau des Wehrs, mit dem der Tegernsee abgesenkt und aufgestaut werden könnte: „Wir wollen doch nicht der Vorfluter für Rosenheim und das Pilotprojekt für andere sein, die dann aus unseren Fehlern lernen“, schimpfte Heiß. Angesichts der Tatsache, dass viele Geschädigte von 2013 noch immer mit den Versicherungen um ihr Geld kämpfen, sei sie für die Einführung einer staatlichen Hochwasserschutzversicherung für Hausbesitzer.

Der Gmunder Joachim Fritz, der den Verein mit viel Detailkenntnis unterstützt, stellte die Rechtmäßigkeit des Raumordnungsverfahrens für das Wehr in Frage. Grundlage dafür sei nämlich ein zweites Wehr in der Mangfall gewesen, doch davon sei das Wasserwirtschaftsamt bekanntlich abgerückt. „Müsste man also nicht von vorne beginnen?“, stellte er als Frage in den Raum.

Der Verein will weiterkämpfen, hat für 23. Oktober ein erneutes Treffen mit den Tal-Bürgermeistern erreicht. 21 Firmen, 70 Familien und 50 Einzelpersonen sind inzwischen Mitglied, Spenden ermöglichen zudem die Arbeit. „Wir waren wohl zu optimistisch, als wir von einem kurzfristigen Engagement ausgingen“, sagte Finanzchef Peter Amberger, „doch so wie es aussieht, müssen wir weiterkämpfen.“

Von Gerti Reichl

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