„Wer ausrückt, muss Vorbild sein“: Gebirgsschützen stehen zur Oktoberfest-Tradition

Die Gebirgsschützen im Oktoberfest-Streik? Da kann der Hauptmann der Gmunder Kompanie, Max Gröbl, nur den Kopf schütteln. Niemand wolle mit dieser Tradition brechen.
Landkreis – Die Gebirgsschützen im Oktoberfest-Streik? Da kann der Hauptmann der Gmunder Kompanie, Max Gröbl, nur den Kopf schütteln. Mit einer gut 200-jährigen Tradition zu brechen, dürfe nicht mal in Gedanken eine Option sein. Diese Haltung habe er auch Landeshauptmann Martin Haberfellner mitgeteilt, erklärt Gröbl. Verbunden mit der dringenden Bitte, die jüngsten Unstimmigkeiten mit dem Münchner Festring beizulegen. Wie er am Mittwochvormittag erfahren habe, sei dies nun auch erfolgt, teilt Gröbl erleichtert mit. Ein möglicher Boykott sei damit abschließend vom Tisch.
Wie im Bayernteil berichtet, hatte im vergangenen Jahr ein junger Mann in der Ochsenbraterei den Unmut des Sicherheitspersonals auf sich gezogen. Auch wenn er kein Gebirgsschütze war, sondern nur Teil der musikalischen Begleitung der Wallgauer Kompanie, musste sich der Landeshauptmann einige Beschwerden anhören und auf Wunsch des Festrings als Organisator des Trachten- und Schützenzugs bei der Bundesgeneralversammlung die anwesenden Mitglieder der Kompanien um mehr Contenance auf der kommenden Wiesn bitten. Einige Gebirgsschützen sahen sich dabei wohl zu Unrecht kritisiert und dachten offenbar sogar über einen Boykott des Oktoberfests nach.

Für Gauhauptmann Martin Beilhack letztlich ein medial aufgebauschter Zwist, den es in der geschilderten Dramatik gar nicht gegeben habe. „Wir sind alles ausgewachsene Männer und reden so was vernünftig aus“, betont Beilhack. „So, wie sich das gehört.“ Auch von einem angeblichen Boykott will der Gauhauptmann nichts wissen, warum auch: Die heuer von der Bundesversammlung ausgewählten Kompanien Lenggries und Jachenau seien selbstverständlich beim traditionsreichen Umzug dabei. Er selbst werde – ebenfalls guter Brauch – als Teil der Landeshauptmannschaft neben der Kutsche des Ministerpräsidenten marschieren.
Gmunder Kompanie frühestens in neun Jahren wieder beim Festzug dabei
Allenfalls privat werden die Gmunder Gebirgsschützen heuer das Oktoberfest besuchen, teilt Gröbl mit. Das aber völlig unabhängig von irgendwelchen Differenzen, denn: „Man muss sich für den Zug bewerben und jede Kompanie kommt im Schnitt nur alle zehn Jahre dran.“ Da die Gmunder 2022 ausgerückt seien, hätten sie jetzt so oder so erst mal Pause. Eins ist Gröbl aber wichtig: Seine Kompanie habe sich „absolut ordentlich benommen“ und sei an den angeblichen Eskapaden in der Ochsenbraterei nicht beteiligt gewesen. „Wir waren im Armbrustschützenzelt und haben dort im besten Einvernehmen mit dem Wirt gefeiert.“ Pünktlich um 16 Uhr hätte die Mannschaft die Heimreise angetreten – nach einem „rundum gelungenen Fest“.

Gleichwohl ist es Gröbl ein Anliegen, seine Männer immer wieder auf ihre Vorbildfunktion hinzuweisen. Wer mit den Gebirgsschützen ausrücke, müsse sich zwingend an die Regeln halten. „Das verlange ich von meinen Kameraden, und dafür stehe ich als Hauptmann auch gerade“, stellt Gröbl klar. Zwar könne er nicht jeden rund um die Uhr im Blick behalten – beim Oktoberfest 2022 waren die Gmunder mit gut 100 Leuten dabei – aber er spreche diesen Appell vor jedem Ausrücken an. Sollte sich mal wirklich jemand nicht im Griff haben, würde er von seinen Tischnachbarn sofort eingebremst, ist der Hauptmann überzeugt.
Wiesn-Vertrag besteht seit 1980
Alles andere als eine schnelle Beilegung der Verstimmungen mit dem Festring wäre für Gröbl unvorstellbar gewesen, sagt er. Ein zuletzt 1980 neu abgeschlossener Vertrag setze die Teilnahme der Gebirgsschützen am Trachten- und Schützenzug fest. „Das wurde von keiner Seite jemals in Zweifel gestellt“, betont Gröbl. Aus Sicht der Gmunder Kompanie gelte der Blick nun ohnehin einem anderen Großereignis: dem Patronatstag der Bayerischen Gebirgsschützen, den heuer die Gmunder am Sonntag, 7. Mai, ausrichten. „Darauf freuen wir uns, denn es wird bestimmt ein schönes Fest.“
sg