AfD poltert: „Das ist eine Frechheit“

Nach langem Hin und Her fand die AfD-Veranstaltung auf Gut Kaltenbrunn schließlich doch statt. Mit markigen Worten der Redner, und reichlich Kritik an Kanzlerin Angela Merkel.
Gmund – Der Parkplatz auf Gut Kaltenbrunn ist etwa zur Hälfte belegt. Ein Streifenwagen fährt die Zufahrt hinab, hält auf halbem Wege und macht wenig später kehrt. Der Innenhof ist wie leer gefegt, an der Tenne weht eine Fahne der Alternative für Deutschland (AfD). Von Demonstranten – anders als in Schliersee – keine Spur. Den Eingang bewacht ein Mann im weißen Hemd und kugelsicherer Weste. Drinnen in der Tenne ist die Veranstaltung mit etwa 60 Personen gut besucht, ein Helfer trägt zusätzliche Stühle herein. Das passiere immer wieder, erzählt ein Parteimitglied.
Dass die AfD ihre Veranstaltung „EU und Euro am Scheideweg?“ am Montagabend überhaupt auf Gut Kaltenbrunn abhalten konnte, ist einer einstweiligen Verfügung zu verdanken, die die Partei beim Landgericht München erwirkt hatte. Zuvor hatte Kaltenbrunn-Geschäftsführer Maximilian Hartberger der AfD eine Absage erteilt und sich dabei auf einen technischen Fehler im Buchungssystem berufen. Auf Nachfrage unserer Zeitung wollte sich Hartberger gestern nicht äußern. „Das Thema ist für uns erledigt.“ Statt im Festsaal, wie ursprünglich gewünscht, fand die Veranstaltung nun in der Tenne statt.
„Was sich da abgespielt hat, ist eine Frechheit“, schimpfte Landesvorsitzender Petr Bystron, der unangekündigt doch nach Kaltenbrunn gekommen war, „um ein Zeichen zu setzen“. Inzwischen gehöre diese Vorgehensweise gegenüber seiner Partei zum Alltag – auch in Nürnberg habe man sich einklagen müssen. Es werde behauptet, die AfD sei ausländerfeindlich, nur weil sie die Zuwanderungspolitik der Regierung kritisiere. „Sie werden nicht erleben, dass jemand aus der AfD etwas gegen Flüchtlinge sagt“, behauptete Bystron, der wegen rechtsextremistischer, verfassungsfeindlicher Bestrebungen vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet wird und mit seiner Klage dagegen im Juli am Verwaltungsgericht scheiterte. „Wir kritisieren die Regierung Merkel dafür, dass sie die Anreize für Migration gibt.“
Überhaupt bekam die Kanzlerin an diesem Abend ihr Fett weg. Auf die Frage, wie die Partei zu einer Koalition mit der CDU stehe, polterte Referent Hans-Jörg Müller, Direktkandidat für Traunstein und das Berchtesgadener Land: „Wenn ich einen Fraktionskollegen erwische, wie er sich bei Merkel auf den Schoß setzt, um die AfD zu verraten, dann gehe ich mit ihm in den Keller des Bundestages und haue ihn windelweich.“ Tosender Applaus.
Auch sonst waren die Redner nicht um markige Worte verlegen. Müller etwa behauptete, die durch den Euro entstehenden Schulden würden die Länder im „germanischen Norden“ bezahlen. Denn je weiter man in den „lateinischen Süden“ komme, desto geringer sei der Arbeitsethos. Auf Hinweis einer Zuhörerin räumte er ein, dass dies den Temperaturen geschuldet sei.
Als ein Zuhörer die Befürchtung äußerte, die Wahlen könnten gefälscht werden, verwies der bayerische Spitzenkandidat Martin Hebner auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, wo die AfD Abweichungen zu ihren Ungunsten unterstellt. Deshalb werde man „am Wahlabend nicht auf Partys sein, sondern in Wahllokalen die Auszählung überwachen“.