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Arbeitskreis am Tegernsee ist unermüdlich für den Bergwald im Einsatz

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Von: Gerti Reichl

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Mit seinem Rückepferd bewirtschaftet Jakob Kreidl den Wald in der Langenau. Der Arbeitskreis Bergwald fördert Projekte wie diese.
Mit seinem Rückepferd bewirtschaftet Jakob Kreidl den Wald in der Langenau. Der Arbeitskreis Bergwald fördert Projekte wie diese. © Arbeitskreis Bergwald

Um auf die Vernichtung des Waldbodens aufmerksam zu machen, hat sich der Arbeitskreis Bergwald gegründet. Die Mitglieder haben inzwischen einiges erreicht - und ihr Engagement ist ungebrochen.

Gmund – „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas entstehen würde.“ Oder hat Susanne Heim es zumindest gehofft? Es war im Dezember 2018, als die Autorin und Heilpraktikerin auf Einladung der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) in der Naturkäserei in Kreuth einen Vortrag hält über ein Thema, für das sie für ein Buchprojekt recherchierte: die Vernichtung des Waldbodens und damit der Lebensgrundlage Wald, einem komplexen Informationssystem, das Susanne Heim mit dem Gefäß- und Nervensystem des menschlichen Körpers vergleicht. Sie wählt den Namen „Haut der Berge“. Die Zuhörer sind so begeistert, dass sie mitmachen wollen bei Projekten, die den Bergwald am Tegernsee bewahren und die dazu beitragen sollen, Besonderheiten zu verstehen und darüber zu informieren.

Arbeitskreis Bergwald: Der harte Kern trifft sich alle drei Wochen

Es dauert nicht lange, dann sitzt ein harter Kern von zehn Leuten alle drei Wochen mit Susanne Heim beisammen: Vroni Halmbacher, Thomas Bachhuber, Simone Kreutzer, Eike Echarti, Mercedes Nebelthau, Christiane May-Ropers, Renate Laubmann, Martin Lindner und Paul Bürger.

Ausgehend von der Dokumentation über die „Wunden“, die etwa der Forststraßenbau zwischen Sutten und Bodenalm oder der Einsatz von Stahlseilwinden bei Holzarbeiten im Bereich Weiße Valepp dem Bergwald zufügt, strukturierte der Arbeitskreis schnell seine Tätigkeit. Er schlüpft unter das Dach der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) und wird dort großzügig unterstützt.

Arbeitskreis plädiert für Einsatz leichter Maschinen und Rückepferden

An vorderer Stelle steht die behutsame Nutzung des Waldes und die bodenschonende Holzarbeit. Statt sogenannte Harvester einzusetzen, die auf breiten Rückegassen in den Wald eindringen und unübersehbare Schneisen von zerstörtem Waldboden hinterlassen, sollte die Waldarbeit mit leichten Maschinen und Rückepferden erledigt werden. Im Sommer 2019 wurde dazu mit dem Forstbetrieb Schliersee ein Projekt in der Langenau bei Kreuth gestartet. „Wir wollen nicht zurück ins Mittelalter“, stellt Susanne Heim klar, „sondern moderne Technik und traditionelle Verfahren kombinieren.“ Mit weiteren Waldbesitzern sei daher inzwischen Kontakt aufgenommen worden, auch Fördergelder stünden in Aussicht.

Die Beachtung der Schonzeiten ist ein weiteres Anliegen. „Nach dem Bundesnaturschutzgesetz dürfen in Privatgärten von 1. März bis 30. September weder Hecken geschnitten noch Bäume gefällt werden, um heimische Tiere während der Jungtieraufzucht zu schützen“, erklärt Heim. Der Arbeitskreis setze sich dafür ein, dass dies auch in Natura- 2000-Gebieten der staatlichen Bergwälder umgesetzt wird.

Sensible Gebiete als touristische Hotspots: Erste Hinweistafeln aufgestellt

Sensible Orte, die oft als Geheimtipps in sozialen Medien verkauft und zu touristischen Hotspots werden, sollten geschützt werden, um damit die Rückzugsmöglichkeit für Wildtiere zu sichern – auch das liegt dem Arbeitskreis am Herzen. In Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb wurden bereits Hinweistafeln an einem besonders frequentierten Platz aufgestellt.

Die Arbeit zu dokumentieren und zu zeigen, wie sich der Waldboden verändert, hat sich der Arbeitskreis zur Aufgabe gemacht. „Waldboden, der weg ist, ist weg“, sagt Christiane May-Ropers und meint damit die auf der Homepage beschriebenen Zusammenhänge in Sachen Waldboden. Der braucht für eine Entstehung von 30 Zentimetern rund eintausend Jahre. Die Ärztin für Naturheilkunde aus Kreuth möchte mit ihrem Engagement dazu beitragen, das Bewusstsein für die „Haut der Berge“ zu schärfen.

Arbeitskreis Bergwald mittlerweile mit eigener Homepage

Das Schöne zu zeigen, aber auch die Wunden, ist Arbeitskreis-Mitglied Thomas Bachhuber wichtig. Der Rottacher Apotheker sieht die Veränderungen in der Landschaft auch mit den Augen eines Fotografen und ist für die imposanten Bilder auf der Homepage www.haut-der-berge.de verantwortlich. Vroni Halmbacher aus Tegernsee, zuständig für das Design, tickt wie ihre Mitstreiterin Simone Kreutzer. Die Schaftlacherin ist oft als Wanderführerin unterwegs und will sich engagieren für Dinge, die vor der eigenen Haustüre passieren. „Gut, zeitgemäß und absolut unterstützenswert“ findet Mercedes Nebelthau aus Dietramszell die Projekte, die Eike Echarti, eine ehemalige Gymnasiallehrerin aus Bad Feilnbach, für den Arbeitskreis in Protokollen festhält.

„Wir freuen uns, wenn wir Unterstützung und Hinweise bekommen für unsere Dokumentationen, die es so im Tegernseer Tal noch nicht gibt“, sagt Susanne Heim. Sie sagt: „Uns geht es um ein neues Verständnis für den Wald der Zukunft. Er ist kein kurzfristiges Konsumgut, er ist für uns und die nächsten Generationen überlebenswichtig.“

gr

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