Kommt die Luftschiff-WM an den Tegernsee?

Zwischen den beiden Montgolfiade-Wochenenden proben fünf deutsche Luftschiff-Teams für die WM. Die soll 2018 am Tegernsee stattfinden – wenn alles klappt mit der Bewerbung.
Bad Wiessee – Es regnet über dem Tegernsee. Alles andere als Luftschiff-Wetter. „Nicht so schlimm“, sagt Helmut Seitz, Berufspilot. „Wir haben ein dickes Paket Arbeit mitgebracht.“ Der 63-Jährige ist seit 1998 aktiv, hat schon über 60 Luftschiff-Meetings organisiert und holte im vergangenen Februar die EM, die erste nach 25 Jahren, an den Tegernsee. Zehn Team hoben von der Hatzlwiese, dem Startplatz an der Naturkäserei bei Kreuth ab, aus Deutschland waren fünf Piloten dabei. Unter ihnen auch Pia Marie Witt, Deutschlands einzige Luftschiffpilotin. Am Ende siegte zwar ein Schweizer, doch das Tal bewies: Man kann auch international.

Seitz und das Organisationsteam bei der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) waren höchst erfreut über das Medienecho der Veranstaltung. In mehreren Fernsehbeiträgen flimmerten schöne Bilder vom See, dem Tal und den Bergen über die Bildschirme. Die EM war noch nicht zu Ende, da träumten Seitz, TTT-Eventmanager Peter Rie und Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider schon von der ganz großen Nummer: der WM. Seitz packte an. Und so bewarb sich der Deutsche Aero Club (DAeC) bei der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) in Lausanne.
TTT steht voll hinter der Bewerbung
Und jetzt, trotz Schlechtwetter, ist Seitz guter Dinge: „In ein paar kleinen Punkten mussten wir bei der Bewerbung nachbessern“, sagt Seitz, „aber es müsste eigentlich klappen.“ Dass die TTT voll und ganz hinter der Bewerbung stehe, sei ein wesentliches Kriterium. „Mit der TTT läuft’s wie geschmiert“, lobt Seitz die „professionelle Arbeit“ des Tourismus-Teams. Während sich die TTT um Werbung, Pressearbeit und Organisation vor Ort kümmert, ist Seitz für alle Luftschiff-Themen zuständig. Ins Detail möchte Seitz nicht gehen, er verrät aber doch, dass das „von Bergen geschützte“ Tegernseer Tal ideal sei ideal für die Starts von Luftschiffen. Überhaupt passe die Landschaft perfekt. Auch den Startplatz neben der Naturkäserei, den Familie Hatzl zur Verfügung stellt, hält Seitz für geeignet und auch WM-tauglich. Lediglich die Naturkäserei selbst wäre als Organisations-Zentrale während einer Weltmeisterschaft dann doch zu klein. Immerhin, schätzt Seitz, würden rund 15 Teams anreisen. „Wir brauchen für 100 Leute Platz“, schätzt der 63-Jährige. Sollte Deutschland, sprich der Tegernsee, den Zuschlag für die Meisterschaft bekommen, dann müssten noch Detailgespräche geführt werden. Und warum, frägt Seitz, sollte man die Pferde wechseln und etwa Oberstdorf als Austragungsort wählen, „wo doch am Tegernsee alles passt.“
Feilen am Regelwerk
Die diesjährige Montgolfiade, die von Freitag, 3. Februar, bis Sonntag, 5. Februar zur zweiten und letzten Etappe startet, war für die Luftschiffer eine ideale Gelegenheit, um hier gleich ein Trainingscamp aufzuschlagen. Vier Team sind aktuell schon da, am Freitag kommt ein fünftes dazu. Seitz hat das bewährte EM-Organisationsteam um sich und – wie gesagt – „genug Arbeit“ mitgebracht. „Wir haben uns die Bearbeitung des 50-seitigen Regelwerks vorgenommen und werden dann Änderungen bei der FAI einreichen“, beschreibt Seitz, wie sich die Luftschiffer die regnerische Zeit „vertreiben“.
Passagiere stehen schon Schlange
Abgesehen von einem Start am Montag, war am gestrigen Dienstag nicht an Schweben über dem See zu zu denken. Dass es am Donnerstag und Freitag klappt, davon ist Seitz überzeugt: „Wir Berufspiloten haben einen Vertrag mit dem Deutschen Wetterdienst und können auf alle Daten zugreifen.“ Kaiserwetter, wie am vergangenen Wochenende, werde es wohl nicht, aber gut genug, um Taktik und Präzision zu üben. Und auch gut genug, um Passagiere aufzunehmen. Gut 20 Buchungen stehen fürs kommende Wochenende an. Seitz und die Luftfahrt-Teams stehen jedenfalls in den Startlöchern. Auch, was die WM betrifft. Seitz rechnet in den nächsten Tagen mit einer Nachricht und hofft, dass es klappt.
gr