Bei Razzia am Tegernsee: Spektakuläre Funde in Usmanow-Villa - ein Teil galt als verschollen
Bei der Razzia in Usmanows Villa in Rottach-Egern haben die Ermittler offenbar seltene und überaus wertvolle Schmuckstücke entdeckt.
Rottach-Egern – Vier Immobilien, die Alischer Usmanow einst am Tegernsee erwarb, wurden am Mittwoch von bis zu 120 Beamten durchsucht. Der Milliardär gilt als Freund Putins und wird der Geldwäsche verdächtigt. Usmanow setzt sich gegen die Vorwürfe zur Wehr – doch laut Spiegel fand die Polizei bei der Razzia Millionenwerte an Schmuckstücken.
Zahlreiche bewaffnete Einsatzkräfte mit Schusswesten und Sturmhauben machten bei der Durchsuchung den Eindruck, als wären sie am Seeufer von Rottach-Egern schwer kriminellen Banden auf der Spur. Der Bereich am Ende der Fischerstraße war hermetisch abgeriegelt. Das Interesse der Ermittler galt vor allem der seit Ende Februar unbewohnten Villa, die Alischer Usmanow 2011 über ein Steuerparadies für 7,2 Millionen Euro erworben hatte. Viele Millionen steckte der gebürtige Usbeke in den Um- und Ausbau der einstigen SS-Villa.

Razzia am Tegernsee: Fabergé-Eier in Usmanow-Villa? Echtheit wird geprüft
Millionenschwer war wohl auch der Fund, auf den Fahnder bei der Durchsuchung des herrschaftlichen Sitzes stießen. Laut Spiegel beschlagnahmten Ermittler aus dem Tresor des Milliardärs offenbar seltene Schmuckgegenstände. Dabei könnte es sich um vier sogenannte Fabergé-Eier handeln. Die Echtheit der exklusiven Schmuckstücke werde nun von den Behörden geprüft.
Spektakuläre Funde in Usmanow-Villa: Sechs der wertvollen Eier gelten als verschollen
Fabergé-Eier wurden ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert von dem russischen Goldschmied Peter Carl Fabergé angefertigt. Ihre Form gleicht Ostereiern, sie sind verziert und teils mit Diamanten besetzt. Schwer zu beziffern ist allerdings der Wert der Einzelanfertigungen. Für 12,5 Millionen Euro wechselte eines 2007 im Londoner Auktionshaus Christie’s den Besitzer. Zu sehen sind Fabergé-Eier meist nur in Museen. Zehn Stück sollen sich im Kreml befinden, sechs gelten als verschollen.
Ziel der Razzia war es eigentlich, Beweise zum Verdacht der Geldwäsche und Steuerhinterziehung zu finden. Die Taskforce „Ukraine“ für Schwere und Organisierte Kriminalität des BKA trug laut Spiegel in den vergangenen Monaten fast 100 Geldwäscheverdachtsanzeigen von Banken zusammen, die mit Usmanow in Verbindung gebracht werden.
Razzia bei Usmanow am Tegernsee: Durchsuchung beispiellos in der deutschen Kriminalgeschichte
Die Aktion sei beispiellos in der deutschen Kriminalgeschichte, schreibt das Nachrichtenmagazin. Zum ersten Mal gehen Beamte mit dem Mittel des Strafrechts gegen einen Oligarchen vor, der aus politischen Gründen sanktioniert wurde. Für den Rechtsstaat ist dieses Vorgehen Glücksfall und Notlösung zugleich. Denn es birgt die Chance, endlich an das Vermögen zumindest eines russischen Oligarchen heranzukommen – über den Umweg der Steuergesetze.
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Mehrfach hatte unsere Zeitung über Luxuslimousinen der Marke Maybach mit Münchner Kennzeichen berichtet, die versteckt unweit Usmanows Immobilien in der Tiefgarage einer kleinen Wohnanlage standen. Sie waren Teil eines Fuhrparks einer Münchner Firma, die wohl Usmanow und seiner Schwester Gulbakhor Ismailowa zuzurechnen ist, wie der Spiegel jetzt berichtet. Zur ständigen Verfügung standen dem Milliardär 13 Wagen, darunter ein schusssicherer.
Nach Razzia am Tegernsee: Sprecher Usmanows weist alle Vorwürfe zurück
Auf Anfrage unserer Zeitung weist Usmanows Sprecher Grigory Levchenko alle Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft München II zurück. Sie hatte die Razzia zu verantworten. „Die Ermittlungen sind absurd“, so Levchenko, denn Usmanow habe in dem „fraglichen Zeitraum seit 2014 seine Steuern an dem Ort bezahlt, an dem er seine Hauptinvestitionen getätigt hat, in Russland“.
Zudem habe Usmanow in Deutschland keinen Grundbesitz mehr, „da sich die Immobilien inzwischen in Familienstiftungen befinden, bei denen Herr Usmanow kein Begünstigter ist“. Dieser werde sich mit allen „rechtlichen Mitteln“ gegen die Anschuldigungen zur Wehr setzen.
Rein theoretisch könnte der 69-Jährige in Rottach nach dem Rechten sehen. Denn laut Spiegel soll er im Besitz eines EU-weit gültigen italienischen Touristenvisums sein. Das Visum sei bis 2025 gültig. Klaus Wiendl
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