Bedenken wegen Strahlung: Rottach-Egern will sich bei 5G-Ausbau zurückhalten

Die Gemeinde Rottach-Egern hat sich in Sachen 5G-Technologie klar positioniert: Sie will den Ausbau des Netzes nicht aktiv vorantreiben. Die Bedenken wegen der Strahlung sind groß.
Rottach-Egern – Nachdem sich schon Bad Wiessee gegen den Ausbau des 5G-Netzes ausgesprochen hat, stand das entsprechende Förderprogramm von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger jetzt auch auf der Tagesordnung des Rottacher Gemeinderats. Thomas Tomaschek hatte den Antrag gestellt, dass sich die Gemeinde zum Ausbau des Mobilfunks positioniert.
Der Grünen-Gemeinderat habe „damit bei mir offene Türen eingerannt“, erklärte Bürgermeister Christian Köck (CSU). Rottach habe sich bisher auf die Anfrage seitens der Staatsregierung, Standorte für Sendemasten auf Gemeindeflur zu suchen, defensiv gezeigt. „Wir waren da alle sehr zurückhaltend“, fasste Köck die Haltung aller Talbürgermeister zusammen. Er wolle sich nicht aktiv an der Wirtschaftsförderung beteiligen, bis nicht die gesundheitlichen Gefahren der 5G-Technologie geklärt seien.
Das Prädikat Rottach-Egerns als heilklimatischer Kurort sei wohl nicht zu halten bei einer Strahlenbelastung, deren gesundheitliche Folgen nicht abschätzbar seien. Er wolle sich dem Fortschritt nicht verweigern, aber vorsichtig an die Sache herangehen und dem Beschluss von Bad Wiessee folgen: „Zunächst sollten die gesundheitlichen Risiken für Mensch, Tier und Umwelt geklärt werden.“
Auswirkungen der 5G-Strahlung noch nicht ausreichend erforscht
Der Rathauschef war zudem überzeugt, dass es heftigen Widerstand gegen das 5G-Netz gibt – spätestens wenn eine Anlage vor der eigenen Haustür installiert werden soll. „Es bedarf dringend der Aufklärung. So etwas darf einfach nicht von oben herab dirigiert werden“, machte Köck deutlich. Viele andere Gemeinden im Oberland hätten sich ebenfalls gegen die 5G-Technologie ausgesprochen. Die Schweiz habe den Ausbau des 5G-Netzes sogar ausgesetzt.
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Tomaschek merkte an, dass selbst das Bundesamt für Strahlenschutz zu einem „umsichtigen Ausbau“ rate, da die Auswirkungen dieser Frequenzen nicht ausreichend erforscht seien. Kopfschüttelnd bemerkte der Grüne, dass in Deutschland eine tausendfach höhere Strahlendosis als beispielsweise in Österreich erlaubt sei: „Die Strahlung mit bis zu 60 Gigahertz ist eine neue Dimension.“ Ihr wäre man flächendeckend ausgesetzt, weil viele kleine Antennen mit Reichweiten bis zu 30 Metern an Laternen, Bushaltestellen und Häusern geplant seien. Das 5G-Netz könne zwar sehr schnell enorme Datenmengen verschicken. Doch diese Technologie würde vor allem von großen Unternehmen genutzt. Solche gäbe es aber im Tegernseer Tal gar nicht. Deshalb forderte Tomaschek das Gremium auf, drei Fragen zu klären: „Passt diese Technologie zu unserem Ort? Brauchen wir sie in unserem Ort? Können wir den Ausbau von 5G verantworten?“
Angst vor 5G-Technologie: Problem soll talweit angegangen werden
Klaus Fresenius (FWG) räumte ein, dass das 5G-Netz in der Medizin für die schnelle Übertragung von Daten und Bildern beispielsweise aus dem Rettungswagen durchaus eine Rolle spiele. „Dennoch finde ich es richtig, zurückhaltend zu sein. Wir müssen nicht den Vorreiter spielen.“ Der Arzt erinnerte daran, dass man bei der Einführung der Eisenbahn Herzinfarkte aufgrund der Schnelligkeit und beim Handy Hirntumore wegen der Strahlung befürchtet habe. Beides habe sich nicht bewahrheitet. Es sei aber klug, weitere Daten und Erkenntnisse abzuwarten.
Für seine Fraktionskollegin Gabriele Schultes-Jaskolla ist die 5G-Technik ein talweit zu lösendes Thema: „Die Strahlung hört ja nicht an den Ortsgrenzen auf.“ Sie schlug außerdem vor, sich von Experten informieren zu lassen. Johanna Ecker-Schotte, ebenfalls Freie Wähler, hielt die Technologie für „bedrohlich“ und schlug eine Tal-Versammlung zu dem Thema vor.
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Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Suche nach Senderstandorten nicht aktiv zu betreiben. Außerdem soll bei künftigen Anfragen von Mobilfunkbetreibern zur Standortsuche der Gemeinderat informiert und in öffentlicher Sitzung darüber beraten werden.
ak