Auf den Spuren Herrligkoffers

Rottach-Egern - Karl Maria Herrligkoffer gilt als schillerndster Expeditionsleiter des 20. Jahrhunderts. Eine neue Veranstaltungsreihe im Seeforum widmet sich seinem Leben.
Er war Arzt, Höhenforscher, Bergsteiger und vor allem Expeditionsleiter. 27 Projekte mit insgesamt 220 Teilnehmern organisierte der Münchner Arzt Karl Maria Herrligkoffer (1919-1991) zwischen 1953 und 1991. Er gilt als Pionier der Achttausenderbesteigungen, bereitete die Erstbesteigung des Nanga Parbat (8125 Meter) durch Herrmann Buhl vor.

Nicht nur Erfolge, sondern auch Tragödien pflastern seinen Lebensweg. Die Sigi-Löw-Gedächtnis-Expedition zum Nanga Parbat, bei der Günther Messner, der Bruder der lebenden Bergsteiger-Legende Reinhold Messner umkam, ist eine davon. 1954 gründete Herrligkoffer seine Stiftung „Deutsches Institut für Auslandsforschung“, die in Folge 20 Unternehmungen in den Himalaja, in den Karakorum und nach Grönland organisierte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der rastlos und akribisch arbeitende Herrligkoffer in Rottach-Egern, umgeben von Bergsteiger-Größen vom Tegernsee wie dem Waakirchner Hans Engl (70) und dem Rottacher Anderl Mannhardt (75).
Heute leitet sein in Berlin lebender Sohn Klaus Herrligkoffer die Stiftung. Zusammen mit dem Journalisten Klaus Gerosa will die Stiftung neuen Schwung aufnehmen – und zwar in Rottach-Egern. „Die Anmut der Berge, die Nähe zu München und die Unterstützung der Gemeinde sind neben der Grabstätte Herrligkoffers Gründe, warum wir hier in Rottach-Egern neue Aktionen starten“, erklärte der Vize-Vorstand am Donnerstag im Café Sissi im Rottacher Seeforum. Dass die Gemeinde die Pläne der Stiftung begrüße, freue ihn sehr, so Gerosa. Die Unterstützung ist in diesem Fall allerdings nur ideeller, nicht aber finanzieller Art. „Wir wünschen Euch viel Erfolg, viele Zuschauer und einen erfolgreichen Ausbau des Netzwerks“, betonte Dritte Bürgermeisterin Gabriele Schultes-Jaskolla. Ihr war wichtig, dass die Veranstaltungen nicht in Konkurrenz zum Tegernseer Bergfilm-Festival stehen, das heuer wieder vom 21. bis 25. Oktober stattfindet und eine große Schar an Bergfilm-Fans und Alpinisten an den See lockt. Dies sei geklärt und sogar mit dem Festival-Direktor Michael Pause abgesprochen, versicherte Gerosa. „Wir sehen uns vielmehr als Ergänzung zum Festival.“
Im Rottacher Seeforum will die Stiftung neu durchstarten. Am Freitag, 6. März, geht's los mit einem Dia-Vortrag des Privathistorikers und Buchautors Wolfgang Heichel über Adolph Schlagintweit und seine Brüder. Schlagintweit, 1829 in München geboren und 1857 in Ostturkestan ermordet, war Geologe und Kartograph und hinterließ von seinen Expeditionen nach Hochasien kistenweise präzise Vermessungsdaten und grandios gemalte Landschaften. Beginn ist um 19 Uhr.

Am Samstag, 7. März, geht es ab 19 Uhr um die Faszination Grönland und die vier Arktis-Expeditionen Herrligkoffers. Auf dem Programm stehen Lichtbildervorträge über die Bedeutung Grönlands heute für Welt und Klima sowie über die Expeditionsgeschichten der Arktis. Klaus Gerosa wirft zudem einen Blick in das Herrligkoffer-Archiv und zeigt in einer Erstaufführung einen Film zur Grönland-Expedition von 1966. Zum Abschluss des Abends plaudern bei einer Podiumsdiskussion ehemalige Herrligkoffer-Expeditionsteilnehmer und Zeitzeugen unter dem Motto „Ich war dabei – so war es wirklich“. Dabei sind unter anderem der Bergsteiger Pit Schubert und der Rottacher Hans Kirschberger. Der Eintritt zu beiden Abenden ist frei.
Von 4. bis 6. Oktober ist erneut eine Tagung im Seeforum geplant, das Frühjahr 2016 soll dann im Zeichen des 100. Geburtstags von Karl Maria Herrligkoffer stehen.
Die Themen von damals in die Neuzeit holen und Erlebtes aufarbeiten, das ist das Ziel der Stiftung. Konkret am Laufen hat die Stiftung vier Projekte. Alle sind auf ihre ethische, soziale und ökologische Tauglichkeit geprüft. Der Bau einer Klinik für Bergsteiger am Fuße des Kilimandscharo dürfte da ganz im Sinne Herrligkoffers sein.