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„Fatale Situation“: Putin-Freund und Tegernsee-Oligarch hinterlässt Millionenschulden bei Villa-Neubau

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Von: Klaus Wiendl

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Fotomontage, links ein Haus, rechts der Oligarch Alisher Usmanow
Vor knapp einem Jahr haben die beteiligten Baufirmen die Arbeiten an dem Anwesen an der Rottacher Forellenstraße, das dem Oligarchen Alisher Usmanow zugeschrieben wird, eingestellt. © Klaus Wiendl/Yuri Kochetkov/dpa

Seit Alischer Usmanow auf der EU-Sanktionsliste steht, steht auch ein Neubau in Rottach-Egern still. Die beteiligten Firmen haben offene Forderungen von über einer Million Euro, wie jetzt bekannt wurde.

Rottach-Egern – Derzeit ist es für Medien schwierig, über die wahren Besitzverhältnisse der Rottacher Immobilien zu berichten. Sie wurden über lange Zeit auch von Ermittlern dem Usbeken mit russischem Pass, Alischer Usmanow, zugeschrieben. Usmanow ging rechtlich dagegen vor. Wichtige Medienhäuser korrigierten inzwischen ihre Berichterstattung.

Die Deutsche Presseagentur (dpa) gab bekannt, die Besitzverhältnisse der Villen, die vom BKA durchsucht wurden, nicht weiter zu nennen. Usmanow hatte angegeben, die Immobilien nicht zu besitzen, sondern sie rechtmäßig zu mieten. Selbst Privatpersonen, die sich öffentlich dazu äußern, werden von einer Hamburger Kanzlei mit Unterlassungserklärungen überzogen.

Mehrfach hatte unsere Zeitung Usmanows Pressesprecher gebeten, doch Beweise für seine Mietverträge der Rottacher Villen vorzulegen, ohne Erfolg. Stattdessen kam die übliche Antwort: „Wenn Herr Usmanov die Immobilien nutzte, zahlte er stets die marktübliche Miete für die Treuhandimmobilien in Deutschland. Die Mietverträge für die Immobilien sind durch offizielle Verträge und Zahlungsbelege nachgewiesen.“

Zahlungsbelege hätten auch gerne die Firmen, die für eine Lake Point Property Holding Limited der Steueroase Isle of Man in der Rottacher Forellenstraße tätig wurden. Denn mit Putins Überfall der Ukraine vor bald einem Jahr landete sein Vertrauter Usmanow Anfang März auf der EU-Sanktionsliste. Wenige Wochen noch wurde an dem insgesamt gut 20 Millionen Euro teuren Projekt am Seeufer weitergewerkelt. Doch als der Geldfluss ausblieb, endete auch die Fertigstellung. So mancher Firmenchef hatte das Unheil nahen sehen und seine a-conto-Rechnungen bereits Mitte Februar 2022 gestellt. „Sie wurden noch umgehend bezahlt“, erzählte damals ein Unternehmer. Er habe „in weiser Voraussicht mit einem solchen Unheil gerechnet“.

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Anwalt vertritt Gläubiger und spricht von „fataler Situation“: Es geht um Forderungen in Millionenhöhe

Andere nicht, wie jetzt ein Anwalt aus dem Landkreis auf Anfrage berichtet. Er möchte – ebenso wie seine Mandanten – vorerst anonym bleiben. Es gehe um offene „Werklohnforderungen“ von über einer Million Euro. Bei einem Unternehmen würden noch 750.000 Euro ausstehen, bei einem anderen 130.000. Andere Mandanten hätten „geringere Forderungen“. Der tragischste Fall sei der einer Gartenbaufirma, die auf „offenen Forderungen von einer halben Million Euro“ sitzen bleibe. Sie hatte im größeren Stil Bäume bestellt und müsse nun eine „erhebliche Summe“ für den Erhalt ausgeben, damit sie nicht eingehen.

„Eine fatale Situation“, so der Anwalt, der die Firmenforderungen bei einer Hamburger Kanzlei einfordert, die auch schon mal etwas beglichen hätte. Weiter sagt der Jurist, dass seine Mandanten „mit diesen Sanktionen eigentlich nichts am Hut haben, doch es bleibt an ihnen hängen“, obwohl offensichtlich „unheimlich viel Kohle“ vorhanden sei.

Usmanow knüpft „Schicksal dieses Hauses“ daran, „wann Gerechtigkeit wiederhergestellt ist“

Usmanow ließ dazu schon vor Monaten auf Nachfrage ausrichten, dass „das Schicksal dieses Hauses ganz davon abhängt, wann die Gerechtigkeit wiederhergestellt ist und die Sanktionen aufgehoben werden. Ich bedauere, dass die Auftragnehmer nicht bezahlt werden können, aber das ist nicht meine Schuld“. Derweil habe die Gemeinde Rottach-Egern „ein unfertiges und leer stehendes Geisterhaus, das noch auf öffentliche Kosten instandgehalten werden muss“, so Usmanow damals.

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