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Ausstellung zu Ludwig Erhard macht Station in Gmund

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Von: Alexandra Korimorth

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Eine Ausstellung zu Ludwig Erhard und seinem Wirken wurde am Samstag im Gmunder Rathaus eröffnet (am Pult: Marcus Lübbering). Sie ist dort knapp drei Wochen lang zu sehen.
Eine Ausstellung zu Ludwig Erhard und seinem Wirken wurde am Samstag im Gmunder Rathaus eröffnet (am Pult: Marcus Lübbering). Sie ist dort knapp drei Wochen lang zu sehen. © Steffen Gerber

Das Leben und Wirken des „Vaters des Wirtschaftswunders“ beleuchtet eine Ausstellung über Ludwig Erhard. Sie ist nun im Gmunder Rathaus zu sehen.

Gmund – Mit einer großen Fotoausstellung über Leben und Wirken von Ludwig Erhard beschließt die Gemeinde Gmund das Erhard-Jubiläumsjahr. Sie wurde im Rathaus-Foyer feierlich mit Vertretern der Ludwig-Erhard-Stiftung sowie Wegbegleitern des früheren Bundeskanzlers und Wahl-Gmunders eröffnet.

Genau an Ludwig Erhards 126. Geburtstag am 4. Februar hat die große Fotoausstellung, die die Landeszentrale für Politische Bildung Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit der Ludwig-Erhard-Stiftung zu Erhards 125. Geburtstag in Auftrag gegeben hatte und die im Jubiläumsjahr unter anderem in Berlin gezeigt wurde, ihren finalen Ausstellungsort erreicht: das Rathaus der Gemeinde Gmund, in der der einstige Wirtschaftsminister und Bundeskanzler seine Wahlheimat und 1977 die letzte Ruhestätte fand. Dort gedachten dem Begründer der Sozialen Marktwirtschaft am Samstagvormittag neben Bürgermeister Alfons Besel und dem Gros der Gmunder Gemeinderäte der Geschäftsführer der Ludwig-Erhard-Stifung, Marcus Lübbering, Erhards Leib- und Hoffotograf Josef Albert Slominski sowie Wegbegleiter des CDU-Politikers, darunter seine langjährige Hausdame und Ziehtochter Elisabeth Leutheusser-von Quistorp.

„Sie wissen, wie sehr ich mich gerade mit Gmund, der Bevölkerung dieses Ortes und den Menschen dieser Gegend fast heimatlich verbunden fühle“, zitierte Bürgermeister Besel den einstigen berühmten Mitbürger und überließ es Leutheusser-von Quistorp, später noch ein sehr lebendiges Bild vom Leben der Erhards am Ackerberg zu zeichnen. Genauso spannend waren die Erinnerungen von Fotograf Slominski, der Erhard als Menschen würdigte, dem das Macht-Gen fehlte und der ein „vollkommener Demokrat“ gewesen sei. Bonner Machtspiele habe er mit einer rethorischen Frage kommentiert: „Kennen Sie die Steigerung von Feind? Feind, Todfeind, Parteifreund.“

Wie scharfzüngig Erhard war und welch brillanter Geist – davon künden die vielen Zitate, Fotografien und Dokumente auf den sechs doppelseitig gestalteten Stellwänden der Ausstellung. Sie sprechen alle für sich und für die Nachhaltigkeit der humanistisch geprägten Ideen Erhards. Da stehen etwa zwischen großformatigen Fotografien von in formell mit Stresemann gekleideten Kabinettsmitgliedern, einer im Wahlkampf zum Bersten gefüllten Westfalenhalle oder einem ausschließlich männlich besetzten Bundestag Aussagen wie „Nur wer in sich selbst ruht und um seine Wurzeln weiß, wird den Weg gehen können, ohne sich zu verlieren“. Oder: „In einer gesunden Volkswirtschaft hat jeder für den anderen einzutreten, jeder für alle Verantwortung zu tragen.“

Soziale Marktwirtschaft als Vermächtnis

Bevor die Ehrengäste an Erhards Grab im Bergfriedhof des einstigen Bundeskanzlers gedachten, erinnerte Lübbering daran, dass Erhards Soziale Marktwirtschaft nicht nur eine Wirtschafts-, sondern eine Gesellschaftsordnung sei, die auf den Ideenreichtum und die Verantwortungsbereitschaft der Menschen setze. Er gemahnte zur Ausgestaltung der Sozialen Marktwirtschaft angesichts der enormen Herausforderungen in Deutschland. Er warnte, auf der Suche nach Sofort-Lösungen auf Partikularinteressen einzugehen und kleinteilige Regeln zu schaffen, die in die Freiheitsrechte von Menschen und Wirtschaft eingegriffen und am Ende lähmten. Lübbering forderte statt eines Klein-Kleins von Einzelfallentscheidungen ein „Denken in Erhardschen Dimensionen“: „Nur ein Staat, der sich auf die wesentlichen Aufgaben beschränkt, kann auf Dauer ein starker Staat sein.“ Da man 2023 auch 75 Jahre Soziale Marktwirtschaft feiere, hoffte Lübbering, dass viele die Ausstellung besuchen.

Die Ausstellung „Ludwig Erhard“ im Gmunder Rathaus ist bis einschließlich Freitag, 24. Februar 2023, während der üblichen Öffnungszeiten der Verwaltung zu sehen: montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr sowie montags und dienstags auch 14 bis 16 Uhr und donnerstags auch 14 bis 18 Uhr.

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