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Geldwäsche bei „Tegernsee-Oligarch“ Alisher Usmanow? Razzia nimmt Bankkonten ins Visier

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Von: Klaus Wiendl

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Milliardär mit besten Kontakten zu Putin: Alisher Usmanow (Mitte). Das Bild entstand 2017
Milliardär mit besten Kontakten zu Putin: Alisher Usmanow (Mitte). Das Bild entstand 2017. © Mikhail Klimentyev/Imago

„Tegernsee-Oligarch“ Alisher Usmanow soll Millionenbeträge verschoben haben und Eigentümer verschleiert. Nun wurden Geldinstitute in München und Frankfurt durchsucht.

Rottach-Egern – BKA-Fahnder nahmen sich nun Filialen der Schweizer Großbank UBS in Frankfurt und München vor. Sie suchten nach Konten von Alisher Usmanow. Der Oligarch steht im Verdacht, Millionen gewaschen zu haben.

Der mehrfache Milliardär Usmanow (69) kommt nicht aus den Schlagzeilen. Zu umfangreich sind offenbar seine Schätze im Verborgenen. Der gebürtige Usbeke steht als Putin-Vertrauter seit dessen Überfall der Ukraine auf der EU-Sanktionsliste, als „Verwalter von Finanzströmen“ des Kreml-Chefs. Als sich der Krieg anbahnte und Usmanow rechtzeitig Wind davon bekam, verließ er Ende Februar fluchtartig seinen Zweitwohnsitz in Rottach-Egern.

Alisher Usmanow: „Tegernsee-Oligarch“ wegen Steuerhinterziehung unter Verdacht

Nach der umfangreichen Razzia am 21. September am Tegernsee wurde bekannt, dass sich Usmanow seit 2014 immer wieder länger in seiner Villa am Tegernsee und in München aufgehalten haben soll. Von so langer Dauer, dass er damit in Deutschland steuerpflichtig geworden sei, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft München II. Sie ermittelt gegen Usmanow wegen des Verdachts der Geldwäsche, Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz und Steuerhinterziehung.

Während man in seinen oberbayerischen Immobilien offenbar auf Unterlagen und wertvolle Kunstgegenstände wie die vermeintlichen Fabergé-Eier gestoßen ist, standen am Dienstag um 10 Uhr Usmanows Privatkonten bei der UBS im Visier der Fahnder. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt bestätigte die Razzia gegenüber dem Spiegel. Die Frankfurter Zentrale wurde von BKA-Kräften ebenso durchsucht wie die Filiale in München.

Die BKA-Abteilung für Schwere und Organisierte Kriminalität soll fast 100 Geldwäscheverdachtsmeldungen von Banken zusammengetragen haben, die Usmanows Transaktionen betreffen sollen. Die Anzeigen richten sich demnach zum Teil gegen den Sanktionierten selbst, zum Teil auch gegen Offshore-Firmen, die mit Usmanow in Verbindung stehen.

Tegernsee: Razzia untersucht Usmanow-Bankkonten wegen Verdachts der Geldwäsche

Bei den Offshore-Firmen kommt dann wieder der Tegernsee ins Spiel. Denn alle vier Immobilien, die Usmanow in Rottach-Egern zugeschrieben werden, wurden von Briefkastenfirmen auf der britischen Steueroase Isle of Man erworben. Sämtliche Kaufverträge von Münchner Notariaten liegen unserer Zeitung vor. Usmanows Bevollmächtige kauften unter Fantasienamen wie „Lake Point Property Holding“ oder „Tegernsee (IOM) Limited“.

Auf insgesamt 36 solcher Offshorefirmen seien Fahnder der „Task Force Ermittlungsgruppe Ukraine“ in Deutschland gestoßen. Schon 2017 registrierte die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee verdächtige Geldbewegungen Usmanows. Es folgte eine Geldwäscheverdachtsanzeige bei der zuständigen Financial Intelligence Unit (FIU) in Köln. Offenbar mit Erfolg. Denn weitere verdächtige Kontobewegungen soll es ab dem Jahr 2018 mit mehr als zwei Millionen Euro gegeben haben.

Rottach: „Tegernsee (IOM) Limited“ zur Verschleierung von Eigentumsverhältnissen

Laut Ermittler soll auch die „Tegernsee (IOM) Limited“ in die Überweisungen verwickelt sein. Mithilfe von Strohmännern soll Usmanow mit den Geldflüssen versucht haben, Vermögen zu verschieben und dabei tatsächliche Eigentumsverhältnisse zu verschleiern. Insgesamt soll Usmanow Steuern von 555 Millionen Euro hinterzogen haben, da er in Deutschland steuerpflichtig gewesen sei.

Der Sprecher Usmanows, Grigory Levchenko, wies gegenüber unserer Zeitung die Vorwürfe entschieden zurück. Sie seien haltlos, falsch und ehrenrührig. Der Unternehmer sei „ein gesetzestreuer Steuerzahler, der seine Abgaben in Russland geleistet hat“.

Alisher Usmanow, Putin-Vertrauter und Milliardär, hat mehrere Villen am Tegernsee. Nun spekulieren die Nachbarn: Ist er noch da?
Alisher Usmanow hat mehrere Villen am Tegernsee. Nun spekulieren die Nachbarn: Ist er noch da? © Westend61/Yuri Kochetkov/IMAGO/dpa (Archivbilder/Montage)

Zeitgleich wurde auch bekannt, dass sich auf Usmanows Luxusyacht „Dilbar“, die vor Monaten von deutschen Behörden festgesetzt wurde, offenbar zahlreiche Kunstschätze befanden. Laut Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ seien Fahnder auf rund 30 Gemälde bedeutender Maler im Wert von geschätzt fünf Millionen Euro gestoßen. Auch ein Werk Mark Chagalls sei darunter.

Kürzlich hatte sich Milliardär Alisher Usmanow erstmals selbst zu seinem Vermögen geäußert - und Vorhaltungen sowie nähere Verbindungen zum Kreml zurückgewiesen.

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