Üble Szene am Tegernsee: Frau wird wüst beschimpft - weil sie ein Münchner Kennzeichen hat

Üble Szene bei einem Supermarkt in Rottach-Egern: Dort wurde eine Zweitwohnungsbesitzerin als „blöde Münchnerin“ beschimpft. Die Ausflügler-Debatte erreicht damit einen neuen Höhepunkt.
- Die Debatte um Münchner am Tegernsee während der Coronavirus-Ausgangssperre erreicht einen neuen Höhepunkt.
- Eine Frau mit Zweitwohnsitz in Rottach-Egern wird vor einem Supermarkt wüst beschimpft
- Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn nimmt Stellung.
- Alle News zum Coronavirus im Landkreis Miesbach in unserem Ticker. Und hier die Empfehlungen, um sich vor dem Coronavirus zu schützen.
Coronavirus im Tal: „Blöde Münchnerin“ - Frau an Rottacher Supermarkt übel beschimpft
Rottach-Egern – Diese Szene lässt eine Zweitwohnungsbesitzerin aus Rottach-Egern noch immer erschaudern: Beim Einkaufen in einem Rottacher Lebensmittelmarkt wurde sie als „blöde Münchnerin“ beschimpft, die hier die Supermärkte leer kaufe. Ihr Auto – mit Münchner Kennzeichen – kam ebenfalls nicht ungeschoren davon: Wie die Frau berichtet, war der Wagen offenbar mit einem Joghurt-Becher oder Ähnlichem beworfen worden – zumindest wies er entsprechende Spuren auf.
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Coronavirus am Tegernsee: Münchnerin in Rottach-Egern will anonym bleiben - aus Angst vor Attacken
Die Münchnerin, die ihren Namen aus Angst vor weiteren Attacken nicht nennen möchte, hat den Vorfall Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) gemeldet. Dieser hatte durch seinen Appell, keine Münchner Ausflügler mehr ins Tegernseer Tal zu lassen, eine scharfe, emotionale Debatte losgetreten.
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„Die Leute fühlen sich jetzt legitimiert, Stimmung gegen die Münchner zu machen“, meint die Mutter, die regelmäßig mit ihrer Familie in der Zweitwohnung am Tegernsee weilt, in Anspielung auf Hagns Brandbrief. Der Tegernseer Rathaus-Chef hatte darin die Stimmkreisabgeordnete und Landtagspräsidentin Ilse Aigner gebeten, dafür zu sorgen, dass die Menschen sich nur noch in ihren eigenen Landkreisen aufhalten dürfen. Wörtlich schrieb er: „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wer hinter den ,Münchnern‘ den Dreck wegräumen soll.“
- Pro-Kommentar zu Münchner-Ausflüglern am Tegernsee in der Coronakrise: Beschränkung muss sein
- Contra-Kommentar zum geforderten Tegernsee-Verbot für Münchner: Schäme mich aktuell, im Tal zu wohnen
Video: Ausgangsbeschränkung - was muss man jetzt beachten?
Münchnerin in Rottach-Egern beschimpft - Tegernsees Bürgermeister Hagn mit drastischen Worten
Der Bürgermeister steht auch jetzt noch zu seinen deutlichen Worten („ich habe eine Verantwortung für meine Tegernseer Bürger, vor allem für die älteren“) – den von der Zweitwohnungsbesitzerin geschilderten Vorfall verurteilt er allerdings aufs Schärfste. „Wenn es nun Dummköpfe gibt, die glauben, jemanden aufgrund seines Kennzeichens piesacken zu müssen, dann sei klar gesagt: Wenn ich so jemanden erwische, zeige ich ihn an“, zürnte Hagn, nachdem er von dem Vorfall und ähnlichen anderen Beleidigungen gehört hatte. Es gelte, solchen Attacken umgehend den Riegel vorzuschieben, erklärt der Bürgermeister. „Wehret den Anfängen!“
Dass er in seinem – im Übrigen erfolglosen – Appell an Ilse Aigner eine drastische Formulierung gewählt hatte, ist in den Augen Hagns nach wie vor gerechtfertigt. „Wir brauchen diese Diskussion.“ Die Bauhöfe seien schon jetzt überlastet. „Was sollen wir tun, wenn wir nur ein bis zwei Toiletten öffnen können, nicht genügend Desinfektionsmittel haben, und dann 200 Leute kommen?“, fragt Hagn. Im Übrigen würden ähnliche Forderungen mittlerweile auch schon aus anderen touristisch geprägten Landkreisen laut, betont Hagn. Es gehe darum, dass die Menschen, die im Tegernseer Tal wohnen und arbeiten, dies auch während der Corona-Krise in Ruhe tun könnten.
Mit der Zweitwohnsitzlerin aus Rottach-Egern hat sich Hagn mittlerweile bereits persönlich in Verbindung gesetzt und ihr seine Haltung erläutert.
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