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Bauwerber will Maximum herausholen - Rottacher Bürgermeister setzt zu Standpauke an

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Der Abriss des Altbaus ist bereits vollzogen. Jetzt soll bei dem Anwesen in Ellmösl ein Mehrfamilienhaus entstehen. Der Antrag ließ im Ortsplanungsausschuss die Gemüter hochkochen.
Der Abriss des Altbaus ist bereits vollzogen. Jetzt soll bei dem Anwesen in Ellmösl ein Mehrfamilienhaus entstehen. Der Antrag ließ im Ortsplanungsausschuss die Gemüter hochkochen. © Thomas Plettenberg

Im Ortsplanungsausschuss setzte Bürgermeister Christian Köck jetzt zu einer Strafpredigt an, die sich gewaschen hatte. Anlass war der Antrag zum Bau eines Mehrfamilienhauses in Ellmösl.

Rottach-Egern – Als es jüngst im Ortsplanungsausschuss der Gemeinde Rottach-Egern um den Antrag zum Neubau eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgarage in Ellmösl ging, platzte Rathauschef Christian Köck die Hutschnur. Das Gebäude, das mit seinen drei Wohnungen, einem Wintergarten und Balkonen an einen bestehenden Häuserriegel angebaut werden soll, hatte die Verwaltung schon mehrfach beschäftigt. Der Beschlussvorlage war ein zähes und langwieriges Ringen in Wort und Schrift vorausgegangen. Der Grund: Auch hier wird einmal mehr versucht, das profitorientierte Maximum aus einem Grundstück heraus zu holen – komme, was wolle.

Antrag für Ellmösl: Bauwerber hat mit Abriss bereits begonnen

Im Fall Ellmösl 16 hatte der Bauherr zudem ohne die erforderliche Anzeige gegenüber der Bauaufsichtsbehörde bereits mit dem Abriss des Altbaus begonnen. Dabei wurde auch ein Baum auf dem Nachbargrundstück der Gemeinde beschädigt. „Diese Herangehensweise ist grenzwertig“, stellte Köck klar. Hinsichtlich der „baulichen Auffälligkeiten“ verstehe er nunmehr keinen Spaß.

Wintergarten sorgt für Ärger: Der Versuch, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen

Im Detail erklärte Bauamtsleiterin Tanja Butz, was damit gemeint war. So wurde zum Beispiel vom Bauherrn der Wintergarten in eine Wohnraumerweiterung geändert. Der Wintergarten wurde nicht entsprechend des genehmigten Vorbescheids profilgleich eingereicht, sondern wird nun mit einem Vorsprung zum anschließenden Reihenmittelhaus des direkten Nachbarn geplant. Faktisch ist das der Versuch, zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen. Darüber hinaus ist der „Wintergarten“ alles andere als satzungskonform. Auf dem Wintergarten soll zudem ein Balkon platziert werden, der ebenfalls nicht der Profilgleichheit entspricht und den Vorbescheid erneut unterläuft. Außerdem orientiert sich der Balkon laut Bauamtsleiterin nicht am direkt anschließenden Balkonverlauf des Nachbarn. Dass dann auch noch versucht wurde, das Ganze in den Plänen zu kaschieren, vergrößerte den Unmut auf Verwaltungsseite nur noch mehr. „Ich würde an Vogel kriegen, wenn ich da hinten wohnen würde“, sagte Köck kopfschüttelnd.

Des Weiteren wurde das Pultdach über dem Eingang moniert, das man ohne großen Aufwand auch als Satteldach hätte gestalten können. Im Obergeschoss beanstandete die Gemeinde zwei nicht ortstypische Erkerausbuchtungen, die aussähen, „als hätte das Haus Ohren“.

Kritik auch an Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Nachbarn

Als schlicht unzulässig wurde ein Mäuerchen erachtet, das Oberflächenwasser über das sechsprozentige Gefälle des Areals in ein benachbartes Grundstück leiten würde. Zu dieser nachbarschaftlichen Rücksichtslosigkeit meinte Köck: „Wir schauen auf unsere eigenen Leute. Und so eine Praxis hat in der Gemeinde Rottach-Egern nichts verloren.“ Man käme sich in der eigenen Gemeinde schon vor wie ein Hans-Kasperl, wetterte der Rathauschef weiter. Er glaube auch keiner weiteren angeblichen Einsicht oder Zusicherung oder irgendwelchen Erklärungen seitens des Bauwerbers mehr. Köck bedauerte es, dass er jetzt so deutliche Worte finden müsse. Aber: Wenn sich die Bauwerber nicht zusammenreißen würden, gelte schlichtweg: Wer nicht hören will, muss fühlen. An das Gremium gerichtet, forderte Köck, dem Vorgehen des Bauwerbers Einhalt zu gebieten.

Rottacher Ortsplanungsausschuss lehnt Bauantrag geschlossen ab

Die Gemeinderäte sahen es genauso und lehnten den Bauantrag einstimmig ab. Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) betonte noch, dass die Rottacher Ortsgestaltungssatzung durchaus schöne und großzügige Häuser ermögliche. Vizebürgermeister Josef Lang (CSU) monierte indes das Verhältnis von Glasfläche zu Mauerwerk an der Frontseite. Auch das könne nicht satzungskonform sein. „Und die Fenster mit diesen Latten davor? Das sieht unmöglich aus“, fand Lang, während sich Fraktionskollege Anton Maier eher Sorgen wegen der Tiefgarage und der Entwässerung machte.

Ob dem Antrag nach dieser eindeutigen Abfuhr durch die Gemeinde bei der Genehmigungsbehörde des Landratsamts dennoch Erfolg beschieden sein wird, ist fraglich. Bauamtsleiterin Butz versicherte, dass sie beim Landratsamt bitten werde, dass das Amt für Wasserwirtschaft beteiligt werde, damit es die Pläne hinsichtlich der Grundwasserproblematik überprüfen kann.

Alexandra Korimorth

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