- vonGerti Reichlschließen
Der Fasching 2020 am Tegernsee wird besonders narrisch: Die Seegeister Gmund feiern 140-jähriges Bestehen und rüsten sich für den Faschingszug am 23. Februar.
Gmund
Wer einmal vom Faschingsvirus infiziert ist, der wird es so schnell nicht mehr los. Nur so ist es zu erklären, dass die Seegeister in Gmund ein munterer Verein sind, der fest zusammenhält, dem der Nachwuchs nicht ausgeht und dessen Wurzeln bis ins Jahr 1879 zurückreichen. Bernd Ettenreich zieht seit 15 Jahren als Präsident und quasi als „Ober-Gaudibursch“ die Strippen. Diese Saison wird seine letzte, denn am Aschermittwoch, 26. Februar, wenn alles vorbei ist, wird Ettenreich seine Narrenkappe einem Nachfolger aufsetzen. „Es müssen mal Jüngere ran“, sagt der 52-Jährige.Bis dahin hat er noch viel zu tun: Diesen Freitag steht die öffentliche Inthronisation der Prinzenpaare im Oberstöger an, am Samstag, Schlag 11.11 Uhr, legen die Seegeister zum traditionellen „Sturm aufs Gmunder Rathaus“ los. Der Bürgermeister muss den „symbolischen Schlüssel“ rausrücken. Denn ab da regieren die Narren in Gmund.
Auch die Vorbereitungen für den Faschingszug laufen schon. Er findet alle zwei Jahre im Tal statt, wechselweise mit Kreuth und Tegernsee. Passend zur 140-Jahr-Feier schlängelt sich diesmal der Gaudiwurm durch Gmund. Das Motto verrät Ettenreich schon: „Fasching Revival“. Auch ein Seerosenball, der an frühere Bälle anknüpft, steht schon im Kalender.
Fasching 2020 am Tegernsee: Mit einer „Narrenpost“ ging‘s los in Gmund
Das Treiben der Seegeister als ältester Faschingsverein Oberbayerns ist urkundlich belegt. Seinen Ursprung hat alles im früher verbreiteten Brauch, mit Verkleidung und Masken den Winter auszutreiben. Und auch der im Oberland verbreitete Brauch des Haberfeldtreibens, bei dem vermummte Gestalten so manchem die Leviten lasen, soll bei der Leonhardikapelle in Festenbach stattgefunden haben. Der Gmunder Xaver Steger, alias „Zebedäus Flederwisch“, war es, der dann ab 1912 eine erste Faschingszeitung – die „Louisenthaler Narrenpost“ – druckte und darin seine spitzzüngigen Spuren in Versform hinterließ. Es fanden sich immer mehr Mitstreiter, und so entstanden die Seegeister.
1949 organisierte man ein großes Faschingstreiben auf der Bernöckerwiese, Erwin Stang senior war der erste Prinz. 1956, zur 75-Jahr-Feier, wurde eine eigene Fahne angeschafft, und zugleich wälzte sich ein grandioser Faschingszug durch einen dick in Schnee eingehüllten Ort. An legendäre Faschingsbälle im früheren Gasthof Maximilian, wo gleich auf zwei Ebenen gefeiert wurde und Seegeister-Urgestein Ernst Glasl auf einem Pappmaschee-Pferd namens „Dulcinea“ durch den Saal ritt, erinnern sich viele Gmunder noch heute.
Lesen Sie hier: Sparkassenchef schnappt Randalierer
Rund 200 Mitglieder zählen die Seegeister aktuell. Wie in jedem Verein packt ein harter Kern an beim Organisieren, beim Nähen der Kostüme, beim Basteln der Orden und beim Training der Garden. Hier kündigt Bernd Ettenreich eine Premiere an: Neben den Kinder-, Jugend- und Erwachsenengarden schwingt heuer erstmals eine Zwergerl-Garde das Tanzbein. Der Präsident und die Seegeister stehen in den Startlöchern und hoffen, dass der Funke der Begeisterung auf möglichst auf viele Zuschauer überspringt.
Termine im Fasching
15. November, 19.30 Uhr: Inthronisation im Oberstöger.
16. November, 11.11 Uhr: Sturm aufs Rathaus Gmund.
11. Februar: Seerosenball im Rottacher Seeforum.
Auch interessant: Zehn Jahre Buzi-Ballon
Alle Infos aus der Region lesen Sie hier
23. Februar: Faschingszug in Gmund.
gr